Cevian stößt Thyssenkrupp-Paket ab
ab Düsseldorf
Der Finanzinvestor Cevian hat sein Engagement bei Thyssenkrupp weitestgehend beendet. Im Rahmen einer Privatplatzierung trennten sich die Schweden von 23,4 Millionen Aktien, entsprechend einem Anteil am Grundkapital von 3,8 %, wie der Investor auf Anfrage erklärte. Damit ist die Beteiligung auf unter 1% zusammengeschnurrt. Die Aktien wurden zu 5,15 Euro das Stück oder 120 Mill. Euro in Summe (brutto) veräußert. Begleiten ließ sich Cevian von UBS.
Damit ist der Exit aus dem verlustträchtigen Engagement so gut wie abgeschlossen. Dass Cevian noch ein kleines Aktienpaket hält, habe rein technische Gründe, hieß es. Den großvolumigen Rückzug hatten die Schweden im vorigen Jahr eingeläutet. Damals wurde die Beteiligung ebenfalls im Rahmen eines beschleunigten Verfahrens um 7,2 % auf 7,9 % reduziert. Zwar hatte sich Cevian auch zuvor schon von Aktien getrennt, die vorherigen Verkäufe waren aber über die Börse abgewickelt worden. Im vorigen Jahr konnten die Schweden die Aktie allerdings noch zu 10,30 Euro platzieren – doppelt so viel, wie jetzt erzielt wurde. Der Rückzug erfolge im Rahmen einer regelmäßigen Portfolioanpassung und sei keinesfalls als Misstrauensvotum gegen den Vorstand zu verstehen, wird betont. Investoren sahen das anders. Der MDax-Wert rutschte um 4,7 % auf 5,15 Euro ab. Die Marktkapitalisierung beläuft sich auf schmale 3,2 Mrd. Euro.
Elliott erhöht den Druck
Cevian war im September 2013 bei Thyssenkrupp eingestiegen, hatte sich im Dezember desselben Jahres an der Kapitalerhöhung beteiligt und weitere Aktien über die Börse zugekauft. Die Kaufkurse dürften sich zwischen 17 und 19 Euro bewegt haben. In der Spitze belief sich die Beteiligung auf 18 %. Nach der Krupp-Stiftung, die heute 21% der Anteile hält, waren die Schweden über viele Jahre der zweitgrößte Einzelaktionär. Mit Jens Tischendorf zog im Januar 2015 der Deutschland-Statthalter von Cevian in den Aufsichtsrat ein.
Letztlich haben sich die in den Konzernumbau gesteckten Erwartungen jedoch nie erfüllt. Unter Vorstandschef Heinrich Hiesinger versuchte sich der Traditionskonzern als Industriekonglomerat zu positionieren – mit überschaubarem Erfolg. Erst als sich 2018 der Aktionärsaktivist Paul Singer mit seinem Hedgefonds Elliott in Stellung brachte, kam Bewegung ins Management. Im Sommer 2018 nahm Hiesinger seinen Hut, ihm schloss sich wenig später Aufsichtsratschef Ulrich Lehner an.
Im November 2018 besetzte Cevian mit Martina Merz einen zweiten Aufsichtsratsposten. Im Februar 2019 wurde die heutige Vorstandschefin Aufsichtsratsvorsitzende. Die Nachfolge von Hiesinger an der Vorstandsspitze trat der langjährige Finanzvorstand Guido Kerkhoff an. Doch auch er bewies kein glückliches Händchen und musste nach einem Jahr gehen. Seit Oktober 2019 steht Merz an der Konzernspitze und versucht sich am Umbau zur Group of Companies.