Devisenmarkt

Rubel sackt auf Rekordtief ab

Angesichts des Ukraine-Krieges ist es an den Devisenmärkten zu ungewöhnlich starken Turbulenzen gekommen. Investoren flüchteten in Safe-Haven-Währungen.

Rubel sackt auf Rekordtief ab

wbr Frankfurt

Angesichts des Ukraine-Krieges ist es an den Devisenmärkten zu Turbulenzen gekommen. Unter Druck gerieten der Rubel und viele weitere Währungen. Der Euro fiel erstmals seit Januar wieder unter 1,12 Dollar und notierte am Abend mit einem Minus von 1,5% bei 1,1142 Dollar. Am Vorabend hatte ein Euro 1,1310 Dollar gekostet.

Die russische Währung brach um bis zu 11% auf ein Rekordtief von 89,99 Rubel pro Dollar ein. Am Abend mussten für einen Dollar 86,66 Rubel gezahlt werden. Die Rendite der russischen zehnjährigen Staatsanleihen stieg zwischenzeitlich auf 14% und damit auf den höchsten Stand seit 2016.

Interventionen angekündigt

Die russische Zentralbank CBR kündigte Interventionen am Devisenmarkt an. So wurde etwa die Liste von Sicherheiten, die gegen Zentralbankgeld akzeptiert werden, erweitert, berichtet Reuters. Darüber hinaus wurde zusätzliche Liquidität für die Banken angekündigt. Die CBR erhöhte zudem das tägliche Dollar-Angebot für Devisenswapgeschäfte mit Banken von 3 Mrd. auf 5 Mrd. Dollar. Die ukrainische Zentralbank verbot Devisenkäufe auf dem Interbankenmarkt und legte einen offiziellen Wechselkurs fest.

Die türkische Währung verlor gegenüber dem Dollar 2,8% an Wert und notierte bei 14,20 Lira pro Dollar. Sie fiel damit auf ein Zweimonatstief. Das Land ist mit Russland wirtschaftlich eng verflochten, insbesondere durch Erdgaslieferungen in die Türkei. Die Lira hat bis zu den Tiefstständen Ende 2021 aber noch Luft. Damals notierte der Dollar bei 16,60 Lira.

Auch skandinavische Währungen wie die norwegische (–1,8%) und schwedische Krone (–2,5%) büßten gegenüber dem Dollar an Wert ein. Stark steigende Energiepreise im Zuge des Ukraine-Krieges könnten die Inflation weiter steigen lassen und so die Notenbanken stärker unter Zugzwang setzen.

Die aktuelle Marktlage ist nach Ansicht der Commerzbank für Investoren schwer zu beurteilen. Klar sei, dass die Volatilität erhöht bleiben dürfte. Die Frage sei, ob ähnlich wie im Golfkrieg nach tatsächlich erfolgten Angriffen jetzt eine gewisse Stabilisierung an den Finanzmärkten eintreten werde. „Ich würde nicht darauf wetten, denn diesmal geht es um Russland und den Westen, um einen Krieg vor der eigenen Haustür und vermutlich auch um eine politische Neuorientierung der Weltordnung. Ich glaube deshalb nicht an eine schnelle Stabilisierung an den Finanzmärkten“, sagt Währungsanalystin Antje Praefcke von der Commerzbank. Dies bedeute für den Devisenmarkt, dass die sicheren Häfen, vor allem Franken und Dollar, weiter stark gesucht blieben.

Die Nachfrage nach als sicher geltenden Devisen nahm sprunghaft zu. Neben dem Greenback – der Dollar-Index stieg um 1,3% – waren der Yen und der Franken gefragt. Die Schweizer Währung war so teuer wie zuletzt 2015 und stieg um 0,7% auf 1,0308 Franken pro Euro.

Raiffeisen Capital Management (RCM)  weist außerdem daraufhin, dass die militärische Eskalation auch Auswirkungen auf die Länder Osteuropas haben werde. Die Währungen Polens, Ungarns und Tschechiens hätten laut Ronald Schneider von RCM das Nachsehen, weil diese mit dem Euro in die Tiefe gezogen werden dürften.