Uniper-Aktionäre ebnen den Weg
ab Köln – Die Aktionäre von Uniper haben den Weg für die Verstaatlichung des Gasimporteurs erwartungsgemäß frei gemacht. Mit den Stimmen des bisherigen Großaktionärs Fortum, der an Uniper mit gut 80 % beteiligt ist, wurden die beiden zur Abstimmung gestellten Kapitalmaßnahmen mit über 99 % der Stimmen bei einer Präsenz von über 82 % des Grundkapitals angenommen. Bevor die Kapitalerhöhungen durchgezogen werden, muss die EU-Kommission jedoch noch grünes Licht unter beihilferechtlichen Aspekten geben. Damit werde in den nächsten Tagen gerechnet. Dann herrscht auch Klarheit über die Auflagen.
Die Beantwortung der Aktionärsfragen waren für Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach und Versammlungsleiter Bernhard Günther – er war als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender für Fortum-Chef Markus Rauramo eingesprungen – allerdings alles andere als ein Spaziergang, ging es doch vielfach um die Frage, wer die Schuld an der Schieflage trage, die Ergebnis der hohen Abhängigkeit von russischem Pipelinegas ist.
Maubach legte dar, dass sich die hohe Abhängigkeit Unipers von Gazprom erst im Laufe der Jahre herausgebildet habe. Die langfristigen Lieferverträge mit Gazprom seien zur Zeit des Kalten Krieges abgeschlossen worden und beliefen sich zunächst auf nicht mehr als 30 %. Erst mit dem Rückgang der Gaslieferungen aus Deutschland und den Niederlanden sowie der Beendigung von Lieferverträgen aus Norwegen habe sich die Abhängigkeit auf über 50 % erhöht. Durch die ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland ist Uniper in die Schieflage geraten, musste das Gas doch am Spotmarkt zu deutlich höheren Preisen nachgekauft werden, um die eigenen Lieferverträge einhalten zu können. An Lieferverträge mit Gazprom ist Uniper noch bis Ende 2024 gebunden. Uniper strebe künftig kein Neugeschäft mehr mit russischen Partnern an, betonte Maubach.
2 Mrd. Euro Nettovermögen
Zugleich werde der Verkauf der Beteiligung an der russischen Kraftwerkstochter Unipro vorangetrieben. Eine im September unterzeichnete Verkaufsvereinbarung könne jedoch nicht vollzogen werden, da die russische Regierung die Transaktion genehmigen muss. Den Nettovermögenswert für die Beteiligung (84 %) an Unipro bezifferte Maubach auf 2 Mrd. Euro.
Maubach stellte die Verstaatlichung Unipers als alternativlos dar. Die mit dem Bund vereinbarten Stabilisierungsmaßnahmen seien der einzige Weg, um die Insolvenz zu vermeiden. Das sei nicht nur aus gesamtwirtschaftlicher Sicht von großer Bedeutung, sondern auch aus Sicht der Aktionäre. Drohe diesen bei einer Insolvenz doch der Totalverlust ihres Einsatzes.
Wie Maubach ausführte, belief sich das negative Eigenkapital in der SE nach HGB zum 30. September auf 29 Mrd. Euro. „Diese Zahl zeigt in aller Deutlichkeit die bilanzielle Schieflage der Uniper“, sagte Maubach und bezeichnete die Liquiditätslage im gleichen Atemzug als „sehr angespannt“. Damit ist aber auch klar, dass das Eigenkapital auch nach dem Staatseinstieg nur teilweise wiederhergestellt ist. Neben der Barkapitalerhöhung um 8 Mrd. Euro soll nach früheren Angaben noch vor Jahresende eine erste Tranche aus dem genehmigten Kapital von 6 Mrd. Euro gezeichnet werden. Damit und den Anteilen, die der Bund Fortum abkauft, schrumpft der Anteil der Minderheitsaktionäre auf etwa 1 %.
Kurz vor Beginn der Versammlung hatte Uniper am Morgen noch die Rahmenvereinbarung mit dem Bund geschlossen. In dem Rahmenvertrag sind Mitsprache- und Zustimmungsrechte des Bundes definiert. Dazu gehört auch, dass Vorstand und Aufsichtsrat der Gesellschaft für die Dauer der Stabilisierungsmaßnahmen keine variable Vergütung erhalten. Zudem werde Uniper bis zur Beendigung der Stabilisierung keine Dividende zahlen.
Zugleich wurde mit Fortum vereinbart, dass die Finnen bis Ende 2026 ein Vorkaufsrecht für das schwedische Wasserkraft- und Kernkraft-Geschäft von Uniper erhalten. Ein Verkauf sei derzeit jedoch nicht beabsichtigt, sagte Maubach.