Trotz Inflation

Bank of Japan bleibt stur auf Nullzins-Kurs

Die japanischen Notenbanker haben die Zinswende noch nicht eingeläutet. Dafür aber hat das Finanzministerium erstmals seit Langem am Devisenmarkt interveniert – zur Überraschung vieler Analysten.

Bank of Japan bleibt stur auf Nullzins-Kurs

mf Tokio

Japans Finanzministerium hat erstmals seit 24 Jahren am Devisenmarkt interveniert, nachdem die Bank of Japan (BoJ) ungeachtet der kräftigen Zinserhöhung in den USA am Mittwoch an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhielt. „Wir haben einen entschlossenen Schritt unternommen“, erklärte der für Währungen zuständige Vizeminister Masato Kanda.

In der Folge fiel der Wechselkurs gegenüber dem Dollar von einem 24-Jahres-Hoch von 145,89 Yen um bis zu mehr als 5 Yen. Vermutlich verkaufte die Regierung gezielt US-Staatsanleihen­, damit Spekulanten aus Angst vor Verlusten Short-Terminkontrakte auflösten. Nach Ansicht einiger Beobachter war die US-Regierung weder eingeweiht noch selbst involviert, während es 1998 eine konzertierte Aktion gegeben hatte.

„Kraftvolle“ Lockerung

Die japanische Zentralbank hielt bei ihrem monatlichen Beschluss an dem kurzfristigen Zinssatz von minus 0,1% sowie der Fixierung der zehnjährigen Rendite von Staatsanleihen um 0,0% fest. Daran soll sich auch weiter nichts ändern. Notenbankchef Haruhiko Kuroda, der noch bis April 2023 im Amt bleibt, beteuerte: „Wir werden die Zinsen einige Zeit lang nicht erhöhen.“ Er wolle die „kraftvolle“ geldpolitische Lockerung beibehalten, um die Wirtschaft zu stützen. Damit bliebe die Bank of Japan eine der letzten Zentralbanken, die noch mit einem Negativzins arbeiten, während die USA, die Eurozone, Großbritannien und die Schweiz ihre Geldpolitik straffen. Genau diese Außenseiterrolle beflügelt jedoch viele Händler, auf eine fortgesetzte Abwertung zu wetten.

Der erste direkte Eingriff in den Devisenmarkt seit 1998 hatte sich abgezeichnet, nachdem die Regierung in den Vortagen einen „Kurstest“ vorgenommen hatte. Dabei werden Devisenhändler angerufen und nach dem Preis für Kauf und Verkauf des Yen gefragt. Dennoch zweifelte der Devisenmarkt danach an der japanischen Entschlossenheit zum Handeln. Schließlich hatten sich Kuroda und das Finanzministerium selbst in eine Zwickmühle manövriert, indem sie den wachsenden Abstand zwischen den Renditen von Staatsanleihen in den USA und Japan tolerierten.

Daher gehen Analysten tendenziell eher davon aus, dass sich Japans Währung nur temporär erholt. „Wir kennen nun 145 Yen je Dollar als die Schmerzgrenze der Regierung“, kommentierte Nord/LB-Analyst To­bias Basse. „Einseitige Interventionen sind auf Dauer wenig erfolgversprechend, das hatte die BoJ in der Vergangenheit bereits schmerzhaft erfahren müssen“, meinte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. Jedoch könnten sie der BoJ Zeit verschaffen, falls diese eine baldige Abkehr von der ultraexpansiven Geldpolitik erwäge.

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