Marktausblick

"Tech-Werte werden ab einem gewissen Niveau geadelt"

Der Vermögensverwalter Flossbach von Storch geht davon aus, dass die hohen Leitzinsen die Märkte noch eine ganze Weile begleiten werden. Im Pressegespräch erklärt Bert Flossbach auch, warum er weiter von den Tech-Riesen überzeugt ist.

"Tech-Werte werden ab einem gewissen Niveau geadelt"

"Tech-Werte werden ab einem gewissen Niveau geadelt"

Flossbach von Storch: "Magnificent 7" weiter gefragt

Der Vermögensverwalter Flossbach von Storch geht davon aus, dass die hohen Leitzinsen die Märkte noch eine ganze Weile begleiten werden. Anleihen seien dank der zuletzt stark anziehenden Renditen attraktiver geworden. Im Pressegespräch erklärt Bert Flossbach aber auch, warum er weiter von den Tech-Riesen überzeugt ist.

Von Tobias Möllers, Frankfurt

Bei einem Pressegespräch im Frankfurter Ivory Club hat Bert Flossbach vom Kölner Finanzdienstleister Flossbach von Storch einen Einblick in seine Einschätzungen zur künftigen Entwicklung an den Kapitalmärkten gegeben. Mit schnellen Leitzinssenkungen rechnet er eher nicht. Fed-Chef Jerome Powell habe sich gemäß seiner Aussage „We must keep at it until the job is done“ einer Inflationsbekämpfung im Sinne des ehemaligen Zentralbankchefs Paul Volcker verschrieben. Zu Volckers Fed-Zeiten in den 1970er Jahren stiegen die Leitzinsen nach dem zweiten Ölpreis-Schock auf heute unvorstellbare 20%. Allerdings waren damals auch die Schuldenstände in den USA und den meisten europäischen Staaten wesentlich geringer, so dass diese trotzdem noch finanzierbar waren. Ein Leitzins von 4% sei „damals unspektakulär“ gewesen. Powells Leitmotiv sei aber ähnlich wie damals das von Volcker: die Inflation zu brechen.

Angst vor Arthur-Burns-Moment

Powell habe Angst vor einem Arthur-Burns-Moment. Burns hatte in seiner Ägide als Fed-Chef das Problem der hohen Inflation lange ignoriert. Das dürfte dem aktuellen Fed-Vorsitzenden nicht passieren. Allerdings könne es sein, „dass Powell die Zinsen zu lange hoch hält“, so Bert Flossbach, der aber selbst warnt, man solle sich nicht zu früh über ein Inflationsende freuen.

Eine neue Krise im Bankensystem fürchtet Flossbach nicht. Allerdings werde es eine „Bereinigung bei den Zombies“ geben. Dies gelte auch für den Tech-Bereich und sei ein normaler Effekt. Viele Unternehmen – auch aus der zweiten Reihe der Tech-Titel in den USA – hätten sich in der Krise günstig verschuldet und stünden nun vor einem Problem. Flossbach verweist in dem Zusammenhang auch auf „einen österreichischen Immobilienunternehmer, der das ganz große Rad gedreht hat“. Der Konzern Signa des Investors René Benko war zuletzt in Turbulenzen geraten.

Anleihen interessanter

Angesprochen auf einzelne Asset-Klassen, räumt Bert Flossbach ein, dass Anleihen nicht gerade sein Lieblingsvehikel sind. Von 2021 bis Mitte 2022 habe die Anleihequote des Vermögensverwalters bei 0% gelegen. Diese Situation habe sich angesichts deutlich gestiegener Anleiherenditen inzwischen aber geändert. „Des einen Freud, des anderen Leid“, kommentiert Flossbach das mit Blick auf Anleger und auf „Kassenwart“ Christian Lindner.

Aktuell sei Flossbach von Storch zu 17% in Anleihen investiert. Gut die Hälfte davon entfalle auf Bubills (einjährige Geldmarktpapiere des Bundes, Anmerkung der Redaktion). „Viele Investoren nehmen diese Rendite ohne großes Risiko mit“, erklärt Flossbach.

Bei „Magnificent 7“ investiert

Deutlich stärker als in Anleihen ist Flossbach von Storch aber in Aktien investiert. Diese schützten vor Inflation, referiert Bert Flossbach, unter einem neuen Verweis auf die siebziger Jahre, als die Unternehmensgewinne zusammen mit der US-Inflation deutlich anzogen, während sich das in den Aktienkursen nicht niedergeschlagen und der S&P 500 in einer Seitwärtsbewegung verharrt hatte.

Aktuell ist der Vermögensverwalter auch bei den „Magnificent 7“ stark investiert. Flossbach von Storch halte Anteile an Apple, Microsoft, Alphabet und Amazon. Unternehmen wie Apple hätten sich „sukzessive immer weiter verbessert“. Lob gibt es auch für die in diesem Jahr bereits stark gestiegenen Titel von Novo Nordisk. Diese seien neben Eli Lilly „wahrscheinlich das Beste im Pharma-Bereich“.

Noch viel Luft nach oben

Mit Blick auf die großen Tech-Unternehmen konstatiert Flossbach, dass der Aufwärtstrend noch lange nicht am Ende sein müsse. Die Unternehmen hätten kein Problem mit den hohen Leitzinsen. Im Gegenteil: „Die verdienen an den hohen Zinsen“, so Flossbach. Der Finanzdienstleister setzt daher weiter auf die Technologie-Giganten: „Tech-Werte werden ab einem gewissen Niveau geadelt.“ Solange etwa Microsoft kein „absurdes KGV“ erreicht habe, bleibe man investiert. Flossbach erinnert daran, dass Cisco-Aktien mal mit einem KGV von 220 gehandelt wurden. Bis dahin hat das Microsoft-Papier (aktuelles KGV bei 35) tatsächlich noch sehr viel Luft.

Zuletzt trieben die „Magnificent 7“ mit ihrer hohen Gewichtung und Bewertung allerdings den gesamten Index. Würde man hingegen alle Werte gleich gewichten, sei der S&P 500 „nicht so teuer“.