ZEW-Konjunkturerwartungen geben unerwartet stark nach

Ampel-Aus und Trump verderben die Laune

Die politischen Turbulenzen beidseits des Atlantik haben Börsenprofis auf die Stimmung gedrückt. Die Aussichten auf baldige Neuwahlen hätten das Bild fast noch gedreht.

Ampel-Aus und Trump verderben die Laune

Ampel-Aus und Trump verderben die Laune

ZEW-Konjunkturerwartungen geben unerwartet stark nach

ba Frankfurt

Die Wiederwahl von Donald Trump als US-Präsident und das Aus der Berliner Ampel-Koalition lässt Finanzmarktexperten pessimistischer als erwartet auf die deutsche Konjunktur blicken. So ist das ZEW-Barometer für die Aussichten in den kommenden sechs Monaten im November um 5,7 auf 7,4 Punkte gefallen. Ökonomen hatten hingegen mit einem neuen Zählerstand von 13,2 gerechnet.

Achim Wambach, Präsident des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), führt den Rückgang insbesondere auf den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl zurück: „Dafür spricht die Tatsache, dass die Konjunkturerwartungen für die USA deutlich steigen, während jene für China und den Euroraum sinken.“ Trump hatte im Wahlkampf mögliche Importzölle von 10 oder 20% für Waren aus der EU angedroht. Da die USA der größte Abnehmer von Waren „Made in Germany“ sind, würde dies die deutsche Wirtschaft hart treffen − insbesondere die gewichtige Automobilindustrie, in der die Stimmung derzeit eh trübe ist.

Kurswechsel zum Ende der Umfrage hin

Allerdings, so Wambach weiter, hätten sich gegen Ende des Erhebungszeitraums vom 4. bis 11. November der monatlichen Umfrage unter 152 Analysten auch optimistischere Stimmen zum wirtschaftlichen Ausblick für Deutschland durch die Aussicht auf vorgezogene Neuwahlen gemehrt. „Das Ampel-Aus gibt zumindest Hoffnung auf eine wieder verlässliche Wirtschaftspolitik“, findet Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Vorerst gelte aber weiter: „Wo heute nicht investiert wird, findet morgen keine Produktion statt.“

„Insgesamt ist die derzeitige Entwicklung der Konjunkturerwartungen sehr dynamisch“, betonte Wambach. Die aktuelle Lage wurde ebenfalls schwächer als im Vormonat eingeschätzt − der Indikator fiel um 4,5 auf minus 91,4 Punkte. Das ist der niedrigste Wert seit Mai 2020, also zur Hochzeit der Corona-Pandemie. Hier war ein Anstieg auf minus 85,0 Punkte erwartet worden.

Positiver US-Ausblick

Beim Blick auf die USA waren erstmals seit Februar 2023 die Optimisten wieder in der Überzahl, der Erwartungsindikator kletterte von −8,2 auf +13,3 Punkte. Das Barometer für den Euroraum fiel von 20,1 auf 12,5 Zähler, der China-Index rutschte von 36,2 auf 21,9 Punkte.

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