US-Zinsspuk jagt Investoren Schauer über den Rücken
Zinsspuk jagt Investoren Schauer über den Rücken
Steilere US-Renditekurve sorgt für Furcht an Märkten und in Realwirtschaft
xaw New York
Der jüngste Sprung der Renditen am langen Ende der US-Zinsstrukturkurve treibt Investoren um. So liegt die laufende Verzinsung zehnjähriger Treasuries trotz einer geldpolitischen Lockerung der Federal Reserve bei knapp unterhalb von 4,8% auf den höchsten Niveaus seit anderthalb Jahren, auf dreißigjährige T-Bonds muss das amerikanische Finanzministerium im Rahmen seiner aktuellen Emissionen so hohe Renditen bieten wie seit der Finanzkrise 2008 nicht.
Fundamentale Veränderung
Gegenüber Ende Juli, als schwache US-Arbeitsmarktdaten einen breiten Abverkauf an den globalen Märkten auslösten und Mitte September, als die Fed ihren Leitzins erstmals seit vier Jahren senkte, hat sich die Lage damit fundamental verändert. Zwar gilt eine solche „Versteilerung“ – im Gegensatz zu einer Inversion der Kurve, bei der die Renditen am kurzen Ende über jenen am langen liegen – grundsätzlich als positives Konjunktursignal. Doch im aktuellen Umfeld bereitet die Entwicklung der Zinsstrukturkurve Ökonomen Sorgen. Denn diese reflektierten mitnichten robuste Wirtschaftserwartungen oder stellten eine positive Reaktion auf eine Senkung der kurzfristigen Fed-Leitzinssätze dar.
Vielmehr handele es sich um ein sogenanntes „Bear Steepening“, betonen Wall-Street-Trader – gerade nach langen Phasen der Kurveninversion ein seltenes Phänomen, das düstere Erinnerungen an die Stagflation der 1970er und 1980er Jahre weckt. Als Treiber der des Zinsspuks macht die UBS einen „mangelnden Appetit auf Durationsrisiko angesichts der Unsicherheit um Strafzölle und die US-Fiskalpolitik“ aus. So weckt die angepeilte Verschärfung der protektionistischen Handelspolitik unter dem designierten Präsidenten Donald Trump Ängste vor erneuten Sprüngen der inländischen Teuerung.
Sorge um Haushaltsdefizit
Zugleich hat sich das US-Haushaltsdefizit massiv ausgeweitet – eine Entwicklung, die sich unter der neuen Regierung in Washington nach einhelliger Marktmeinung aufgrund von Steuersenkungen für Unternehmen beschleunigen dürfte. Jan Hatzius, Chefökonom von Goldman Sachs, rechnet in der Folge damit, dass sich die Laufzeitprämien am Anleihemarkt noch ausweiten. Dies droht Aktien laut Analysten schon deshalb unter Druck zu setzen, weil Bonds somit relativ attraktiver werden.
Vor allem aber seien negative Effekte auf die Realwirtschaft zu befürchten. Schließlich treibt der Sprung des „Term Premium“ die Kreditkosten für Emittenten von Unternehmensanleihen und Hypothekenschuldner, wie Hatzius betont. Dies wiederum drohe auf der Finanzierungs- und damit auf der gesamten Konjunkturaktivität zu lasten.
Bericht Seite 13