Geld oder BriefGenerali-Kurs auf Höhenflug

Spekulationen treiben den Generali-Kurs

Generali-CEO Philippe Donnet will die Aktionäre mit reichen Ausschüttungen beglücken. Die Minderheitsaktionäre Caltagirone und Delfin wollen ihn trotzdem stürzen.

Spekulationen treiben den Generali-Kurs

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Spekulationen treiben den Generali-Kurs

CEO Philippe Donnet will die Aktionäre mit reichen Ausschüttungen beglücken – Doch einige Anteilseigner machen Front gegen ihn

bl Mailand
Von Gerhard Bläske, Mailand

Für die meisten Analysten ist der italienische Versicherer Generali eine klare Kaufempfehlung. Der Kurs wird nicht nur von den Geschäftszahlen und dem gerade präsentierten Strategieplan getrieben. Es sind auch die heftigen Spekulationen um die Zukunft des Versicherers, die beflügeln. Mit dem Einstieg der HVB-Mutter Unicredit, die für 2 Mrd. Euro 4,1% der Anteile (sowie indirekt weitere 0,6%) erworben hat, haben die Spekulationen neue Nahrung bekommen. Zum Showdown könnte es Anfang Mai bei der Hauptversammlung der Generali kommen.

Bereits seit Jahren versuchen die Generali-Aktonäre Francesco Caltagirone (9,9%) und die Holding Delfin der Familie Del Vecchio, Großaktionäre des Brillenriesen EssilorLuxottica, die 6,9% der Anteile hält, Generali-CEO Philippe Donnet zu stürzen. Nun sehen sie ihre große Chance gekommen. Denn sie sind auch mit insgesamt 27% an dem mit einem Anteil von 13% größten Generali-Aktionär Mediobanca und an der teilstaatlichen Monte dei Paschi di Siena (MPS) beteiligt. Das ist deshalb von Bedeutung, weil die MPS kürzlich ein Übernahmeangebot für die Mediobanca vorgelegt hat. Beobachter in Italien sind sich einig, dass die Monte-dei-Paschi-Offerte letztlich auf die Generali abzielt, einen der größten Versicherer weltweit, der außerdem 843 Mrd. Euro an Assets under Management hat.

Interessant ist dabei, dass Premierministerin Giorgia Meloni kaum verhohlen interveniert. Sie lehnt das von der Generali geplante paritätische Joint Venture mit der französischen Natixis, durch das mit einem verwalteten Vermögen von 1,9 Bill. Euro Europas zweitgrößter Vermögensverwalter entstünde, ab. Meloni fürchtet eine ausländische Kontrolle des italienischen Sparvermögens. Selbst gute Argumente Donnets, der Garantien dafür gibt, dass genau das nicht passiert, prallen an ihr ab. Wirtschaftliche Argumente interessieren sie nicht: Ihr geht es darum, neben Unicredit und der Intesa Sanpaolo eine dritte große italienische Finanzgruppe aus Monte dei Paschi, Mediobanca und Generali zu schmieden.

Großer Einfluss Roms

Rom hat großen Einfluss. Denn der Staat ist noch mit 11,7% an der Monte dei Paschi beteiligt und kann auch über eine Golden-Power-Regelung mitreden. Wie der Machtkampf ausgehen wird, weiß man erst nach der Hauptversammlung. Obwohl Unicredit mitteilt, „kein strategisches Interesse“ an der Generali-Beteiligung zu haben, könnte die HVB-Mutter am Ende das Zünglein an der Waage sein und davon etwa durch Vereinbarungen im Bancassurance-Sektor profitieren.

Unterdessen versucht die Generali wirtschaftlich zu überzeugen. Die Aktionäre sollen zwischen 2025 und 2027 insgesamt 7 Mrd. Euro an Dividenden und weitere 1,5 Mrd. Euro über Aktienrückkäufe erhalten – 30% mehr als im vorigen Drei-Jahres-Programm. Donnet will den Gewinn je Aktie um jährlich 8 bis 10% erhöhen. Der Netto-Cashflow soll auf mehr als 11 Mrd. Euro steigen. Die Impulse sollen vor allem aus dem Versicherungsgeschäft kommen, in dem sich die Generali auf margenstarke Produkte konzentriert. Und Donnet setzt auf die Vermögensverwaltung. Nachdem durch die Übernahme des US-Vermögensverwalters Conning von der asiatischen Finanzholding Cathay Finance im vergangenen Jahr die Position im Assetmanagement vor allem in den USA und Asien sowie im Bereich der alternativen Kredite ausgebaut worden war, soll das Joint Venture mit Natixis weitere Impulse bringen. Zwar fielen in den ersten Jahren Kosten an. Doch der Versicherer erwartet, dass ihm aus dem Startkapital, das heißt den in die Tochtergesellschaften reinvestierten Vermögenswerten, zusätzliche 1 Mrd. Euro zufließen werden.

Modulare Lösungen

Durch die Akquisition der italienischen Cattolica sowie von Liberty Seguros (für 2,3 Mrd. Euro) hat die Generali in den vorigen Jahren ihre Position in der Schadensparte gestärkt, insbesondere in Portugal, Spanien und Irland. Einen Coup gelandet hat Donnet, als er den Allianz-CFO Giulio Terzariol gewann. Terzariol steht der Generali-Versicherungssparte vor. In der Nicht-Leben-Sparte setzt Generali auf modulare und einfachere Lösungen. In der Leben-Sparte, die immer noch den größten Teil zu den Brutto-Prämieneinnahmen beisteuert, werden statt Produkten mit Garantien renditestärkere Spar- und Rentenprodukte angeboten, die weniger Kapital binden. Getrennt hat sich die Generali von Teilen des klassischen Lebensversicherungsgeschäfts und etwa die deutsche Generali Leben verkauft.

Attraktive Dividendenrendite

Der Kurs ist binnen zwölf Monaten um 48% gestiegen und hat in den vorigen fünf Jahren um rund 70% zugelegt. Generali ist mit 48 Mrd. Euro bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11 und eine Dividendenrendite von um die 5% sind attraktiv. Die Deutsche Bank hat nach dem Strategietag das Kursziel dennoch bei 26 Euro belassen und empfiehlt Halten. Die genannten Ziele lägen nicht über dem Konsens. Berenberg-Analyst Michael Huttner bleibt bei seiner Kaufempfehlung, hat aber das Kursziel von 30 auf 34,80 Euro nach oben korrigiert. Er glaubt, die Zielsetzungen könnten übertroffen werden. Die Ratingagentur Fitch warnte kürzlich aber davor, das Exposure in italienischen Staatsanleihen zu erhöhen. Dann könne es ein Downgrade geben. Generali hält derzeit italienische Bonds im Umfang von 36,5 Mrd. Euro.