Die britische Wirtschaft ist schwach ins Schlussquartal des Jahres 2024 gegangen. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, schrumpfte sie im Oktober um 0,1%. Damit befindet sie sich bereits den zweiten Monat in Folge im Rückwärtsgang. Zuletzt gab es das im Frühjahr des Pandemiejahres 2020.

Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Wachstum von 0,1% gerechnet. Die Schwäche war breit angelegt. Während die in Großbritannien dominante Dienstleistungsbranche stagnierte, ging es im verarbeitenden Gewerbe um 0,6% bergab, in der Bauwirtschaft um 0,4%. Zu den Erklärungsansätzen dafür gehört die Ungewissheit vor dem ersten Haushalt der im Juli gewählten Labour-Regierung. Schatzkanzlerin Rachel Reeves ließ sich damit bis Ende Oktober Zeit.

„Die Schwäche bei den verbraucherorientierten Dienstleistungen könnte nahelegen, dass die Sorgen über die Lebenshaltungskosten nicht komplett verflogen sind, obwohl die Realeinkommen seit mehr als einem Jahr steigen“, schrieb der HSBC-Volkswirt Chris Hare in einer ersten Einschätzung. Dann bestehe das Risiko, dass die Sparquote weiter zulegt, was zu einer wesentlichen Belastung für das Wachstum führen könne.

Möglich sei auch, dass sich eine Wende am Arbeitsmarkt abzeichnet. Die Perspektive einer höheren Arbeitslosigkeit würde nicht nur weniger Inflation bedeuten, sondern auch niedrigere Löhne und weniger Wachstum. Oder Großbritannien habe aufgrund der niedrigen Produktivität einfach die Höchstgeschwindigkeit beim Wachstum erreicht, konstatierte Hare.

Die Bank of England hatte in ihrem jüngsten Inflationsbericht für das Schlussquartal ein Wachstum von 0,3% vorhergesagt. Um diesen Wert noch zu erreichen, müsste die Wirtschaft sowohl im November als auch im Dezember um 0,4% wachsen. Für Labour ist Wachstum unverzichtbar. Sonst müsste die Regierung weiter Steuern erhöhen und Schulden machen, um ihre Vorhaben zu verwirklichen. Reeves' Haushalt dürfte allerdings viele Unternehmen enttäuscht haben.