Transition Finance legt zu
Transition Finance legt zu
Bedeutung am Kapitalmarkt steigt – Euro dominiert die Emissionen
Die Aktivitäten im Bereich von Transition Finance legten 2024 zu, der Bereich gewinnt an den Kapitalmärkten immer mehr an Bedeutung. Nachhaltige Finanzierungen erlebten dagegen einen deutlichen Rückgang. Für dieses Jahr rechnen Experten nur mit moderaten Emissionssteigerungen.
Von Kai Johannsen, Frankfurt
kjo Frankfurt
Transition Finance gewinnt an den Kapitalmärkten eine immer größere Bedeutung. Unter Transition Finance wird die Finanzierung des Übergangs innerhalb von Industriezweigen hin zu einem besonders umweltfreundlichen und klimaeffizienten Wirtschaften verstanden, also eine sehr nachhaltige Ausrichtung des jeweiligen Wirtschaftszweiges. Die entsprechenden Aufnahmen finanzieller Mittel in Form von Krediten und Anleihen haben 2024 deutlich zulegen können. Das entsprechende Volumen von Bonds und Krediten erhöhte sich von 2,4 Mrd. Euro im Jahr 2023 auf 60,8 Mrd. Euro im Jahr 2024 und macht nunmehr 6,8% aller nachhaltigen Finanzierungen weltweit aus. Das geht aus den neuesten Statistiken von Capmarcon zu Green und Sustainable Finance hervor, die der Börsen-Zeitung vorab vorliegen. Capmarcon ist eine auf Nachhaltigkeitsmanagement und Unternehmensfinanzierung spezialisierte Beratungsgesellschaft. Sie entwickelt Nachhaltigkeitsstrategien, erstellt Rahmenwerke, unterstützt bei ESG-Ratings und berät bei der nachhaltigen Kapitalbeschaffung.
Auch das meeresbezogene Blue Financing habe im genannten Zeitraum zugenommen, und zwar von 590 Mill. Euro auf 1,81 Mrd. Euro. Weitere Verwendungstypen seien nur sehr vereinzelt am Markt zu sehen gewesen.
Das Volumen der im Jahresverlauf 2024 weltweit platzierten nachhaltigen Finanzierungen ist gegenüber dem Vorjahr allerdings deutlich zurückgegangen, und zwar um 16% auf 890 Mrd. Euro. Während das Volumen emittierter Anleihen nur um 7% gesunken sei, sei das Volumen neu abgeschlossener Kredite und arrangierter Schuldscheindarlehen um 42% gefallen – eine Folge des Einbruchs von 54% bei Sustainability-linked-Krediten, bei denen die erlösten Mittel nicht direkt nachhaltig verwendet werden müssen, sondern der Kreditnehmer in einem festgelegten Zeitraum selbst definierte Nachhaltigkeitsziele erreichen will. In der Regel werden die Ziele Energieverbrauch, Emissionen von Treibhausgasen, genutzte (Frisch-)Wassermenge, Frauenquote im Unternehmen und Bewertung im Rahmen eines ESG-Rating gewählt.
Weniger Debütanten
Der Rückgang des Primärmarktvolumens im vergangenen Jahr 2024 resultierte den Experten zufolge im Wesentlichen aus der geringeren Transaktionszahl von Sustainable Financing (3.037 nach 3.616 im Jahr 2023). Das Durchschnittsvolumen lag danach im Jahr 2024 – wie in der Vorjahresperiode – bei knapp 300 Mill. Euro. „Zunehmend schwach entwickelt sich das Engagement von Adressen, die erstmals nachhaltige Finanzierungen nutzten, also Debüt-Emittenten. Deren Bedeutung sinkt kontinuierlich, Neuemissionen kommen immer stärker von Institutionen, die nachhaltige Finanzierungen bereits früher nutzten“, halten die Experten fest.
Wichtigste Währung bei der Denominierung von nachhaltigen Finanzierungen sei auch 2024 der Euro mit einem Anteil am Neugeschäft von 45% gewesen. Der Dollar habe leicht gegenüber dem Jahr 2023 verloren und komme auf 23%. Wegen der regen Aktivitäten chinesischer Adressen folge der Renminbi mit einem Anteil von 10%. Relativ hohe Bedeutung habe wegen der starken Investorenbasis in Skandinavien die Schweden-Krone mit einem Anteil von 2,3%.
Die Societe Generale geht davon aus, dass es 2025 zu einem moderaten Anstieg der grünen, sozialen und nachhaltigen Bondemissionen kommen könnte. Sie geht von einem Emissionsvolumen von 780 bis 820 Mrd. Euro aus nach rund 800 Mrd. Euro im vorigen Jahr. Allein die Unternehmen könnten hierzu 240 bis 260 Mrd. Euro an Emissionen in diesem Jahr beitragen. Das wäre auch etwas mehr als 2024 mit etwas mehr als 233 Mrd. Euro.