Die Turbulenzen rund um die insolvente Silicon Valley Bank in den USA und die Übernahme der Credit Suisse durch die Kon­kurrentin UBS in der Schweiz scheinen bislang keine Kreditklemme bei der Unternehmensfinanzierung in Deutschland ausgelöst zu haben. Wie das Ifo-Institut am Freitag anlässlich seiner vierteljährlichen Umfrage mitteilte, gaben nur 22,7% der Unternehmen an, dass sie die Banken derzeit bei der Kreditvergabe als restriktiv wahrnehmen. Im Dezember hatten noch 3 von 10 befragten Firmen dies angegeben.

„Die Turbulenzen bei einigen internationalen Banken haben keine Auswirkung auf die Kreditvergabe in Deutschland“, schlussfolgert daher Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. Jedoch ist nur ein Drittel der Antworten nach dem Bankenbeben beim Ifo-Institut eingegangen. Wohlrabe verweist darauf, dass sich diese Ergebnisse allerdings nicht von den Antworten unterscheiden, die davor abgegeben wurden. Auswirkungen könnten allerdings auch noch zeitverzögert in einigen Monaten auftreten. Wohlrabe hält dieses Szenario jedoch nicht für wahrscheinlich – solange es nicht noch zu einem erneuten Bankenbeben kommen sollte.

Sowohl in der Industrie als auch bei Dienstleistern sanken der Ifo-Umfrage zufolge zuletzt die Kredithürden. Im verarbeitenden Gewerbe ging der Anteil der Betriebe, die über eine zu zögerliche Kreditvergabe der Banken klagen, von 27,8% auf 17,3% zurück, bei den Dienstleistern reduzierte er sich von 34,6% auf 26,5%. In den für die deutsche Wirtschaft wichtigen Branchen Maschinenbau und Automobilindustrie lag die wahrgenommene Zurückhaltung bei der Kreditvergabe jeweils unter dem Durchschnitt (siehe Grafik). Dagegen sind die Kredithürden für Kleinstunternehmen und Selbständige weiter hoch. Hier berichten rund 40% der Befragten von Schwierigkeiten, an eine Finanzierung zu kommen, übertroffen wird dies nur noch von der Veranstaltungsbranche. Hier klagte jeder zweite Betrieb über eine restriktive Finanzierungsbereitschaft seitens der Banken.

Keinen leichteren Zugang zu Krediten verzeichnete zudem die Baubranche, die besonders stark von den steigenden Zinsen im Euroraum betroffen sind. Insgesamt resümiert Wohlrabe jedoch: „Die Unternehmen gewöhnen sich auch nach und nach an das neue Zinsumfeld.“

Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte die Umfrageergebnisse mit Interesse verfolgen. Mit den beispiellosen Zinserhöhungen der Notenbank seit rund einem Jahr um inzwischen 350 Basispunkte will die EZB auch die Kreditnachfrage reduzieren, um so die wirtschaftlichen Aktivitäten im Währungsraum zu senken. Die lockere Kreditvergabe könnte dazu beitragen, den weiterhin hohen Inflationsdruck in der Eurozone aufrechtzuerhalten.

Von den am Freitag veröffentlichten Inflationszahlen ging angesichts eines abermaligen Rekords bei der Kerninflation kein Entspannungssignal aus (siehe Text auf dieser Seite). Die Bundesbank, die zusammen mit den anderen nationalen Notenbanken im Euroraum ebenfalls vierteljährlich eine Umfrage zum Kreditgeschäft der Banken durchführt (Banking Lending Survey, kurz BLS), hatte zu Beginn des Jahres noch restriktivere Finanzierungskonditionen festgestellt. Die nächste Veröffentlichung des BLS steht im April an.