Zinsanstiege drücken Dax
xaw Frankfurt
Europas Aktienmärkte haben nach einer Stabilisierung zur Wochenmitte an Fronleichnam erneut stark unter der geldpolitischen Kontraktion durch führende Notenbanken gelitten. Der Dax rutschte zeitweise auf 13019 Punkte ab und schloss mit einem Minus von 3,3% auf 13039 Zählern – kein einziger der 40 Werte ging mit einem Kursgewinn aus dem Handel. Der Euro Stoxx 50 gab um 3% auf 3248 Punkte nach.
Insbesondere die überraschende Zinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank lastete stark auf dem Investorensentiment. Die Währungshüter hoben ihren Leitsatz am Donnerstag gegen die Erwartungen des Großteils der Ökonomen um 50 Basispunkte an und bezeichneten dies als Maßnahme gegen den inflationären Druck. Der Swiss Market Index (SMI) fiel um 2,9% auf 10475 Punkte, die Volatilität am eidgenössischen Aktienmarkt zog erheblich an.
Mit der Zinsanhebung der Bank of England um 25 Basispunkte auf 1,25% hatten die Marktteilnehmer dagegen schon eher gerechnet. Allerdings schlug hier auf die Stimmung, dass die Notenbank weitere Zinsschritte in Aussicht stellte. Bereits am Mittwoch hatte die Federal Reserve ihren Leitzins um 0,75 Prozentpunkte angehoben – Investoren und Analysten zweifeln zunehmend daran, dass den US-Währungshütern im Zuge ihrer restriktiven Politik eine weiche Landung der Konjunktur gelingt. So trübte sich das Geschäftsklima in der Region um die US-Metropole Philadelphia, das als wichtiger Indikator für die ökonomische Entwicklung in den USA gilt, im Juni überraschend ein. Dementsprechend schwach entwickelten sich auch die großen US-Indizes im frühen Handel in New York. Gerade Tech-Werte wie Alphabet, Apple und Netflix standen unter Druck.
Auch unter den Einzeltiteln im Dax gehörten Internetaktien einmal mehr zu den größten Verlierern. Hellofresh sackten um 7,5% auf 27,62 Euro ab, Delivery Hero verloren 9,8% auf 31,34 Euro ab und Zalando bildeten mit einem Minus von 12,4% auf 24,91 Euro das Schlusslicht im deutschen Leitindex. Damit notierte die Aktie des Online-Modehändlers sogar noch niedriger als unmittelbar nach dem Corona-Marktcrash im März 2020. Für zusätzliche Belastung sorgten in einem ohnehin von Inflations- und Rezessionssorgen geprägten Umfeld schwache Absatzzahlen der britischen Konkurrenten Boohoo und Asos. Die Aktie von Letzterem brach in London um 32,5% auf 783,50 Pence ein.
Ebenfalls schwach zeigten sich BASF, die mit 45,39 Euro den tiefsten Stand seit Ende Oktober 2020 markierten und die Sitzung mit einem Minus von 6,9% auf 45,67 beendeten. Bei dem Chemiekonzern bedroht ein möglicher Stopp russischer Gaslieferungen die Produktion am Chemiestandort Ludwigshafen.