Die Verschwendung fällt gewaltig aus: Laut dem Food Waste Index Report der Vereinten Nationen sind im vergangenen Jahr weltweit 1,3 Mrd. Tonnen Lebensmittel im Müll gelandet – ein Drittel der globalen Produktion. Zugleich steigt die Zahl Hunger leidender Menschen auf dem Globus, aktuell wird sie auf 800 Millionen beziffert.

In der Folge entsteht laut Oddo BHF Asset Management nicht nur ein soziales, sondern auch ein ökologisches Problem. „Die Erzeugung der verschwendeten Lebensmittel erfordert die dreifache Wassermenge des Genfer Sees und verbraucht mit 1,4 Mrd. Hektar fast ein Drittel der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche“, kommentiert Clément Maclou, Portfoliomanager bei dem Vermögensverwalter, anlässlich des Weltwassertages am 22. März. Auch die Methanemissionen von 3,3 Mrd. Tonnen pro Jahr, die durch den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln, Emissionen bei der industriellen Verarbeitung von Lebensmitteln, die Abfallentsorgung und den Transport entstünden, schädigten die Umwelt.

Die Arbeit an Lösungen für diese Probleme eröffne indes Anlagechancen. Schließlich unterstützen auch die Vereinten Nationen ein Umdenken hin zu einer nachhaltigen und sicheren Ernährung. Davon profitierten Firmen, die Lebensmittelabfälle verwerteten – besonders interessant seien aber Unternehmen, die zu einer Verringerung des Mülls beitrügen. Dazu zähle die niederländische Corbion, die zu den Weltmarktführern bei der natürlichen Fleischkonservierung gehöre. Deren irischer Wettbewerber Kerry dürfte laut Maclou ebenfalls zu den Gewinnern des Trends zu einer nachhaltigeren Ernährung zählen.

Die Aktie des Konzerns aus Tralee ist auch bei Analysten beliebt: In der Datenbank des Informationsdienstleisters Bloomberg finden sich für das Papier 14 Kaufempfehlungen, dem stehen zwei „Verkaufen”-Vota gegenüber – nur ein Investmenthaus rät zum Halten. Zu den Optimisten gehören die Analysten der Deutschen Bank, die in der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung für das Unternehmen eine Wachstumsplattform mit starkem Absatztrend sehen.

Bei Corbion fällt die Stimmung verhaltener aus: Acht Investmenthäuser beobachten die Aktie laut Bloomberg regelmäßig, je vier raten zum Kaufen und Halten des Titels. Der Kurs des niederländischen Unternehmens hat sich in den vergangenen Jahren schwankungsanfällig gezeigt: Dem Corona-Marktcrash im Frühjahr 2020 folgte ein steiler Aufschwung, seit einem im Februar 2021 erreichten Rekordhoch zeigt der Trend aber nach unten. Die britische Großbank Barclays sieht steigende Fracht- und Rohstoffkosten als Risiken in Bezug auf die Margenentwicklung des Unternehmens. Allerdings sei Corbion durchaus in der Lage, stark vom Megatrend Nachhaltigkeit zu profitieren.

Laut Oddo BHF AM spielt beim Anlagethema Lebensmittelkonservierung auch die Verpackung eine Rolle. Daher sei der Düsseldorfer Industriekonzern Gea interessant: Dieser habe ein System entwickelt, mit dem der Sauerstoffgehalt und die Intaktheit der Produktversiegelung einer Verpackungslinie überwacht werden könnten.