Autoindustrie

Deutlich mehr Lohn bei Volkswagen

Die 125.000 Beschäftigten an den westdeutschen VW-Standorten erhalten 8,5% mehr Lohn. Der neue Tarifvertrag orientiert sich am Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg.

Deutlich mehr Lohn bei Volkswagen

ste Hamburg

Volkswagen und die IG Metall haben sich vor dem Hintergrund des zuletzt höchsten Preisauftriebs seit Anfang der 1950er Jahre auf kräftige Lohnerhöhungen für die rund 125000 Beschäftigten an den sechs westdeutschen Standorten des Wolfsburger Autobauers sowie bei drei Tochtergesellschaften verständigt. Der eine Woche vor Ende der Friedenspflicht nach einem rund zwölfstündigen Verhandlungsmarathon am frühen Mittwochmorgen erreichte Tarifabschluss sieht Entgelterhöhungen in zwei Stufen um insgesamt 8,5% sowie einen Inflationsausgleich von 3000 Euro vor. Wie Volkswagen und die Gewerkschaft nach der dritten Verhandlungsrunde mitteilten, hat der Tarifvertrag eine Laufzeit bis Ende November 2024.

Damit orientiert sich der Haustarif an dem fünf Tage zuvor in Baden-Württemberg erzielten Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie. Die Laufzeit von 24 Monaten gebe Volkswagen langfristige Planungssicherheit, erklärte VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel, Personalvorstand der Marke Volkswagen. Der Abschluss trage dem „außergewöhnlich anspruchsvollen und anhaltend volatilen gesamtwirtschaftlichen Umfeld“ Rechnung. Zugleich dürfe der Tarifabschluss „nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir weiterhin unsere Kosten im Griff behalten müssen“. Dies sei die Grundvoraussetzung, um den Wandel in Richtung Elektromobilität und Digitalisierung mit der nötigen Geschwindigkeit fortzusetzen und wettbewerbsfähig zu bleiben.

„Solider Abschluss“

IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger sagte, der Tarifabschluss leiste „in historisch schwierigen Zeiten einen Beitrag, damit die Beschäftigten besser durch die Krise kommen“. VW-Betriebsratschefin Daniela Ca­vallo sprach von einem soliden Abschluss. Die Beschäftigten erhielten rasch spürbar mehr Geld. Zentrale VW-Themen wie Altersteilzeit und mehr freie Tage seien geregelt.

Vereinbart wurde eine Erhöhung der Tarifgehälter um 5,2% ab Juni 2023 und um 3,3% ab Mai 2024. Zudem zahlt Volkswagen eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von 2000 Euro im Februar 2023 und von 1000 Euro im Januar 2024. Auszubildende sollen je die Hälfte erhalten. Alle Beschäftigten hätten ferner künftig die Möglichkeit, die tarifliche Zusatzvergütung in bis zu sechs Freistellungstage jährlich zu wandeln. Der bei VW geltende Tarifvertrag über die Altersteilzeit wurde zu den bisherigen Konditionen um fünf Jahre bis Ende 2027 verlängert. Der Autobauer behält damit einen wichtigen Hebel, um beim Umbau Personal abzubauen.

Die Vertragsparteien vereinbarten darüber hinaus, ein an Studierende mit Bachelor-Abschluss gerichtetes Stipendienprogramm „Volkswagen Master“ einzuführen, um hoch qualifizierten Nachwuchs für die Zu­kunftsfelder Digitalisierung, Software und Batterie zu gewinnen. Bei den bislang festgeschriebenen 1400 Ausbildungsplätzen pro Jahr wird – anders als zwischenzeitlich von der Arbeitgeberseite gefordert – nicht gekürzt. Bei der Laufzeit des Tarifvertrags machte die Gewerkschaft, die ursprünglich zwölf Monate gefordert hatte, Zugeständnisse.

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