Union Investment zu einem Sieg Trumps: „Längerfristig droht ein böses Erwachen“
„Längerfristig droht ein böses Erwachen“
Union Investment sieht Gefahren, falls Trump die Wahl gewinnt – Chancen vor allem bei Unternehmensanleihen
wrü Frankfurt
Union Investment macht Gefahren für die Märkte aus, falls Donald Trump die US-Wahl gewinnt. Denn dann drohe längerfristig ein böses Erwachen. Hingegen stehe Kamala Harris für Kalkulierbarkeit und stärkeres Wirtschaftswachstum. Am Anleihemarkt favorisiert der Assetmanager Unternehmensanleihen guter Bonität.
Beim Kapitalmarktdinner von Union Investment in Frankfurt haben die Expertinnen und Experten des Assetmanagers zwei aktuelle Themen erläutert: Perspektiven und Szenarien zur US-Wahl sowie Chancen bei Anleihen in der Zinswende. Die US-Wahl am 5. November „kann erhebliche Auswirkungen auf Wirtschaft und Kapitalmärkte haben und damit auf die Portfolioausrichtung“, sagte Sandra Ebner, Volkswirtin und USA-Expertin. „Eins scheint klar: Das Rennen um das Weiße Haus dürfte äußerst knapp werden.“ Derzeit sehe es zwar für Kamala Harris gut aus. Sie liege in allen Schlüsselstaaten knapp oder gleichauf mit ihrem Gegner Donald Trump. Auch sei die Euphorie unter demokratischen Wählern so hoch wie zuletzt 2008. Doch könne bis zur Wahl im November viel passieren. Bei Union Investment habe man eine Task Force zur US-Wahl gebildet und sei auf alle möglichen Wahlausgänge vorbereitet.
Bei der US-Wahl stehe Kalkulierbarkeit (Harris) versus Unberechenbarkeit (Trump). „Mit der ersten Präsidentin der US-Geschichte dürften die Folgen für Wirtschaft und Kapitalmärkte zumindest gut kalkulierbar sein“, so Ebner. „In weiten Teilen dürfte Harris den wirtschaftspolitischen Kurs ihres Vorgängers weiterverfolgen.“ Das bedeutet unter anderem, dass die umfangreichen Investitionsprogramme wie etwa der Inflation Reduction Act fortgesetzt würden.
Noch unberechenbarer
„Unter einer zweiten Präsidentschaft von Trump könnte es hingegen unruhig werden“, warnt die Volkswirtin. „Denn sie dürfte noch unberechenbarer werden als die erste Amtszeit von 2016 bis 2020.“ Dieses Mal bestehe Trumps Umfeld ausschließlich aus Menschen, die ihn unkritisch unterstützten.
Mit Harris als Präsidentin könnten laut Ebner Versorger und Industriewerte Vorteile haben, die von den fortgesetzten Infrastrukturinvestitionen profitieren würden. „Längerfristig dürften die Märkte durch das stärkere Wirtschaftswachstum unter Harris profitieren – wenn sie die erforderliche Mehrheit im Kongress bekommt“, erklärte Ebner.
Bei einem Sieg Trumps macht Union Investment aber Gefahren aus. „Kurzfristig könnten die Märkte steigen, weil sie sich von Trump anhaltend niedrige Unternehmenssteuern und eine weitere Deregulierung versprechen“, sagte die Volkswirtin. „Längerfristig droht aber ein böses Erwachen. Denn unter Trump erwarten wir schwindendes Wirtschaftswachstum bei höherer Inflation und eine generell höhere Unsicherheit.“ Je nach Wahlausgang würden die Favoriten wechseln. So würden bei Trump die Unternehmen, die von Steuersenkungen profitieren, aber von den geplanten Abschiebungen von Arbeitskräften nicht betroffen sind, eher zu den Gewinnern gehören. Bei Harris profitierten eher Infrastrukturfirmen.
Christian Kopf, Leiter Portfoliomanagement Renten bei Union Investment, stellte vier Thesen zum Anleihemarkt auf. Die Inflation sei inzwischen weitgehend besiegt. „Der Fokus der Geldpolitik verlagert sich gerade von Inflation auf Wirtschaftswachstum“, so Kopfs erste These. Im Mittelpunkt stehe jetzt die Beschäftigungssicherung.
Weitere Leitzinssenkungen
„Die Anleihenmärkte bieten Optionen auf Kursgewinne“, lautet die zweite These des Fixed-Income-Profis. Die Fed und die EZB würden die Leitzinsen weiter senken und hätten auch den Spielraum dazu. Leitzinssenkungen seien am Kapitalmarkt zwar bereits eingepreist, doch sei die Geldpolitik derzeit eher restriktiv, und falls wir doch in eine Rezession rutschen würden, bestehe die Chance auf Kursgewinne, denn dann würden die Notenbanken stärker senken und die Renditen stärker zurückgehen als derzeit erwartet.
„Anleihen bieten wieder Diversifikationsvorteile“, so Kopfs dritte These. Diese gelte für sichere Staats- und Unternehmensanleihen in einem gemischten Portfolio. In der Negativ- und Nullzinsphase sei dieser Diversifikationsvorteil abhanden gekommen, jetzt, da es wieder Zinsen gebe, sei dieser Vorteil wieder da. „Wer Unternehmensanleihen guter Bonität hält, muss keine Sorgen haben vor einer Rezession“, erklärte Kopf.
Ausgewählte Unternehmensanleihen guter Bonität bieten „Sicherheit jenseits von Staaten“, lautet die vierte These des Anleiheexperten. Euro-Unternehmensanleihen würden durch eine insgesamt robuste Fundamentallage der Emittenten gestützt. Etliche Unternehmen entwickelten sich außerordentlich positiv. Es sei durchaus vorstellbar, dass einige Unternehmensanleihen eine niedrigere Verzinsung aufweisen werden als die von bestimmten Staaten. So gehe der Spread von Generali gegenüber italienischen Staatsanleihen inzwischen bereits gegen Null.
Darüber hinaus sieht Kopf weiterhin Chancen bei portugiesischen und griechischen Staatsanleihen. Hingegen würde er französische Staatsanleihen aus fundamentalen Gründen nicht kaufen. Auch Bundesanleihen seien aufgrund ihres relativ niedrigen Renditeniveaus nicht attraktiv.