Weltkonjunktur

Chinas Industrie verharrt im Schrumpfmodus

Zum Start ins Sommerquartal wirkt Chinas Wirtschaft wie gelähmt. Die Dynamik geht weiter zurück. Marktteilnehmer hoffen auf stärkere Stimulierungsmaßnahmen seitens der Regierung.

Chinas Industrie verharrt im Schrumpfmodus

Chinas Industrie im Schrumpfmodus

Einkaufsmanagerindizes zeigen weiter nach unten – Märkte wittern Stimulierungsbedarf  

nh Schanghai

Neue Einkaufsmanagerdaten aus China bestätigen die insgesamt gedrückte Konjunkturverfassung in China und erhöhen den Druck auf die Politik, die Wirtschaft mit staatlichen Mitteln anzukurbeln. Der offizielle Purchasing Manager Index (PMI) des Pekinger Statistikbüros ist im Juli nochmals leicht von 49,5 auf 49,4 Punkte abgeglitten und markiert den niedrigsten Stand seit März.

Erwartet schwach

Das Stimmungsbarometer für das verarbeitende Gewerbe befindet sich nun zum dritten Mal in Folge im Schrumpfungsterritorium. Werte unterhalb der sogenannten Expansionsschwelle bei 50 Punkten zeigen eine Verringerung der Aktivität im jeweiligen Sektor im direkten Vergleich zum vorangegangenen Monat an. Der erneut schwache Ausweis gilt allerdings nicht als Überraschung. Die Konsensschätzung der Analysten hatte einen noch etwas stärkeren Rückgang auf 49,3 Punkte vorweggenommen.

Exportaufträge lassen nach

Chinas Exportwirtschaft, die in den vergangenen Monaten stramme Zuwächse verzeichnen konnte und damit als wichtiger konjunktureller Wachstumsfaktor herausragt, könnte wieder in schwierigeres Fahrwasser geraten. Die Daten vom Mittwoch zeigen jedenfalls auf Ebene der Subindizes schon ein Abflauen neuer Exportaufträge an. Das spricht deutlich für eine Abschwächung der ausländischen Nachfrage. Zudem sind die Aufträge für Halbfertigwaren, die zum Re-Export von Gütern verarbeitet werden, ebenfalls weiter gesunken.

Dienste im Stimmungstief

Auch im Dienstleistungssektor sind Verluste der wirtschaftlichen Dynamik deutlich sichtbar. So fiel der neben reinen Diensten auch die Aktivität in der Bauwirtschaft mit abbildende Non-Manufacturing PMI des Statistikbüros im Juli weiter von 50,5 auf 50,2 Punkte zurück. Damit befindet sich der Dienste-Index zwar noch knapp oberhalb der Expansionsschwelle, doch ist man in normalen Konjunkturphasen hier wesentlich höhere Werte oberhalb von 53 Punkten gewöhnt.

Müde Binnennachfrage

Ein Sprecher des Statistikbüros führte die gedrückten Stimmungsindikatoren auf eine weiterhin ungenügende Binnennachfrage sowie einige saisonale Faktoren zurück. Dazu gehören eine jüngste Hitzewelle und Flutschäden in einigen Regionen. Zum Stichwort Binnennachfrage hatte sich Chinas Parteiführung am Dienstag gemeldet. Im Anschluss an eine Sitzung des Politbüros wurde eine Erklärung verbreitet, die einen verstärkten Fokus auf eine Anregung der Konsumausgaben seitens der Parteiführung signalisiert. Damit verbinden sich allerdings nur sehr vage Andeutungen für kommende Stimulierungsmaßnahmen.

Verbraucherprämien

Zuletzt hatte die Regierung Staatsgelder aus dem Etat für Sonderanleihen hergenommen und zur Finanzierung eines Programms für Abwrackprämien umgewidmet. Damit sollen Anreize für Verbraucher geschaffen werden, sich neue Elektroautos und Konsumelektronikartikel im Umtausch gegen alte Geräte zuzulegen. Nach Angaben des Finanzministeriums wird das zur Jahresmitte angelaufene Subventionsprogramm mit umgerechnet etwa 40 Mrd. Euro dotiert.

Börse setzt auf Stimulus

Am derzeit von Konjunkturpessimismus geprägten chinesischen Aktienmarkt haben die schwächeren PMI-Daten Hoffnungen auf aktivere Stimulierungsbereitschaft seitens der Regierung geweckt. Der CSI 300 Index für Blue Chips an Chinas Festlandbörsen zog am Mittwoch überraschend kräftig um 2,1% an. Auch an der Hongkonger Börse, die am Vortag negativ auf das Statement des Politbüros reagiert hatte, kam es zu einer Gegenbewegung mit einem Tagesgewinn des Leitindex Hang Seng von 2,3%.

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