Vereinigtes Königreich

Britische Wirtschaft dreht ins Plus

Großbritannien hat das dritte Quartal schwungvoll eröffnet. Doch August und September dürften Volkswirten zufolge weniger Wachstum liefern. Der Tod der Königin belastet die wirtschaftliche Aktivität.

Britische Wirtschaft dreht ins Plus

hip London

Die britische Wirtschaft ist dem Statistikamt ONS zufolge im Juli um 0,2 % gewachsen, nachdem sie im Juni um 0,6 % schrumpfte. Viele Volkswirte hatten mit einer stärkeren Erholung gerechnet, nachdem im Juni die Feierlichkeiten zum Thronjubiläum von Königin Elizabeth II. die Aktivität dämpften. Im Schnitt erwarteten sie ein Plus von 0,3%. Dazu kam es jedoch nicht. Industrieproduktion und Bauleistung schrumpften den zweiten Monat in Folge. Die Wende wurde allein vom Dienstleistungssektor getragen, dessen Output um 0,4 % zulegte. Dazu trug nach steigenden Corona-Neuinfektionen auch NHS Track & Trace, das Kontaktverfolgungsprogramm des öffentlichen Gesundheitswesens, einen Teil bei. Damit bewegt sich das Bruttoinlandsprodukt gerade einmal um 1,1 % höher als vor der Pandemie.

Nun beherrscht die Frage, ob sich das Vereinigte Königreich bereits in einer Rezession befindet, die mediale Berichterstattung. Schließlich wurde der August von der Ungewissheit über den Ausgang des Rennens um die Nachfolge von Boris Johnson und Besorgnis über die steigenden Energiekosten geprägt. Im September dämpft ein zusätzlicher Feiertag am Tag des Begräbnisses der Königin die wirtschaftliche Aktivität. Zahllose Veranstaltungen geschäftlicher, kultureller und sportlicher Natur wurden deshalb abgesagt. Das geldpolitische Komitee der Bank of England vertagte seine Sitzung und den damit verbundenen Zinsentscheid um eine Woche auf den 22. September. Inwieweit sich die Ankündigung der neuen Premierministerin Liz Truss, die Energiekosten der privaten Haushalte für zwei Jahre einzufrieren, positiv auf den Konsum auswirkt, ist ungewiss. Unklar ist auch, ob die Einstellungsbereitschaft von Firmen steigt, deren Energierechnungen ebenfalls vom Staat nach unten gedrückt werden.

Die Volkswirte von Barclays gehen derzeit für das dritte Quartal von 0,1 % Wachstum aus. Aus ihrer Sicht sind die von der Bank of England zuletzt prognostizierten 0,4 % nicht mehr zu erreichen. Die Wirtschaftsleistung sei in den drei Monaten per Ende Juli im Schnitt nicht höher gewesen als in den drei Monaten per Ende April. Das deute auf nachlassenden Schwung hin. Es gebe Hinweise darauf, dass die Dienstleistungsbranche durch jahreszeitliche Effekte angetrieben worden sei. Am Bau und bei den Investitionen in Wohnimmobilien sei dagegen in den vergangenen Monaten eine deutliche Verlangsamung zu beobachten gewesen. Die Volkswirte der HSBC erwarten für das laufende Quartal lediglich Stagnation.

Im Außenhandel zeigte sich eine geringfügige Aufhellung. Die Einfuhren gingen auf Dreimonatsbasis um 3,0 % zurück. Die Ausfuhren legten dagegen um 1,9 % zu.

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