US-Arbeitsmarkt

Abkühlung am US-Jobmarkt setzt sich fort

Die relative Schwäche am US-Jobmarkt dauert an. Im August entstanden nur 142.000 neue Stellen. Gepaart mit zunehmendem Lohndruck könnte dies die Fed vor neue Herausforderungen stellen.

Abkühlung am US-Jobmarkt setzt sich fort

Abkühlung am US-Jobmarkt setzt sich fort

Geringes Stellenwachstum und stärkerer Lohndruck bringen die Notenbank in ein potenzielles Dilemma

Die relative Schwäche am US-Jobmarkt dauert an. Im August entstanden mit einem Plus von nur 142.000 deutlich weniger Stellen als erwartet. Auch legten die Löhne überraschend zu. Diese Kombination könnte die Fed, die übernächste Woche die Zinswende beschließen wird, vor neue Herausforderungen stellen.

det Washington

Die Abkühlung am US-Arbeitsmarkt hat sich im August fortgesetzt und bereitet somit den Weg für die inzwischen seit längerem erwartete Zinswende der US-Notenbank im September. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, entstanden vergangenen Monat ohne Berücksichtigung der Landwirtschaft 142.000 Jobs. Erwartet hatten Ökonomen einen Anstieg um etwa 160.000. Die Arbeitslosenquote gab hingegen von 4,3% auf 4,2% nach. 

Auch stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne gegenüber dem Vormonat um 0,4% und im Vorjahresvergleich um 3,8%. Beide Zahlen lagen über den Markterwartungen. Auch übertrafen sie die zuvor gemessenen Steigerungen. Zwar könnte der leicht zunehmende Lohndruck ein Vorbote höherer Inflation sein. Gleichwohl rechnen Experten nicht damit, dass dieser die Notenbank von der ersten Zinssenkung seit viereinhalb Jahren abhalten wird. So gilt es als sicher, dass die Fed übernächste Woche bei der Sitzung ihres Offenmarktausschusses (FOMC) den Leitzins heruntersetzen wird. Unklar ist nur, ob das FOMC um 25 oder 50 Basispunkte lockern wird.  

Dass sich mit dem flauen Stellenwachstum mittlerweile ein Trend abzeichnet, zeigt sich auch an den revidierten Zahlen für die beiden vorangegangenen Monate. So stiegen die Neueinstellungen im Juli nur um 89.000 und nicht, wie zunächst geschätzt, um 114.000. Deutlicher fiel die Korrektur für Juni aus, als Arbeitgeber 118.000 anstelle der ursprünglich vermuteten 179.000 neuen Mitarbeiter beschäftigten.

Damit fiel über drei Monate der Durchschnittswert der neu geschaffenen Jobs so niedrig aus wie zuletzt im Corona-Jahr 2020. Kaum verändert war die Partizipationsrate, die bei 62,7% lag. Allerdings stieg der Anteil der Erwerbstätigen, die nur deswegen einen Teilzeitjob hatten, weil sie keine Vollzeitbeschäftigung finden konnten, auf den höchsten Stand seit Oktober 2021.  

Konzentriertes Stellenwachstum

Anders als während des Aufschwungs am Arbeitsmarkt waren die neuen Positionen auch nicht auf diverse Branchen verteilt. So steuerte die Bauwirtschaft 34.000 neue Arbeitsplätze bei. Weitere 31.000 Jobs entstanden im Gesundheitswesen und 13.000 im Sozialbereich. Als Folge der Schwäche bei der Fertigung langlebiger Güter schrumpfte die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe sogar um 24.000.

In anderen Branchen, etwa der Ölindustrie, dem Bergbau, dem Handel, der Transportwirtschaft sowie bei Fachdienstleistern, war die Beschäftigung kaum verändert. Dasselbe galt für das Gast- und Freizeitgewerbe, das nach der Pandemie lange Zeit zu den wichtigsten Stützen des Arbeitsmarkts gezählt hatte.  

Nach Ansicht von Matthew Ryan, Head of Market Strategy bei dem Finanzdienstleister Ebury, stellt die Kombination aus der Abkühlung am Jobmarkt und den höheren Löhnen „für die Fed mit Blick auf die Erreichung ihres Inflationsziels eine frische Herausforderung dar“. Zwar sei aus der Sicht der Finanzmärkte nun die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die Währungshüter übernächste Woche den Zielkorridor für den Leitzins deutlicher heruntersetzen werden. „Die Daten allein reichen aber nicht aus, um einen solchen Zinsschritt zu besiegeln“, sagte Ryan.  

Sicher erscheint nun, dass sich die Notenbank verstärkt auf die zweite Komponente ihres Mandats, nämlich die Vollbeschäftigung, konzentrieren wird. Schließlich deuten der Verbraucherpreisindex und der PCE-Deflator auf eine geringere Teuerung hin. Zudem hat US-Notenbakchef Chef Jerome Powell gesagt, dass eine weitere Abschwächung am Jobmarkt „nicht willkommen“ sei. Wie aus dem FedWatch Tool der CME Group hervorgeht, halten sich die Wahrscheinlichkeit eine Lockerung um 25 oder 50 Basispunkte in etwa die Waage.


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