Produktionsstörungen nehmen zu
Ein Großteil der Unternehmen in Deutschland sieht sich aufgrund von hohen Energiekosten, Fachkräftemangel und Materialengpässen in diesem Jahr mit Beeinträchtigungen in der Produktion konfrontiert. Bei einer Befragung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die im November 2022 unter rund 2 500 privatwirtschaftlichen Unternehmen aus allen Bundesländern durchgeführt wurde, gaben nur 14% an, dass sie für 2023 mit keinen Produktionsproblemen rechnen.
Durch den Krieg in der Ukraine sowie die anhaltenden Auswirkungen der Corona-Pandemie sind branchenübergreifend viele Lieferketten nach wie vor gestört. Noch gravierender ist der Arbeitskräftemangel. Fast 80% der Befragten gaben an, dass fehlende Mitarbeiter zu Problemen in der Produktion führten. Keine andere Ursache nannten die Unternehmen häufiger. Es folgen „hohe Energiekosten“ und eine „eingeschränkte Energieversorgung“ auf den Plätzen 2 und 3 mit jeweils rund 60%. Zu einem zunehmenden Problem werden Cyberattacken. Fast die Hälfte der Unternehmen erwartet für das laufende Jahr deswegen Produktionsstörungen.
Die Beeinträchtigungen in der Produktion haben laut IW zudem insgesamt im Zeitverlauf zugenommen. Während im November 2022 gut ein Drittel der Betriebe ungestört produzieren konnte, erwarten dies für das Winterhalbjahr 2022/2023 noch 18% und für das gesamte Jahr 2023 nur noch besagte 14%. Zudem nimmt das Ausmaß der Störungen zu. Der Anteil jener Unternehmen, die mit Produktionsausfällen von bis zu 10% sowie bis 20% ausgehen, steigt jeweils um mehr als 10 Prozentpunkte, wenn man die Einschätzung fürs Jahresende 2022 mit der Beurteilung für 2023 vergleicht.
Rund vier Fünftel der Unternehmen gehen zudem davon aus, dass die Probleme dauerhaft bestehen bleiben. Die derzeitige geopolitische Lage stelle insbesondere Betriebe aus energieintensiven Branchen vor bleibende Herausforderungen. Knapp ein Achtel der Befragten geben an, dass sie mit starken langfristigen Einbußen von mehr als 10% bezüglich des normalen Produktionsniveaus rechnen. Dabei gibt es keine Unterschiede zwischen Industrie und Dienstleistern.
Die Ökonomen des IW geben bezüglich des Reports jedoch zu bedenken, dass zuletzt einige Konjunkturindikatoren signalisiert hatten, dass sich die Lage bei den Lieferketten ein wenig entspannt hat und die Energiepreise in diesem Winter nicht so hoch ausfallen wie zwischenzeitlich befürchtet. All dies sei bei der Befragung der Unternehmen im November 2022 so nicht absehbar gewesen. Eine Entwarnung ist dies laut den Studienautoren aber nicht. „Die beiden bedeutendsten Störquellen – fehlende Mitarbeiter und hohe Energiekosten – drohen zu einer dauerhaften Belastung für die deutsche Volkswirtschaft zu werden“, schreibt das IW.