Trump und SAP treiben Dax kräftig an
Finanzmärkte
Trump und SAP treiben Dax kräftig an
Entspannungssignale im Fed- und Zoll-Streit – Rüstungstitel unter Druck – Goldpreis gibt nach
tom Frankfurt
Gleich drei positive Nachrichten haben den Aktienmärkten am Mittwoch kräftigen Rückenwind gegeben. Für zwei davon war der zuletzt von den Märkten nicht gerade geschätzte US-Präsident Donald Trump verantwortlich. Zum einen bestritt Trump die Absicht, Fed-Chef Jerome Powell feuern zu wollen, zum anderen sendete er erste Entspannungssignale im Zoll-Streit mit China. Als dritter Treiber für die Aktienmärkte kamen noch starke Zahlen von Dax-Schwergewicht SAP hinzu. Derart befeuert gewann der deutsche Leitindex bis zum Abend 3,1% auf 21.962 Zähler und pirscht sich so allmählich wieder an die runde Marke von 22.000 Punkten heran, an der Anfang April der Kursrutsch wegen der Zollpolitik von Trump begonnen hatte. Auch MDax und Euro Stoxx 50 legten am Mittwoch kräftig zu.
Damit würdigten Anleger die jüngsten Nachrichten aus dem Weißen Haus: Demnach betonte Trump, dass er trotz seiner derben Kritik nicht vorhabe, Powell aus dem Amt zu entfernen. Im Zoll-Streit mit China, in dem sich beide Länder mit hohen Zöllen überzogen haben, zeigte Trump sich nun verhandlungsbereiter. Der US-Präsident signalisierte bei der Vereidigung des neuen Börsenaufsichts-Chefs Paul Atkins, nicht mit harten Bandagen gegen China kämpfen zu wollen. Zudem stellte auch US-Finanzminister Scott Bessent laut Medienberichten eine baldige Deeskalation in dem Streit in Aussicht. Für den Fall einer Einigung deutete Trump niedrigere Zölle für China an. Der US-Präsident stelle damit die Weichen auf eine Deeskalation im Handelsstreit mit der zweitgrößten Volkswirtschaft, kommentierte der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets. Die Börse setzt Molnar zufolge jetzt darauf, dass das Thema Zölle zwar nicht ganz von der Bildfläche verschwindet, aber zumindest mit der Papptafel Anfang April seinen Höhepunkt bereits gesehen hat.
SAP-Zahlen überzeugen Anleger
Zu der allgemeinen Erleichterung kamen starke Zahlen von Europas größtem Softwarehersteller SAP. Ein überraschend deutlicher Gewinnanstieg der Walldorfer ließ die Aktie um über 10% steigen. Der Softwarekonzern profitierte im ersten Quartal von seinem großen Stellenabbau aus dem Vorjahr. Weil viele Beschäftigte erst zu Jahresanfang das Unternehmen verließen, kamen die Einsparungen wegfallender Stellen großteils erst in den ersten drei Monaten dieses Jahres zum Tragen. „Insgesamt handelt es sich um ein starkes Ergebnis, das die Widerstandsfähigkeit und Abwehrkraft der Ertragsentwicklung von SAP verdeutlicht“, erklärten die Analysten von J.P. Morgan. Auf Charles Brennan vom Investmenthaus Jefferies wirkten die Geschäftszahlen nach der Kursschwäche und vor dem Hintergrund der konjunkturellen Unsicherheit insgesamt „ermutigend“. Das Dax-Schwergewicht zog mit dieser Bilanz den gesamten Index mit nach oben.
Im MDax konnten die Papiere von Delivery Hero deutlich zulegen. Anleger würdigten damit die Nachricht, dass sich der Essenslieferdienst weiter aus für ihn unattraktiven Märkten zurückzieht. Die Asien-Tochter Foodpanda wird den Betrieb der Plattform sowie ihrer Essens- und Lebensmittellieferdienste in Thailand zum 23. Mai 2025 einstellen.
Gewinnmitnahmen bei Rüstung und Gold
Unter den wenigen Verlierern fanden sich dagegen am Mittwoch Rüstungstitel wie die von Rheinmetall, Hensoldt und Renk wieder. Für die Abschläge verantwortlich waren zum einen Gewinnmitnahmen nach den starken letzten Wochen und zum anderen Entspannungssignale in Russlands Krieg gegen die Ukraine. Laut Medienberichten sind Washington und Moskau in Gesprächen über Gebietsabtretungen an Russland. Wie die „Financial Times“ berichtet, soll Kremlchef Wladimir Putin bereit sein, die Invasion entlang der aktuellen Frontlinie zu stoppen.
Auch bei dem als Krisenwährung genutzten Gold machten die Investoren Kasse: Das Edelmetall verbilligte sich um 2% auf 3.314 Dollar je Feinunze, nachdem es am Dienstag ein Allzeithoch bei 3.500 Dollar erreicht hatte.