Nahost-Hoffnungen lassen Ölpreis abschmieren
Finanzmärkte
Ölpreis schmiert ab
Anleger strafen Porsche AG ab – Kurssturz bei Philips belastet Aktie von Siemens Healthineers
ku/tom Frankfurt
Ein überraschend milde ausgefallener Gegenschlag Israels gegen den Iran hat quasi zu einem Ausverkauf am Ölmarkt geführt. Die Notierung der wichtigsten Sorte Brent Crude brach um 6% auf 71,56 Dollar je Barrel ein. Das Tagestief lag sogar bei 71,29 Dollar. Dies war der niedrigste Stand seit September vergangenen Jahres. Händlern zufolge ist damit praktisch die gesamte geopolitische Risikoprämie aus dem Ölpreis entwichen, weil die Gefahr einer kriegsbedingten Unterbrechung der Öllieferungen aus dem Nahen Osten stark gesunken sei.
Als Reaktion auf den iranischen Schlag vom 1. Oktober hatte Israel am Wochenende zwar den Iran aus der Luft angegriffen, war dabei aber – verglichen mit der zuvor scharfen Rhetorik von israelischen Regierungsmitgliedern – recht zurückhaltend vorgegangen. Angriffe auf iranische Atomanlagen oder die Ölindustrie gab es keine. Angegriffen worden seien Fabriken, die ballistische Raketen herstellen, sowie auch Luftverteidigungsanlagen, die die iranische Energieinfrastruktur verteidigen sollten. Dies wurde insofern indirekt von der iranischen Regierung bestätigt, weil diese mitteilte, es seien vier iranische Offiziere getötet worden.
Iranische Reaktion steht aus
Sollte sich letzterer Aspekt bewahrheiten, würde das bedeuten, dass die Luftabwehr dieser wichtigen Energieanlagen beeinträchtigt sein könnte, was dem Iran mit Blick auf weitere israelische Schläge Zurückhaltung bei der eigenen Reaktion auferlegen könnte, weil sich die essenzielle iranische Infrastruktur als gefährdet herausgestellt haben würde. Aktuell hieß es von der iranischen Regierung zwar, es werde eine „angemessene Antwort“ geben. Die Rhetorik war aber auch hier zurückhaltender als in den vergangenen Wochen. Präsident Massud Peseschkian sagte den staatlichen iranischen Medien, sein Land sei nicht auf einen Krieg aus. Zudem gab es Berichte, dass Israel den Iran über arabische Länder vorab über den Schlag und sein begrenztes Ausmaß informiert habe.
An den Aktienmärkten konnte der deutsche Leitindex zum Wochenauftakt moderate Gewinne verbuchen. Die Hoffnung auf eine Entspannung im Nahen Osten gab den Märkten etwas Rückenwind. Der Dax ging mit einem Aufschlag von 0,4% bei 19.532 Zählern aus dem Handel. Auch MDax und Euro Stoxx konnten zulegen.
Warten auf die Tech-Riesen
Die aktuelle Zurückhaltung der Anleger erklärt sich nicht zuletzt dadurch, dass in den kommenden Tagen wichtige Konjunkturdaten und die Quartalsberichte von Börsen-Schwergewichten aus dem In- und Ausland auf der Agenda stehen. Darunter sind auch die Tech-Größen Alphabet, Amazon, Apple und Microsoft. Auch die am 5. November anstehenden US-Wahlen bremsen die Risikofreude der Anleger. Das Allzeithoch des Dax bei 19.675 Punkten bleibt dennoch in Reichweite.
Unter den größten Verlierern im Leitindex waren am Montag die Titel der Porsche AG. Bereits am Freitagabend hatte der Sportwagenbauer seine Neunmonatszahlen vorgelegt und dabei vor allem mit seinem Barmittelzufluss enttäuscht. Die Aktie büßte daraufhin über 5% ein.
Philips ziehen Healthineers runter
Nicht viel besser ging es den Papieren des Medizintechnikkonzerns Siemens Healthineers. Die Aktie geriet unter Druck, nachdem der niederländische Konkurrent Philips sein Jahresumsatzziel senken musste. Philips machte vor allem ein schwaches China-Geschäft für die enttäuschenden Quartalszahlen und den gekappten Ausblick verantwortlich. Anleger quittierten die Nachricht mit einem heftigen Kurssturz von zeitweise über 17%. Mit 24,67 Euro war die Aktie so billig wie seit Juli nicht mehr. Im Dax gaben Healthineers-Papiere am Nachmittag über 3% nach.
Gefragter waren am Montag Titel aus den Segmenten Reise, Freizeit und Luxus. Die Branchen profitieren von der ausgebliebenen Eskalation im Nahen Osten. Die Aktien von Lufthansa, Fraport und Tui zählten zu den Gewinnern des Tages.