SEC bremst US-IPOs chinesischer Firmen aus
nh Schanghai
In der ausufernden Kontroverse um die Regulierung von Börsengängen chinesischer Technologieunternehmen in den USA hat die US-Wertpapierbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) am Freitag ein überraschendes Machtwort gesprochen. Bis auf weiteres wird die Aufsicht keine neuen Anträge auf Initial Public Offerings (IPOs) chinesischer Firmen an den New Yorker Börsen mehr bearbeiten.
Pekings Regulierung im Blick
Wie SEC-Chairman Gary Gensler erklärt, steht der vorläufige Börsenzugangsstopp in einem engen Zusammenhang mit der Pekinger Regulierungsoffensive gegen heimische Technologiefirmen, die zu dramatischen Kursverlusten bei in den USA notierten Aktien geführt hat und US-Investoren entsprechend vor eine neue Risikosituation stellt. Im Sinne des Schutzes von US-Anlegern will die SEC nun dafür sorgen, dass chinesische IPO-Anwärter wesentlich umfangreichere Angaben in ihren Prospekten zu den möglichen Risiken von politischen und regulatorischen Regierungseingriffen und den entsprechenden Konsequenzen für ihre Finanzperformance machen.
Im Zentrum der Kontroverse steht der jüngste Börsengang des chinesischen Fahrdienstvermittlers Didi in New York. Chinesische Behörden hatten Didi kurz nach dem Börsendebüt wegen der Verletzung von Datenschutzregeln angegangen und mit einer App-Sperre bestraft, die Didis Geschäftsperspektiven stark beeinträchtigt und den Kurs abstürzen ließ. Gleichzeitig stellte Peking neue Hürden für Chinas Anwärter auf US-Listings auf, die sich nun umfassenden Cybersecurity-Prüfungen gegenübersehen.
Während Peking die Entscheidung zum US-IPO heimischer Firmen künftig als Angelegenheit der „nationalen Sicherheit“ zu kontrollieren gedenkt, sieht die SEC Anlass, US-Anleger vor den Risiken chinesischer Regierungsinterventionen bei Privatfirmen zu schützen. Beide Verfahrenswege werden das bislang hochlukrative Wall-Street-Geschäft mit chinesischen Listings auf absehbare Zeit abwürgen.