Chinas Exporte sinken erstmals seit 2020 wieder
Chinas Exporte sind im Oktober erstmals seit über zwei Jahren gesunken. Wie die Pekinger Zollbehörde am Montag berichtete, gingen die Ausfuhren der zweitgrößten Volkswirtschaft im Vergleich zum Oktober des Vorjahres in US-Dollar gerechnet um 0,3% zurück. Analysten hatten zwar mit einer Abkühlung gerechnet, waren jedoch weiterhin von einem zumindest leichten Wachstum der Exporte ausgegangen. Ebenfalls rückläufig entwickelten sich die Importe, die im Vergleich zum Oktober des Vorjahres um 0,7% sanken. Zuletzt waren die chinesischen Exporte im Mai 2020 geschrumpft.
Apple-Auftragsfertiger ausgebremst
Beobachter nannten als Gründe für den Rückgang die schwache globale Nachfrage. Doch auch die weiterhin strikten Corona-Beschränkungen in China führten zu anhaltenden Problemen bei den Lieferketten. Ein Beispiel, wie sich die Corona-Maßnahmen negativ auf die Exporte des Landes auswirken, lieferte am Montag Apple. Der US-Konzern gestand ein, ausgerechnet im wichtigen Weihnachtsgeschäft mit erheblichen Lieferengpässen beim neuen iPhone 14 Pro und dem größeren Pendant iPhone 14 Pro Max zu kämpfen. Die Produktion im Hauptwerk in China werde von Covid-Einschränkungen beeinträchtigt. Das Werk des taiwanischen Auftragsfertigers Foxconn in Zhengzhou ist von Corona-Lockdowns der Regionalregierung betroffen.
Weniger Handel mit Deutschland
Auch Deutsche Unternehmen klagen schon länger, dass die oft sehr kurzfristig verkündeten Lockdowns ihre Produktion und Planungen erheblich erschweren. Chinas Handel mit Deutschland ging im Oktober wie schon im Vormonat erneut spürbar um 5,7% zurück. Die chinesischen Exporte nach Deutschland sanken um 10,9%. Chinas Einfuhren aus Deutschland stiegen dagegen leicht um 0,5%. Während die chinesischen Ausfuhren in die Europäische Union um 7,7% sanken, fielen die Importe Chinas aus Europa um 5,1%.
Besonders deutlich nahm Chinas Außenhandel mit den USA um 10,4% ab. Die chinesischen Ausfuhren in die USA gingen um 12,6% zurück, während die Einfuhren aus den USA um 1,5% fielen.
Wachstumsziel wird klar verfehlt
Für die chinesische Wirtschaft trüben sich die Aussichten durch die schwachen Exportzahlen weiter ein. Besonders die Null-Covid-Strategie mit Lockdowns bremst die chinesische Wirtschaft, die aber auch unter einer schweren Immobilienkrise, hoher Verschuldung und schwacher heimischer Nachfrage leidet. Die Regierung wird das ursprüngliche Wachstumsziel von rund 5,5% für dieses Jahr voraussichtlich weit verfehlen. Die Weltbank rechnet nur noch mit 2,8%. Das wäre nach dem ersten Jahr der Pandemie 2020 erst das zweite Mal seit vier Jahrzehnten, dass das Wachstum in China so niedrig ausfällt. Im dritten Quartal war die chinesische Wirtschaft um 3,9% gewachsen.
Null-Covid bleibt
Dennoch will China „unbeirrt“ an seinen derzeitigen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie festhalten, da das Land mit immer schwerwiegenderen Ausbrüchen konfrontiert sei, so Gesundheitsbeamte. Sie dämpften damit Hoffnungen, dass Peking seine strengen Maßnahmen lockern wird, die zu längeren Abriegelungen von Städten und Fabriken geführt haben. „Frühere Praktiken haben bewiesen, dass unsere Präventions- und Kontrollpläne und eine Reihe strategischer Maßnahmen völlig richtig sind“, sagte Hu Xiang, eine Vertreterin der Nationalen Gesundheitskommission, bei einem Briefing am Samstag. „Die Maßnahmen sind auch die wirtschaftlichsten und effektivsten.“
Spekulationen, dass China von seiner Null-Covid-Politik abrücken wird, hatten vergangene Woche zu Kursanstiegen geführt.