Chinas Politbüro schürt Zinssenkungsfantasie
China näher am Rand zur Deflation
Verbraucherpreisanstieg im November enttäuscht – Stimuli ziehen noch nicht – Politbüro schürt Zinssenkungsfantasie
Chinas Verbraucherpreisanstieg fällt im November auf nur noch 0,2% zurück und weckt damit Deflationssorgen. Das Pekinger Politbüro signalisiert vor der jährlichen Wirtschaftsplanungskonferenz neue konjunkturelle Impulse. Die Marktteilnehmer rechnen nun mit einer Leitzinssenkung im ersten Quartal.
nh Schanghai
Hoffnungen auf eine Linderung der Deflationsgefahren in China verfliegen mit den jüngsten Preisdaten. Im November kam der Konsumpreisindex nach einem deutlicheren Rückgang der Lebensmittelpreise nur noch um 0,2% gegenüber Vorjahresmonat voran. Dies bedeutet den niedrigsten Ausweis seit Juni und konterkariert die Analystenschätzungen, die mit einer Anstiegsrate von 0,4% nach zuvor 0,3% im Oktober gerechnet hatten.
Kräftiges Kursplus
An Chinas Aktienbörsen kam es am Montag dennoch zu einem kräftigen Kursauftrieb, weil sich Marktteilnehmer von der zur Wochenmitte beginnenden Wirtschaftsplanungskonferenz der Partei- und Regierungsspitze neue Stimulus-Signale erhoffen. In Hongkong legte der Leitindex Hang Seng kurz vor Marktschluss um gut 3% zu. Dabei weckt ein Statement des Pekinger Politbüros verstärkte Zinssenkungsfantasie. In der Mitteilung wird die üblicherweise als „vorsichtig“ bezeichnete geldpolitische Linie mit Blick auf das kommende Jahr diesmal als „moderat gelockert“ qualifiziert.
Hinweis auf aktivere Fiskalpolitik
Analysten werten die veränderte Wortwahl als ein Signal für einen möglichen Zinssenkungsschritt im ersten Quartal. Zuletzt hatte die People’s Bank of China (PBOC) Ende September eine Zinssenkungsrunde veranlasst, mit der eine gewaltige Hausse am Aktienmarkt losgetreten worden war. Darüber hinaus spricht das Politbüro von „aktiveren Maßnahmen“ zur Expansion der Binnennachfrage im kommenden Jahr. Dies gilt in der verklausulierten Sprache dieser regelmäßigen Kommuniqués als ein relativ deutlicher Hinweis auf die Bereitschaft für fiskalische Impulse zur Konjunkturanregung.
Schwacher Preistrend
Chinas Verbraucherpreise verharren seit dem Frühjahr 2023 nahe an der Nulllinie und erweisen sich in Verbindung mit einem schwachen Konsumtrend als wesentlicher Bremsfaktor für die Wachstumsdynamik im Reich der Mitte. Die jüngsten Stimulus-Aktionen der Regierung haben zwar eine Nachfragebelebung bei einigen Konsumproduktkategorien bewirkt, nicht aber den Preistrend positiv beeinflusst. Dies sieht man bei den Daten für die sequenzielle Inflationsentwicklung im direkten Monatsvergleich. So ist der Verbraucherpreisindex von Oktober auf November mit einem Rückgang um 0,6% nach zuvor 0,3% nochmals tiefer ins Minus gegangen.
Sequenzielle Rate im Minus
Die jüngste Verschlechterung ist nach Angaben eines Sprechers des Statistikbüros in erster Linie auf volatile Lebensmittelpreise zurückzuführen, die im Vergleich zum Vorjahr um 2,7% schrumpften. Er verwies darauf, dass die um Lebensmittel- und Energiepreise bereinigten Kerninflationsrate mit zuletzt 0,3% nach 0,2% im Oktober wieder aufwärts zeigte. Auch hat sich die seit zwei Jahren anhaltende Erzeugerpreisdeflation in China mit jetzt −2,5% nach zuvor −2,9% etwas ermäßigt. Die Experten rechnen jedoch auf absehbare Zeit nicht mit einem Übergang ins positive Territorium.
Preisschlacht hält an
Abwärtsdruck bei höherwertigen Konsumgütern kommt weiterhin vonseiten der Preise für Pkw und Haushaltseinrichtungen. Hier sah man im Herbst einen zwar kräftigen Nachfrageschub, der von subventionierten Umtauschprogrammen und Verbrauchergutscheinen losgetreten wurde. Die Sonderaktionen scheinen jedoch den Preisunterbietungswettlauf von Auto- und Haushaltsgeräteproduzenten eher weiter angeheizt zu haben.