China-Börsen krachen ein

Zollstreit stürzt Chinas Märkte in Panik

Böses Erwachen an Chinas Aktienmarkt: Die Anleger reagieren nach einer Feiertagspause unerwartet heftig auf eskalierende Handelskonflikte. Bei Tech-Werten kommt es zum Blutbad.

Zollstreit stürzt Chinas Märkte in Panik

Zollstreit stürzt Chinas Märkte in Panik

Unerwartet heftige Korrektur bei Festlandaktien – Historischer Einbruch in Hongkong  

nh Schanghai

Chinas Finanzmärkte werden von Panikreaktionen auf die dramatisch verschärfte Handelskonfrontation mit den USA erfasst. Am Montag kam es zu einem unerwarteten heftigen Crash an den Aktienbörsen auf dem Festland und in Hongkong. Der Blue-Chip-Index CSI 300 sackte in der Spitze um 9% ab und schloss mit einem Tagesverlust von 7% bei 3.589 Punkten auf einem Jahrestief. Damit hat er die kräftige Rally vom Februar und März wieder vergessen gemacht.  

Schwarzer Tag

Besonders heftig erwischt wurde der Hongkonger Markt, wo die besonders börsenschweren chinesischen Tech-Werte durchweg zweistellige Verluste erlitten. Der Leitindex Hang Seng verlor am Montag um 13,2% auf 19.828 Punkte. Das bedeutet tatsächlich den stärksten Markteinbruch seit der Asien-Finanzkrise vom Herbst 1997. Auch an anderen asiatischen Börsen erlebte man einen rabenschwarzen Tag. In Japan büßte der Leitindex Nikkei 225 um 7,8% ein, der Kospi Index in Korea fiel um 5,6% zurück, Singapurs Straits Time Index rutschte um 8% ab.

Pekings Konter verschreckt

Im Falle Chinas hatten die Anleger erst am Montag die Gelegenheit, auf die neue Strafzollsalve der Trump-Administration vom Ende vergangener Woche zu reagieren. Die Märkte auf dem Festland und in Hongkong waren am Freitag feiertagsbedingt geschlossen. Die seitens der USA neu verhängten reziproken Zölle gegenüber China sind mit einer Rate von 34% höher als erwartet ausgefallen. Peking konterte noch am Freitag mit einem sofortigen Strafzollaufschlag von ebenfalls 34% auf amerikanische Exporte nach China. Mit der schnellen und harten Reaktion der chinesischen Seite stehen die Anleger nun vor einem verschärften Handelskriegs-Szenario, das Chinas Konjunkturaussichten schwer belasten dürfte.

DeepSeek-Rally hat ausgedient

Die Panikreaktion vom Montag steht im markanten Kontrast zu der relativ gelassenen Haltung von China-Anlegern gegenüber den vorangegangenen Attacken der US-Regierung mit einem Strafzollaufschlag von insgesamt 20%. Im Februar und März waren vor allem Erholungschancen für die heimische Wirtschaft und Chinas Avancen in Sachen künstlicher Intelligenz (KI) nach dem Durchbruch mit dem Sprachmodell DeepSeek das beherrschende Thema.

Im Sog einer gewaltigen Hausse von Tech-Werten war der Hang Seng sogar in einen Bullenmarkt mit mehr als 20% Anstieg gegenüber einem Tief zur Januarmitte übergegangen. Nun allerdings ist der Index praktisch genau wieder auf den Stand zu Jahresbeginn zurückgefallen, während der CSI 300 für das Kalenderjahr jetzt 6% im Minus notiert.

Nationalteam muss ran

Marktteilnehmer rechnen vorerst nicht damit, dass der Rückschlag in einer weiterführenden starken Baisse mündet, sondern erwarten positive Gegenreaktionen. Dabei dürfte der Einsatz des sogenannten chinesischen „Nationalteams“ mit Stützungskäufen seitens staatlicher Investmentvehikel eine Rolle spielen. Auch im Hongkonger Markt erwarten Analysten ein rasches Wiederaufbäumen. Sie rechnen damit, dass Festlandanleger sich über das Stock-Connect-System in Hongkong engagieren.

Selbst wenn der Rückschlag vom Montag zügig aufgeholt werden könnte, stehen die Chancen auf eine weiterführende Rally in der ersten Jahreshälfte denkbar schlecht. Die Gefahr, dass China sein diesjähriges Wachstumsziel bei erneut 5% im Zuge eines eskalierenden Handelskonflikts mit den USA verfehlen könnte, rückt nun wieder stärker in den Fokus.

Bondrendite taucht ab

Marktteilnehmer befürchten einen insgesamt gezügelten Risikoappetit mit verstärkter Hinwendung zu sicheren Werten. Passend dazu sah man am Montag einen kräftigen Rückgang der Rendite auf zehnjährige Staatsanleihen, die bei 1,63% nun wieder nahe an ihrem Rekordtief stehen. Auch beim Yuan-Wechselkurs zum Dollar sieht man verstärkten Druck.

Wiedereinstieg bei Tech?

Dabei dürfte der Sell-off vom Montag als günstige Gelegenheit zu einem Neueinstieg bei Tech-Werten gelten. Der Hang Seng Tech-Index war im Zuge der DeepSeek-Begeisterung im Februar und März um mehr als 40% in die Höhe gerast. Am Montag verlor er allerdings schlagartig 18% und steht nun wieder auf dem Niveau zu Jahresbeginn. Am stärksten erwischt werden die Highflyer der letzten Monate, nämlich der in Sachen KI besonders im Vordergrund stehende Tech-Riese Alibaba sowie der Smartphone- und E-Autobauer Xiaomi. In Hongkong büßten die Titel um 18 beziehungsweise 20% ein.

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