Übergewinnsteuer

Shell setzt Investi­tionen auf den Prüf­stand

Die von Schatzkanzler Jeremy Hunt angekündigte Erhöhung der Übergewinnsteuer für Ölkonzerne zeigt Wirkung: Shell setzt ihre Investitionen in britische Projekte auf den Prüfstand.

Shell setzt Investi­tionen auf den Prüf­stand

hip London

Shell hat angekündigt, ihre geplanten Investitionen in britische Projekte auf den Prüfstand zu setzen. Zuvor hatte Schatzkanzler Jeremy Hunt seine Absicht mitgeteilt, die sogenannte Übergewinnsteuer (Windfall Tax) auf die Gewinne der Öl- und Gasbranche von 25 % auf 35 % zu erhöhen. Zudem soll sie nicht nur bis 2025, sondern bis 2028 erhoben werden.

„Wir haben vor fünf Monaten ein Investitionspaket von 25 Mrd. Pfund umrissen und ich habe damals gesagt, dass wir ein stabiles fiskalisches Umfeld brauchen, um sicherzustellen, dass wir die Investitionen auf den Weg bringen können“, sagte Chairman David Bunch dem Sender Sky News. „Seitdem hatten wir drei Haushaltsentwürfe, ein paar Premierminister, da ist es willkommen, ein bisschen Stabilität zu sehen.“ Allerdings werde der Ölkonzern alle Projekte einzeln neu bewerten ­müssen und das werde darüber entscheiden, ob noch so viel investiert wird wie ursprünglich in Aussicht gestellt.

Der BP-Vizepräsident Matthew Williamson konnte bei einem Auftritt vor dem Wirtschaftsausschuss des Unterhauses weder sagen, wie viel Steuern das Unternehmen bezahlt hätte, wenn es seine Investitionen in die Öl- und Gasförderung in der Nordsee nicht hätte absetzen können, noch wie viel es im laufenden Jahr in erneuerbare Energien investiert. „Was ich für dieses Jahr sagen kann, ist, dass rund 30% für nichtfossile Investitionen ausgegeben werden“, sagte Williamson. Wie viel genau auf erneuerbare Energien entfalle, wisse er nicht.

Durch die Sondersteuer erhöht sich die Steuerlast auf insgesamt 75 %, denn die Branche zahlt ohnehin schon einen höheren Steuersatz. Investitionen können abgesetzt werden, allerdings nicht mehr 80 %, wie von Rishi Sunak in seiner Zeit als Boris Johnsons Schatzkanzler vorgesehen, sondern nur noch 29 %.

Aus-Schalter fehlt

Man verstehe die Natur der Übergewinnsteuer und sei bereit, als größtes britisches Unternehmen einen Beitrag zu leisten, sagte Bunch. Doch gebe es im derzeitigen Design der Sondersteuer „keinen Aus-Schalter“. Es gebe keine Preisgrenze, ab der sie unwirksam werde. Darüber wolle man mit der Regierung sprechen.

Geht es nach dem Verband Offshore Energies UK, gefährdet die Übergewinnsteuer Investitionen von mehr als 200 Mrd. Pfund. „Unser Sektor hat die Kenntnisse, die Technologie und den Ehrgeiz, die Energiewende voranzutreiben“, sagte Verbandschefin Deirdre Michie auf einer Branchenkonferenz. Es sei nun Aufgabe der Regierung, das Vertrauen wiederherzustellen. Sie müsse eng mit der Branche zusammenarbeiten, wenn sie unbeabsichtigte Nebenwirkungen der Steuererhöhung vermeiden wolle.

Auch der schottische Stromerzeuger SSE will seine Investitionspläne überdenken. Denn Hunt hatte in seinen Haushaltsentwurf auch eine „vorübergehende“ Windfall Tax von 45 % für Stromversorger gepackt. „Wir werden überprüfen müssen, was wir ausgeben“, sagte SSE-CEO Alistair Phillips-Davies. „Wir werden zweifellos einige unserer Schlüsselinvestments überdenken müssen.“

Das Unternehmen hat Projekte im Volumen von 24 Mrd. Pfund in der Pipeline. „Wir wollen immer noch Geld ausgeben. Wir wollen immer noch investieren. Aber diese Windfall Tax wird uns treffen.“ Wenn man das Spielfeld verändert, schade das dem Investorenvertrauen.

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