Aktienmärkte

VÖB-Experten für Aktien optimis­tisch

Die Aktienexperten der VÖB-Mitgliedsbanken sind trotz der jüngsten Bankenturbulenzen für die Aktienmärkte zuversichtlich. Im Durchschnitt erwarten sie den Dax in zwölf Monaten bei 16.200 Punkten.

VÖB-Experten für Aktien optimis­tisch

ck Frankfurt

Die Aktienexperten der Mitgliedsbanken des VÖB sind, was die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor betrifft, relativ gelassen und beurteilen die Aussichten der Aktienmärkte moderat zuversichtlich. Im Durchschnitt prognostizieren die fünf Institute den Dax, der derzeit bei 15522 Zählern liegt, auf Sicht von zwölf Monaten bei 16200 Punkten.

„Wir sind wieder in einem normalen Zinszyklus“, sagte Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie der DekaBank, am Donnerstag auf der Aktienmarktprognosekonferenz des VÖB. Es sei ein außergewöhnlicher Zinszyklus gewesen. So schnell in so kurzer Zeit sei es in den letzten Zinszyklen nicht nach oben gegangen. Im letzten Jahr habe man die Kapitalmarktauswirkungen dieses rapiden Zinsanstiegs gesehen und jetzt mit einer Zeitverzögerung mache es sich auch in der Realwirtschaft und im Finanzsystem bemerkbar. In allen Zinserhöhungsphasen seit den 50er Jahren mit einer Ausnahme hätten sich Aktienmärkte abgebremst beziehungsweise korrigiert, wie 2022 geschehen.

Zinserhöhungen bremsen

Die Unruhe bestehe vor allem am Anleihemarkt, der Aktienmarkt sei relativ ruhig und habe auch allen Grund dazu, unaufgeregt zu bleiben. Die Rahmenbedingungen sprächen dafür, dass der Aktienmarkt gegen Ende dieses Zinserhöhungszyklus unaufgeregt bleibe. Es gebe zwar Belastungsfaktoren über die Wirkungsmechanismen, die Zinserhöhungen wirkten sich jetzt bremsend auf die Realwirtschaft und die Kreditvergabe aus. Zinserhöhungszyklen führten auch punktuell zu Friktionen und Stress, wie dies zuletzt zu sehen gewesen sei. Die Unternehmen kämen aber durch dieses Umfeld gut durch. Bei vielen Belastungsfaktoren des zurückliegenden Jahres setze Entspannung ein. Schallmayer verwies ferner u.a auf recht stabile Gewinne, ein globales Wachstum von real 2,4%, vernünftige Bewertungen und eine bei der Inflation einsetzende Entspannung. Allerdings hält er die Erwartungen der Märkte, dass die Notenbanken im zweiten Halbjahr bereits erste Zinssenkungen beschließen, für übertrieben. Vielmehr rechnet er mit einer Zinspause, was aber ebenfalls dafür spreche, dass die Aktienmärkte relativ unaufgeregt ins zweite Halbjahr blicken können.

Die Situation habe sich weitestgehend wieder beruhigt, sagte Markus Reinwand, Aktienmarktstratege der Helaba, mit Blick auf die Bankenturbulenzen. Man habe zwar erhöhte Risikoaufschläge gesehen, die Märkte hätten reagiert, aber es sei nichts, was außer Kontrolle sei, es sei kein panikartiges Agieren der Marktteilnehmer zu beobachten gewesen. „Wir erwarten auch nicht, dass es dazu kommen wird.“

Auch Reinwand äußerte Zweifel an den Markterwartungen über Leitzinssenkungen. Die Helaba erwarte noch einen Zinsschritt der Fed sowie auch der EZB. Dann sei der Zinserhöhungszyklus erstmal beendet. Reinwand begründete seine positive Haltung zu Aktien u.a. mit dem gestiegenen Ifo-Index. Die Konjunkturerholung hierzulande scheine Konturen anzunehmen. Ferner verwies er auf moderate Bewertungen und gesunkene Gewinnschätzungen. Damit hätten die Märkte und auch die Analysten das schwierigere wirtschaftliche Umfeld schon antizipiert. Somit baue sich mittelfristig eher positives Überraschungspotenzial auf.

Die Nord/LB glaubt, dass die vom Bankensektor ausgehenden Unsicherheiten zunächst noch anhalten werden, und geht auf Sicht von ca. zwei bis drei Monaten von einer moderaten Abwärtsbewegung an den Aktienmärkten aus. An eine Ausweitung zu einer Bankenkrise glaubt sie jedoch nicht. Insgesamt werde ein positiver Aktientrend ab der Jahresmitte, begleitet von rückläufigen Kerninflationsraten und leichtem Gewinnwachstum, zu moderaten Kursanstiegen über die bisherigen Jahreshöchststände hinausführen.

Die BayernLB rechnet ebenfalls nicht mit einer Bankenkrise und erwartet, dass sich der positive Trend der an den Aktienmärkten, gestützt von einer immer noch defensiven Positionierung der Investoren und moderaten Bewertungen, fortsetzen wird. Für das zweite Halbjahr ist das Institut vorsichtiger eingestellt. Es glaubt, dass die Unternehmensgewinne kaum Impulse für nachhaltig steigende Aktienkurse liefern werden. Zudem wirke das monetäre Umfeld bremsend. „Die Aktienkurse dürften sich daher weiter in einer ausgeprägten Seitwärtsentwicklung bewegen.“ Die Landesbank Baden-Württemberg erwartet, dass nach den USA nun auch hierzulande Gewinnabwärtsrevisionen einsetzen werden, von denen sämtliche Sektoren betroffen sein werden. Besonders stark würden nach den Turbulenzen die Banken betroffen sein, weil nun eine stärkere Regulierung zu erwarten sei. „Die zu erwartenden Entwicklungen dürften zunächst auf den Aktienmärkten lasten.“ Den kurzfristigen Risiken stünden auf längere Sicht jedoch nach wie vor deutliche Chancen für Aktien gegenüber.

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