Bürokratie treibt Unternehmen zunehmend ins Ausland
Bürokratielasten treiben Unternehmen ins Ausland
lz Frankfurt
Die regelmäßigen politischen Initiativen zur Entbürokratisierung sind bislang nicht bei den Unternehmen angekommen oder haben sich in der Praxis verflüchtigt. Wie eine Studie des Ifo-Instituts im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen zeigt, planen 43% der großen Familienunternehmen wegen des hohen Aufwands für Bürokratie die Verlagerung von Teilbereichen oder des ganzen Betriebs in andere Länder. Die Hälfte der Firmen gab an, in den vergangenen zwei Jahren bereits Investitionen aufgrund von bürokratischen Hemmnissen zurückgestellt zu haben.
Lähmende Verwaltungsprozesse
Die Unzufriedenheit wird laut Umfrage weniger mit den Personen in den Behörden begründet, die von mehr als zwei Drittel als „aussagefähig“, „kompetent“ und „vertrauensvoll“ bezeichnet werden. Vielmehr sind es die lähmenden, sich hinziehenden und bisweilen nicht nachvollziehbaren Verwaltungsprozesse sowie der niedrige Digitalisierungsgrad. Nur 5% der Unternehmen haben offenbar mit Verwaltungen zu tun, mit denen sie mehr als 80% ihrer bürokratischen Anforderungen digital erledigen können. Hinzu kommen lange Genehmigungsverfahren und komplexe Steuergesetze, welche die Investitionsbereitschaft obendrein lähmen.
Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, forderte einen Praxischeck für neue Regulierungen, eine Beschleunigung der Verfahren, den Ausbau der Digitalisierung und die Beschränkung auf wesentliche Angaben. Andernfalls gehe Wettbewerbsfähigkeit verloren.
Für den Jahresmonitor hat das Ifo-Institut fast 1.800 Unternehmen befragt, davon rund 1.400 Familienunternehmen verschiedenster Größe und Branchen. 57 Familienunternehmen in der Umfrage gehören den sogenannten Top 500 an, zählen also mindestens 2.000 Mitarbeiter. Sie repräsentieren insgesamt ein Umsatzvolumen von rund 92 Mrd. Euro und ein Personal von rund 400.000.