Märkte am Abend

Nahost-Krise kostet den Dax weitere Punkte

Angesichts der Eskalation im Nahen Osten war die Aktie des Rüstungsherstellers Rheinmetall weiter gefragt. Unter Druck gerieten dagegen Touristik- und Reise-Titel. Der Bitcoin setzt zu einer Erholung an.

Nahost-Krise kostet den Dax weitere Punkte

Finanzmärkte

Nahost-Krise kostet den Dax weitere Punkte

Rheinmetall-Aktie erneut gefragt – Tourismus-Titel unter Druck – Bitcoin erholt sich

tom Frankfurt

Nach der jüngsten Eskalation im Nahost-Konflikt hat sich der deutsche Leitindex zunächst orientierungslos gezeigt. Lange pendelte das Börsenbarometer um seinen Vortagesschluss, bevor sich der Dax dann doch zunehmend auf die Verliererstraße begab und bis Handelsschluss 0,3% auf 19.165 Zähler einbüßte. Auch der MDax verbuchte Verluste.

Am Dienstag hatten die Aktienmärkte ins Minus gedreht, nachdem sich die Nachricht vom geplanten Angriff des Iran auf Israel manifestierte. Am Mittwoch dann hielten sich Optimisten und Pessimisten zunächst die Waage. Einerseits sind die Schäden der iranischen Raketenangriffe überschaubar geblieben, andererseits droht Israel nun mit Vergeltung. Die Eskalationsspirale mit der Gefahr einer Ausweitung der kriegerischen Auseinandersetzungen auf weitere Akteure ist also keineswegs gebannt. Israel wird einem Medienbericht zufolge mit einer „erheblichen Vergeltungsmaßnahme“ innerhalb der kommenden Tage auf den iranischen Angriff reagieren.

Unsicherheit ist zurück

Eine Stabilisierung an den Aktienmärkten ist daher vorerst nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil ist mit den Entwicklungen im Nahen Osten die Unsicherheit wieder zurück. Dies zeigten auch die anziehenden Volatilitätsindizes und die steigenden Ölpreise. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils rund 3%. Mit 75,79 bzw. 72,14 Dollar je Fass waren sie so teuer wie seit Anfang September nicht mehr. Bereits am Dienstag waren die Preise um jeweils rund 2,5% gestiegen. Ziel eines israelischen Revancheangriffs könnten unter anderem Ölanlagen im Iran sein, meldete das US-Nachrichtenportal Axios unter Berufung auf israelische Behördenvertreter. „Der Iran liefert etwa 4% der globalen Ölversorgung. Wichtig ist nun, ob Saudi-Arabien seine Produktion erhöht, falls die iranischen Lieferungen unterbrochen werden“, schrieben die Experten des Analysehauses Capital Economics.

Auch bei den Einzeltiteln war die Entwicklung von dem Geschehen im Nahen Osten geprägt. Schwächer notierten Luftfahrt- und Tourismusaktien. Im MDax brachen die Titel von Lufthansa und Tui zeitweise um jeweils 4% ein.

Rückenwind für Rheinmetall-Aktie

Dagegen zeigten sich Papiere aus dem Rüstungssektor ähnlich richtungslos wie die Aktienmärkte insgesamt. Im Leitindex gehörte die Aktie von Rheinmetall wie bereits am Vortag zu den größten Gewinnern. Dagegen konnten die Branchenkollegen von Hensoldt nicht weiter zulegen. Nach der jüngsten Erholung zeigten sich die Papiere am Mittwoch wenig verändert. Für die Titel von Renk ging es im SDax sogar deutlich nach unten. Ausschlaggebend dafür war die Meldung, dass Hauptaktionär Triton einen großen Teil seines Pakets zu Geld machen will. Die von der Fondsgesellschaft kontrollierte Firma Rebecca Bidco biete Aktien für 385 Mill. Euro an, berichtete Bloomberg. Der Preis dürfte bei 21 Euro je Stück liegen. Damit würden etwa 18,3 Millionen Papiere den Eigentümer wechseln. Triton hielt zuletzt 51,85 Millionen Aktien und damit die Mehrheit an Renk. Mit der Platzierung dürfte der Anteil auf rund ein Drittel sinken.

Ebenfalls uneinheitlich reagierten die Papiere der Sportartikelhersteller Adidas und Puma auf den deutlichen Umsatzrückgang und die gestrichene Jahresprognose bei US-Konkurrent Nike. Adidas zählten im Dax zu den Gewinnern, dagegen konnten Puma im MDax nicht profitieren. J.P. Morgan sieht unternehmensspezifische Gründe für die Schwäche der Amerikaner. Laut UBS-Analystin Zuzanna Pusz profitiert Adidas davon.

Wacker Chemie legen zu

Im MDax zählten Wacker Chemie nach einer positiven Kommentierung durch die Citigroup zu den größten Gewinnern. Um bis zu 8% waren die Aktien im frühen Handel nach oben gesprungen, nachdem die US-Bank in niedrig angesetzten US-Zöllen auf Solar-Importe aus Südostasien ein klar positives Signal für das Unternehmen sah. Der Kurs erreichte ein Hoch seit Ende Juli. 

Im SDax gehörte Grenke zu den größten Gewinnern. Der Leasingspezialist konnte im dritten Quartal sein Neugeschäft deutlich ausweiten und sieht sich auf Kurs zu seinem Jahresziel. Zudem hat er wie angekündigt rund 2,3 Millionen eigene Aktien zurückgekauft.

Bitcoin auf Erholungskurs

Etwas erholt zeigte sich am Mittwoch der Bitcoin. Am Vormittag wurde die bekannteste Kryptowährung auf der Handelsplattform Bitstamp bei 61.700 Dollar gehandelt, nachdem der Kurs in der vergangenen Nacht zeitweise bis auf 60.164 Dollar gefallen war. Am Wochenende hatte der Bitcoin noch über 65.000 Dollar notiert. Die Zuspitzung der geopolitischen Lage im Nahen Osten sorgte dafür, dass die Anleger einen Bogen um riskante Anlagen machten.

Nach Einschätzung des Marktanalysten Timo Emden von Emden Research bleiben die geopolitischen Risiken auch in den kommenden Tagen ein Unsicherheitsfaktor für den Handel mit dem Bitcoin. „Im Falle einer weiteren Eskalation des Konflikts droht ein Rutsch unter die psychologisch wichtige 60.000-Dollar-Marke“, sagte Emden. Auf der anderen Seite wird der Bitcoin nach wie vor von der Spekulation auf sinkende Zinsen gestützt.