Großbritannien

Bank of England verblüfft die Finanzmärkte

Die britische Notenbank hat ihren Leitzins überraschend um 15 Basispunkte auf 0,25 % angehoben. Am Markt hatte man damit gerechnet, dass die Geldpolitiker wegen Omikron bis Februar damit warten würden.

Bank of England verblüfft die Finanzmärkte

hip London

Die Bank of England hat angesichts der rasant steigenden Verbraucherpreise erstmals seit August 2018 ihren Leitzins erhöht. Sie senkte zugleich ihre Wachstumsprognose für das laufende Quartal. Am Finanzmarkt hatte man damit gerechnet, dass die Geldpolitiker wegen der Ungewissheit rund um die neue Virusvariante Omikron alles beim Alten lassen würden. Es ist schon das zweite Mal, dass die Notenbank die Marktteilnehmer überrascht. Vor der vorangegangenen Sitzung hatten sie nach entsprechenden Äußerungen führender Vertreter mit einer Straffung gerechnet.

Wie die Bank of England mitteilte, stimmten bei der jüngsten Sitzung des geldpolitischen Komitees (MPC) acht von neun Mitgliedern dafür, den Leitzins um 15 Basispunkte auf 0,25 % zu erhöhen. Auch Silvana Tenreyro, die als einzige dagegen votierte, hätte dem Protokoll der Sitzung zufolge unter normalen Bedingungen den Zeitpunkt für einen Zinsschritt für gekommen gehalten. Doch mit Blick auf Omikron hätte sie damit lieber noch bis Februar gewartet.

Das jüngste Anleihenkaufprogramm ist abgearbeitet. Das Komitee sprach sich einstimmig dafür aus, den Bestand von 875 Mrd. Pfund in Staats- und 20 Mrd. Pfund in Unternehmensanleihen aufrechtzuerhalten.

Dem Zinsentscheid war die Nachricht vorangegangen, dass die Verbraucherpreise im November um 5,1 % gestiegen sind – den höchsten Wert seit September 2011. Am Arbeitsmarkt kam es nach Auslaufen der Lohnsubventionierungsmaßnahmen der Regierung zu keinen Verwerfungen. Die Arbeitslosenquote ging zurück. Das bereinigte Lohnwachstum bewegt sich dem Protokoll zufolge oberhalb des vor der Pandemie beobachteten Niveaus.

Die Ökonomen der Bank gehen nun davon aus, dass die Teuerungsrate im April 2022 mit 6 % ihren Höhepunkt erreichen wird. Das Inflationsziel der Bank of England liegt bei 2,0 %. Für das laufende Quartal rechnen die Zentralbankvolkswirte nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 0,6 %. Im November-Inflationsbericht war noch von 1% die Rede. „Die Erfahrungen seit März 2020 deuten darauf hin, dass Covid-Folgewellen einen geringeren Effekt auf das Bruttoinlandsprodukt zu haben scheinen, obwohl es Unsicherheit darüber gab, in welchem Maße das dieses Mal der Fall sein würde“, heißt es im Protokoll.

Die Geldpolitiker halten die mittelfristigen Auswirkungen von Omikron auf die Inflation für „ungewiss“. Erneute Ausgangsbeschränkungen könnten dazu führen, dass die privaten Haushalte erneut mehr für Waren als für Dienstleistungen ausgeben. Zudem könnten sich die Probleme in den Beschaffungsketten durch Omikron verschärfen: „Chinas derzeitige Null-Covid-Strategie könnte zu erneuten Störungen in chinesischen Fabriken und Häfen führen und sich auf die Frachtkosten auswirken.“