Finanzmärkte

Trübe Aussichten

Die Finanzmärkte bereiten sich auf die Rezession vor. Die Signale hierfür sind klar. Invertierte Zinskurven, die sich selbst bei hohen Inflationsraten nicht mehr normalisieren, so wie nun im Fall von Großbritannien.

Trübe Aussichten

Die Energiepreise erreichen schwindelerregende Höhen, die Wirtschaft und Verbrauchern erheblich zusetzen. Fast allerorten sind die Konjunkturerwartungen rückläufig. Die Wasser-Pegelstände markieren vielerorts das Flussbett und bringen die Schifffahrt zum Erliegen – worunter die Wirtschaft durch die Beeinträchtigung der Lieferketten zusätzlich leidet. Frachtraten für die Containerschifffahrt sinken. Der Euro schwächelt. Die invertierte Zinskurve in den USA hat ein Ausmaß erreicht wie zuletzt vor mehr als zwei Jahrzehnten. Seit wenigen Tagen verzeichnet auch Großbritannien eine invertierte Zinskurve. Und seit heute ist klar: Die Inflation im Vereinigten Königreich wird zweistellig. Auch wenn die Bondrenditen weiter anziehen, bleibt die Kurve dennoch invertiert. Das Signal ist klar: Rezession voraus.

In den USA hat die Wirtschaft dieses Stadium bereits erreicht, die britsche Wirtschaft ist auf dem besten Weg in die Rezession. Und, mal ehrlich, angesichts der beschriebenen Gemengelage stehen auch der Eurozone trübe Zeiten bevor. Die Märkte bereiten sich darauf unübersehbar vor: Das Inflationsgespenst verliert mehr und mehr seinen Schrecken, die Märkte fürchten nun vor allem den Alptraum Rezession. Die Ratingagentur Moody’s erwartet, dass die Eurozone im vierten Quartal ein Minus beim BIP sieht – und die Konjunktur bis Mitte 2024 weiter zurückgeht.

Das wird auch die Zentralbanken auf den Plan rufen. Noch befinden sie sich im Kampf gegen die Inflation und erhöhen die Leitzinsen. Doch immer höhere Zinssätze verschärfen die Lage für die Wirtschaft. Und so rechnen nicht wenige Marktteilnehmer damit, dass das Ende der Zinssteigerungen bereits in Sichtweite kommt. Die Europäische Zentralbank ist zwar gerade erst auf diesen Kurs eingeschwenkt und ist sicherlich gewillt, nochmals nachzulegen. Aber viel Zeit und Raum bleibt ihr nicht mehr, um sich Munition für die Rezession zur Seite zu legen. Es ist nicht einmal klar, ob das absehbare geringe Maß an Zinsanhebungen überhaupt ausreicht, um genügend Manövriermasse für Reaktionen auf die bevorstehende wirtschaftliche Malaise aufzubauen.

Sollte die Wirtschaft in der Eurozone tatsächlich im vierten Quartal in die Rezession schlittern, was zu erwarten ist, wird das die europäischen Währungshüter zur Zinspause zwingen. Das ist genau das Szenario, das derzeit an den Märkten zugrundegelegt wird. Einzig und allein der Aktienmarkt hat dies noch nicht in vollem Ausmaß erkannt. Aber das kommt sicher noch. Frühere Krisen haben den Aktienmarkt auch häufig mit Verspätung erreicht.

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