Ionos setzt auf „selektive“ Zukäufe
hei Frankfurt
United Internet gibt offiziell den Startschuss für das geplante IPO der Tochter Ionos im Prime Standard der Deutschen Börse, das im ersten Quartal erfolgen soll, wie mitgeteilt wird. Der Börsengang werde „voraussichtlich“ aus dem Angebot existierender, von United Internet und Warburg Pincus gehaltener Aktien, bestehen. Der Mutterkonzern will eine Mehrheitsbeteiligung an Ionos behalten. Mit dem angestrebten Streubesitz solle ein „liquider Markt“ für die Aktien des Webhosters geschaffen werden, heißt es weiter.
Neben United Internet, der drei Viertel an Ionos gehören, hält der Finanzinvestor Warburg Pincus 24,9 % der Anteile. Das Unternehmen, das die in jüngster Zeit spürbar aufgehellte Stimmung am Markt nutzen will, wird federführend von J.P. Morgan, Berenberg, Deutsche Bank und BNP Paribas als Joint Global Coordinators begleitet. Barclays und Goldman Sachs agieren als Joint Bookrunners. Commerzbank, DZ Bank und die Landesbank Baden-Württemberg sind Co-Lead Manager.
Ionos hat nach den Worten von CEO Achim Weiß und CFO Britta Schmidt aus ersten Gesprächen mit potenziellen Investoren „bereits ein sehr positives Feedback“ erhalten. Dem Vernehmen nach fasst der in Europa marktführende Webhoster eine Bewertung von 5 Mrd. Euro ins Auge. Da keine Kapitalerhöhung geplant ist und United Internet die Mehrheit behalten will, ergibt sich daraus ein maximales Emissionsvolumen von 2,5 Mrd. Euro. Die Roadshow bei Investoren am hiesigen Finanzplatz soll in dieser Woche begonnen haben. Mit Blick auf den üblichen Zeitrahmen dürfte die Erstnotiz Mitte Februar zu erwarten sein. Mit der Veröffentlichung einer Preisspanne wäre dann in der kommenden Woche zu rechnen.
Hoffnungsträger
Der Börsenkandidat gilt als Hoffnungsträger für den hierzulande seit mehr als einem Jahr praktisch zugefrorenen IPO-Markt, den im vergangenen Jahr einzig der Sportwagenbauer Porsche mit einer milliardenschweren Emission durchbrochen hatte. Weiß betont gegenüber der Börsen-Zeitung die großen Wachstumschancen von Ionos, die sich mit ihrem Portfolio auf kleine und mittelständische Unternehmen in Europa und auch den USA konzentriert. Ionos hat derzeit rund 6 Millionen Kunden, aber einen adressierbaren Markt von allein 58 Millionen Kunden in Europa, inklusive der USA seien es sogar 90 Millionen.
Weiß ist zuversichtlich, das Wachstumstempo hochhalten zu können. Während das Umsatzplus 2021 bei 12 % auf rund 1,1 Mrd. Euro lag, legte Ionos in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres einen Zahn zu und steigerte die Erlöse um 19 %. Allerdings musste die Firma bei der operativen Marge vor Abschreibungen (Ebitda-Marge) gegenüber Vorjahr Abstriche machen. Diese sank nach neun Monaten auf 29 % nach 34 % in der Vorjahresperiode. Fürs Gesamtjahr rechnet der Vorstand mit einer Range von 25 bis 28 %. Dabei spielt neben erhöhten Energiekosten auch ein steigender Marketingaufwand eine Rolle. Er soll 2022 bei 55 Mill. Euro landen und im laufenden Jahr auf „65 bis 70 Mill. Euro steigen“, wie Schmidt erklärt. „Diese Größenordnung wollen wir auch in den kommenden Jahren beibehalten, wobei der Aufwand in Relation zum wachsenden Umsatz sinkt und somit auch die operative Marge wieder vorankommt“, erläutert Schmidt. Mittelfristig strebt Ionos eine Ebitda-Marge jenseits von 30 % an.
Viele kleine Player
Während Weiß davon ausgeht, dass „der Börsengang uns dabei unterstützen wird, sowohl die Attraktivität unserer in vielen Ländern bereits sehr bekannten Marke weiter auszubauen“, unterstreicht er zugleich die Wettbewerbsposition des Unternehmens in dem noch sehr stark fragmentierten Markt für Webhosting und Cloud-Angebote mit Zielfokus Mittelstand in Europa. „Da gibt es geschätzt mindestens 200 bis 300 kleine Player“ gegenüber denen Ionos im Vorteil sei. Ionos habe im Vergleich mit Konkurrenten mit Abstand das größte Produktportfolio, mit einem präzise auf die Belange kleiner und mittelständischer Kunden zugeschnittenen Service. Weiß geht daher von einem erfolgreichen Verdrängungswettbewerb insbesondere gegenüber kleineren Playern aus. „Wir werden mit unserer Marke Druck machen“, so der Manager. Sollte ein größerer Konkurrent in Sicht kommen, zieht er „selektive Zukäufe“ in Betracht, wobei Ionos nun zugutekomme, „dass wir mit dem geplanten IPO dann über eine eigene M&A-Währung verfügen“, ergänzt Schmidt.
Hyperscaler im Visier
Die größten Wachstumschancen sieht das Management künftig im Cloud-Geschäft. Die kleine Sparte, die 2021 erst 10 % zum Umsatz beigesteuert hat, soll jährlich um rund 20 % zulegen. Dabei tritt Ionos gegen Schwergewichte an. „Unsere Konkurrenten sind hier klar die großen Hyperscaler, also AWS, Microsoft Azure und Google Cloud“, sagt Weiß. Allerdings haben die auch vieles im Portfolio, das kleine und mittelständische Unternehmen gar nicht brauchen. „Von deren Produktpalette braucht der Mittelstand nur einen kleinen Teil. Da können wir sehr gut mithalten“, ist der CEO überzeugt.