Steigende US-Bondrenditen erwartet
kjo Frankfurt
Der jüngste US-Verbraucherpreisindex für Juli ist mit Blick auf die Teuerungssorgen der Marktteilnehmer relativ positiv ausgefallen. Das nährte die Hoffnung, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht hat und dass dies in den kommenden Monaten eine Wende in der Geldpolitik der US-Notenbank einläuten könnte. Risikoanlagen erfuhren in der Folge Unterstützung. Die Gesamtinflation liegt jedoch nach wie vor bei 8,5% und die Kerninflation bei 5,9.
„Unserer Einschätzung nach dürfte die Kerninflation bis zum Jahresende kaum unter 5% sinken. Wir halten es für voreilig, zu früh im nächsten Jahr mit Zinssenkungen zu rechnen“, sagt Mark Dowding, Chief Investment Officer beim auf aktive Fixed-Income-Strategien spezialisierten Assetmanager Blue Bay. Der jüngste Arbeitsmarktbericht habe bestätigt, dass sich die US-Wirtschaft weiterhin in guter Verfassung befinde. „Daher sind wir der Meinung, dass einige Marktteilnehmer für das kommende Jahr geradezu von einer Rezession ausgehen wollen“, führt Dowding aus, dessen Arbeitgeber in Unternehmens- und Staatsanleihen, Zinsprodukten sowie Währungen weltweit ein Kundenvermögen von mehr als 128 Mrd. Dollar verwaltet.
Die Argumentation der Marktteilnehmer beruhe offenbar weitgehend auf der Vorstellung, dass eine Rezession nach einer Umkehrung der Zinskurve im Jahr 2022 zwingend sei. „Daher erwarten wir in den kommenden Monaten weiterhin einen Anstieg der Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen auf mehr als 3% und behalten eine kurze Duration bei“, sagt Dowding. Vor der Fed-Sitzung im September werde man weitere Daten zum Arbeitsmarkt und zur Inflation beobachten. Derzeit scheine die Wahrscheinlichkeit einer Anhebung um 50 oder 75 Basispunkte ziemlich ausgeglichen. „Es ist unwahrscheinlich, dass das Bild in den kommenden Wochen klarer wird. Daher dürfte die Volatilität der Zinssätze im Vergleich zu den vergangenen Wochen geringer sein“, so Dowding.
Vorsichtige Fed-Vertreter
Vor diesem Hintergrund könnten Aktien- und Anleihe-Spreads profitieren, da Anleger offenbar übermäßig vorsichtig positioniert gewesen seien. „Weil sich die finanziellen Bedingungen jedoch weiter entspannen, könnte dies bei einigen Fed-Mitgliedern Unbehagen auslösen und sie befürchten lassen, dass es die bisher ergriffenen Maßnahmen zunichtemachen könnte“, sagt Dowding. „Wir gehen daher davon aus, dass relativ hawkishe Äußerungen der Fed davor warnen und somit die Preisentwicklung eindämmen werden.“ Anleger sollten aus Sicht des Assetmanagers während der ruhigeren Phase im Sommer die Gelegenheit nutzen, um ihre Portfolios für die erwartete Rückkehr zu volatileren Marktbedingungen nach der Ferienzeit zu positionieren.