Marktausblick

Woche der Zins­erhöhungen

In der kommenden Woche werden sowohl die Fed als auch die Bank of England ihre Leitzinsen deutlich anheben. Für die Aktien- und die Anleihemärkte ist das Gift.

Woche der Zins­erhöhungen

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Die kommende Woche ist die Woche der Zentralbanken. So wird die US-Notenbank Fed auf ihrer Sitzung am Mittwoch die Leitzinsen deutlich anheben. Das Ergebnis wird dann um 20 Uhr bekannt gegeben. Um 20.30 Uhr wird dann Fed-Chairman Jerome Powell vor der Presse die Entscheidung erläutern. Vor dem Hintergrund der hohen US-Inflation erwarten Marktteilnehmer eine Anhebung der Federal Funds Rate um mindestens 75 Basispunkte. Eine Straffung um einen ganzen Prozentpunkt gilt als möglich, aber weniger wahrscheinlich als 75 Basispunkte.

Am Donnerstag folgt dann die Bank of England (BoE) mit ihrer aufgrund der royalen Trauerfeierlichkeiten um eine Woche verschobenen Sitzung. Auch die BoE dürfte ihren Leitzins deutlich anheben.

„Um die Folgen ihrer zu lange zu harmlosen Inflationseinschätzungen und damit zu expansiven Geldpolitik einzufangen, erhöhen die westlichen Zentralbanken ihre Leitzinsen im Rekordtempo“, sagt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck. „Die Fed wird dabei ganz klar den Ton angeben.“ Solange die Fed als Leithammel der westlichen Notenbanken ihren Leitzinsturbo nicht zügele, werde auch die EZB, soweit es die Konjunktur erlaube, die Zinsen anheben, auch um den Euro nicht noch weiter zu schwächen. Greil wörtlich: „Letztendlich geht damit der Wettlauf der Zentralbanken weiter.“

Am Sonntag kommender Woche stehen dann die Parlamentswahlen in Italien an, die dann in den Tagen zuvor bereits für Nervosität an den Märkten sorgen könnten.

Die deutliche Zinsstraffung der Notenbanken, politische Unsicherheiten und die anhaltende Energiekrise sind natürlich Gift für die Aktienmärkte, aber auch angesichts der nach wie vor hohen Inflation für die Anleihemärkte. Daher rät die LBBW dazu, im „stürmischen Börsenherbst weiter defensiv zu bleiben“.

Höhere Leitzinsen schlagen meist auf die eher hoch bewerteten Technologiewerte durch. So hat der Nasdaq100 in diesem Jahr bereits 28% an Wert eingebüßt, aufgrund des festen Dollar sind es in Euro aber nur 18%. Hier kann es, wenn die Notenbanken Ernst machen, natürlich zu weiteren Einbußen kommen.

Die höheren Zinsen treffen auch den Immobiliensektor, an dem jetzt auch die Preise zurückgehen dürften. Etliche Immobilienaktien haben bereits hohe Kursverluste erlitten, so hat sich der Kurs von Vonovia im bisherigen Jahresverlauf bereits halbiert. Damit scheint schon vieles eingepreist, fraglich ist dennoch, ob der Boden schon erreicht ist.