Logistiktochter

Bieterkampf um DB Schenker bahnt sich an

Der Vorstand der Deutschen Bahn soll den vollständigen Verkauf der Logistiktochter DB Schenker „prüfen und vorbereiten“. Einen entsprechenden Auftrag an die Konzernleitung hat der Bahn-Aufsichtsrat auf seiner Sitzung am Donnerstag erteilt. Konkreter Start eines Verkaufsprozesses ist das aber noch nicht.

Bieterkampf um DB Schenker bahnt sich an

cru Frankfurt – Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn hat den Vorstand beauftragt, den Verkauf von bis zu 100 % der Anteile an der mit bis zu 20 Mrd. Euro bewerteten Logistiktochter DB Schenker zu prüfen und vorzubereiten. Aber: „Über den konkreten Start eines Verkaufsprozesses sowie die Art und Weise einer Veräußerung wird zu einem späteren Zeitpunkt gesondert entschieden“, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Es wurde also noch keine Investmentbank beauftragt.

Potenzielle Verkaufserlöse sollen nicht an den Bund gehen, sondern für die Entschuldung der mit 30 Mrd. Euro hoch verschuldeten Bahn verwendet werden, um das Rating zu sichern. Aus Sicht des Aufsichtsrats würde der Verkauf die Konzentration auf das Kerngeschäft der Bahn weiter vorantreiben, hieß es. Beschlossen werden soll der Verkauf nur, wenn er „finanziell vorteilhaft im Vergleich zum Verbleib von DB Schenker im DB-Konzern ist“. Damit hat der Vorstand viele Möglichkeiten, einen Komplett- oder Teilverkauf an Schenker-Wettbewerber oder auch an Finanzinvestoren vorzubereiten. Möglich wäre auch ein Börsengang, obwohl dieser in Konzernkreisen als derzeit eher unwahrscheinlich angesehen wird.

Hälfte vom Umsatz geht weg

Schenker mit See-, Land- und Luftfracht stand zuletzt für die Hälfte des Umsatzes der Deutschen Bahn. Im ersten Halbjahr 2022 erzielte Schenker einen Betriebsgewinn von fast 1,2 Mrd. Euro und hievte damit den Gesamtkonzern wieder in die Gewinnzone. Im Zuge der Coronakrise und angespannter Lieferketten waren Logistiker gefragt, die Preise für See- und besonders Luftfracht stiegen stark.

Beim Verkauf von Schenker würde es aller Voraussicht nach zu einem Bieterkampf kommen. Finanzinvestoren wie Carlyle, CVC, Advent, Bain haben Interesse an einer vollständigen Übernahme bekundet. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt. Daneben treten auch strategische Investoren an: Neben der Deutschen Post wird Konkurrenten wie Mærsk oder dem dänischen Spediteur DSV sowie Kühne+Nagel Interesse nachgesagt.

Ein Verkauf der finanzstarken Bahn-Logistiksparte wird schon seit Jahren diskutiert. Vor allem Grüne und FDP fordern, dass sich die Bahn stärker auf ihr Kerngeschäft, den Eisenbahnverkehr, konzentrieren soll. Als weltweit agierender Logistikkonzern wickelt Schenker viele Warentransporte auf der Straße und über die Luft ab. Den Verkaufserlös könnte die hoch verschuldete Bahn-Mutter gut gebrauchen. Auf der anderen Seite ist Schenker eine der wenigen Bahn-Töchter, die verlässlich hohe Gewinne einfahren und die Konzernbilanz aufbessern. Insbesondere die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sieht einen potenziellen Verkauf deshalb kritisch. Der frühere Gewerkschaftsvorsitzende Klaus-Dieter Hommel hatte den Plan noch Anfang September als „wirtschaftlichen Unsinn“ bezeichnet. Auch intern gibt es bei Schenker einigen Wandel: Zum Jahresende verlässt Finanzvorstand Oliver Seidl das Unternehmen „in bestem Einvernehmen und auf eigenen Wunsch“. Sein Nachfolger wird am 1. März 2023 der Däne Jakob Wegge-Larsen (45), bislang CFO der Sparte Ocean & Logistics der Unternehmensgruppe Mærsk.

Gewinn fast verdoppelt

Im Juli erhöhte der Bahnvorstand anlässlich der Vorlage der Halbjahreszahlen einige Jahresziele.Wörtlich hieß es: „Im Wesentlichen getrieben durch DB Schenker werden der Umsatz und die bereinigten Ergebnisgrößen noch deutlich stärker steigen als bisher erwartet.‘‘ So soll der bereinigte Umsatz der Bahn auf mehr als 54 (i. V. 47,3) Mrd. Euro klettern. Nach sechs Monaten lag der Umsatzanteil von Schenker bei 50 (48) %. Der Umsatz von Schenker lag also bei 27 Mrd. Euro.

Schenker hat angesichts hoher Frachtraten auch beim Gewinn eine sehr starke Entwicklung gezeigt: Im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr legte das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im ersten Halbjahr 2022 um 62 % auf 1,5 Mrd. Euro zu, und das Ebit sprang sogar um fast 90 % auf 1,2 Mrd. Euro.

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