Zuversicht für Euro-Wirtschaft steigt
Zuversicht für Euro-Wirtschaft steigt
Sentix-Barometer legt erneut zu – Aber nur „schwache Erholung“ signalisiert – Unternehmensstimmung bessert sich
ba Frankfurt
Die Euro-Konjunktur belebt sich: Sowohl die Zuversicht der Börsianer als auch die Unternehmensstimmung haben erneut zugelegt. Auch das Wachstum im ersten Quartal ist besser als erwartet ausgefallen. Dies dürfte auch für Entspannung bei den Euro-Hütern der EZB sorgen, die wohl auf der kommenden Sitzung im Juni die erste Zinssenkung beschließen dürften.
Sollte sich die Euro-Wirtschaft weiter wie von der EZB erwartet entwickeln, so rechnet Litauens Notenbank-Chef Gediminas Simkus mit zwei weiteren Zinsschritten nach unten. Auch für EZB-Chefvolkswirt Philip Lane werden die Argumente für eine Zinssenkung stärker, wie er in einem Interview mit der spanischen Zeitung „El Confidencial“ sagte. So zeigten die neuesten Zahlen der Inflation im Dienstleistungssektor für April „tatsächlich einige Fortschritte“. Auch die veröffentlichten BIP-Zahlen für das erste Quartal „stärken meine Zuversicht, dass die Inflation zeitnah zum Ziel zurückkehren sollte“, erklärte Lane. In den kommenden Wochen folgen weitere für die EZB wichtige Daten, etwa zur Lohnentwicklung im gemeinsamen Währungsraum.
Stimmung auf Zweijahreshoch
Der Sentix-Konjunkturindex für Euroland kletterte im Mai den siebten Monat in Folge, und zwar um 2,3 auf −3,6 Punkte. Dies ist der höchste Stand seit Februar 2022 und damit vor Beginn des Ukraine-Krieges. Ökonomen hatten damit zwar gerechnet, allerdings einen neuen Zählerstand von −5,0 prognostiziert. „Die konjunkturelle Verbesserung zeichnet sich jedoch weiterhin durch ein mäßiges Momentum aus“, erklärte Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner zum Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 1.178 Investoren. Lage und Erwartungen stiegen in kleinen Schritten, aber kontinuierlich an.
Belastungen „einigermaßen verdaut“
Die Datenlage bezeichnet Hübner als einerseits ermutigend, „scheint die Wirtschaft doch die vielfältigen Belastungen der letzten beiden Jahre seit Beginn der Ukraine-Krise inzwischen einigermaßen verdaut zu haben“. Darauf würde auch die weitere Stabilisierung der Daten für Osteuropa hindeuten. Andererseits sei die Erholung schwach, denn der Anstieg der Erwartungswerte sei sehr zäh und wirke sich nur sehr langsam auf die Lagewerte aus. „Ähnliches war 2012 bis 2014 in der Euro-Krise schon einmal zu beobachten“, mahnte Hübner.
USA schwächeln „ausgerechnet jetzt“
Hoffnung macht laut Sentix die weitere Verbesserung in der Region Asien ex Japan. Ausgerechnet jetzt ergäben sich aber Schwächesignale in den USA. Für Deutschland wird erstmals seit März 2022 eine positive Konjunkturerwartung gemessen, während die Lage schwach bleibe. Österreich verzeichnet Sentix zufolge einen „deutlichen Impuls“.
Höchststand seit einem Jahr
Im April ist die Euro-Wirtschaft erneut gewachsen: Der endgültige Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite, der Dienstleister und Industrie zusammenfasst, ist um 1,4 auf 51,7 Punkte geklettert. Dies sind 0,3 Zähler mehr als in der Erstschätzung ermittelt und es ist der höchste Stand seit Mai 2023. Mit einem Wert oberhalb der neutralen 50-Punkte-Marke signalisiert der Indikator Wachstum. „Triebfeder war im April der beschleunigte Aufschwung im Servicesektor“, kommentierte S&P. Der entsprechende Indikator stieg auf 53,3 Punkte von 51,5 im März.
Spitzenreiter Spanien
Spanien blieb unter den betrachteten Ländern Spitzenreiter. Der PMI Composite stieg dort sogar auf ein Jahreshoch von 55,7 Punkten. In Italien (52,6 Punkte) hingegen verlangsamte sich das Wachstum etwas. „Von besonderer Bedeutung war“, so betonte S&P, dass auch die beiden größten Euro-Volkswirtschaften Deutschland (50,6) und Frankreich (50,5) „erstmals seit zehn bzw. elf Monaten wieder ein Mini-Wachstum vermeldeten“. Damit setzt sich die Entwicklung vom Jahresbeginn fort: Während Spaniens Wirtschaft um 0,7% zulegte, wuchs die Euro-Wirtschaft ebenso wie die italienische um 0,3%. Frankreich und Deutschland vermeldeten +0,2%.
„Trotz der politischen Turbulenzen scheint Spanien überproportional vom Tourismus zu profitieren“, erklärte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank, das Ergebnis der Einkaufsmanagerumfrage. Darüber hinaus sei die spanische Regierung laut dem Internationalen Währungsfonds „im Vergleich zu anderen führenden Volkswirtschaften der Eurozone weniger auf Sparmaßnahmen fixiert, d.h., der öffentliche Sektor bremst die Konjunkturentwicklung weniger“.