Chinas Volkskongress stellt Weichen für forschere Konjunkturanregung
Chinas Staatsführung will mit beherzteren fiskalischen Impulsen und gesteigerten Konsumförderungsmaßnahmen die konjunkturellen Herausforderungen des Landes angehen. Diese haben sich durch den Handelskonflikt mit den USA noch verschärft. Es gilt nun, das am Mittwoch erneut bei „etwa 5%“ fixierte offizielle Wachstumsziel durch eine Ankurbelung der Binnennachfrage zu gewährleisten und damit eine voraussichtliche Schwächung des Außenhandels zu kompensieren.
Budgetziel angehoben
Als wichtigsten fiskalpolitischen Akzent des am Mittwoch gestarteten Volkskongresses lässt Peking das seit vielen Jahren konservativ bei 3% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) angesetzte Budgetziel auf 4% anheben. Die Bereitschaft zu diesem Schritt hatte die Parteiführung schon im Dezember angedeutet. Was die Mobilisierung von öffentlichen Mitteln angeht, will sich Peking einen weiteren Ruck geben.
Mehr Sonderanleihen
Die Emission von langfristigen Sonderanleihen der Zentralregierung soll von 1 Bill. Yuan im vergangenen Jahr auf 1,3 Bill. Yuan (gut 170 Mr. Euro) steigen. Der Betrag von 300 Mrd. Yuan entspricht der Summe, die Peking für eine Aufstockung der bereits seit Herbst laufenden Konsumanreizmaßnahmen einplant. Sie beinhalten Umtauschprogramme und Abwrackprämien sowie Subventionen beim Kauf von Elektroautos, Haushaltsgeräten und anderen Konsumgütern.
Bankkapital wird aufgefüllt
Auf Ebene der Lokalregierungen, die für einen wesentlichen Anteil von öffentlichen Infrastrukturprogrammen aufkommen, wächst der Verschuldungsrahmen via kommunale Sonderanleihen von 3,9 auf 4,4 Bill. Yuan. Mit einer weiteren Sonderverschuldungsmaßnahme sollen 500 Mrd. Yuan mobilisiert werden, die einer langfristigen Kapitalauffüllung bei den von der Zentralregierung kontrollierten chinesischen Großbanken dienen werden.
Neue Gefahren
Zum Auftakt der Jahrestagung des Volkskongresses sprach Premierminister Li Qiang von neuen Gefahren auf globaler Ebene. „Ein zunehmend komplexes und hartes außenwirtschaftliches Umfeld wird in Bereichen wie Handel, Technologie und Wissenschaft stärkeren Einfluss auf China nehmen“, sagte der Regierungschef am Mittwoch. „Wir sehen Veränderungen in einer Geschwindigkeit, wie man sie seit hundert Jahren nicht erlebt hat.“

Ambitiöses Wachstumsziel
In den eindeutig auf das Verhältnis zu den USA unter einer neuen Trump-Präsidentschaft gemünzten Äußerungen spiegeln sich Pekings Sorgen wider. Die nach der Pandemiezeit unter schwächelnder Binnennachfrage, verhaltener Konsumbereitschaft und andauernden Immobilienmarktproblemen leidende chinesische Wirtschaft sieht sich mit dem ausufernden Handelskonflikt an ihrer dynamischsten Flanke unter ungewohnten Druck gesetzt. Dies erfordert Absicherungsmaßnahmen, um das im vergangenen Jahr durch eine Stimulierungsoffensive im Schlussquartal mit letztlich exakt 5% BIP-Wachstum gerade noch erreichte Ziel erneut zu erfüllen.
Peking spart noch Munition
Sowohl die Zielvorgabe für das Wirtschaftswachstum als auch die Anhebung der geplanten Budgetdefizitquote auf 4% waren von den Marktteilnehmern fest erwartet worden. Auch die Ankündigungen bezüglich der Sonderanleiheprogramme liegen im Rahmen der Prognosen. Damit werden Vorkehrungen für den Fall eines wesentlich verschärften Handelsstreits getroffen, ohne gleich ein massives Konjunkturprogramm auszurufen. Analysten betonen, dass sich Peking noch Mittel aufhebt, um im weiteren Jahresverlauf auf eine Eskalation der Handelsproblematik zu reagieren.
Sozialpolitik im Hintergrund
In der Sozialpolitik lässt die Regierung keine wesentlichen Impulse erkennen, die zu einer Stärkung der Kaufkraft geringverdienender Haushalte beiträgt. Premier Li sprach zwar von Reformen auf steuerlicher Ebene, die dazu beitragen sollen, den Anteil des Konsums der privaten Haushalte am BIP von gegenwärtig nur etwa 40% zu steigern, verzichtete aber auf zeitliche Vorgaben.
PBOC hält sich zurück
An der monetären Front sind keine wesentlichen Lockerungsimpulse zu erwarten. Die People’s Bank of China (PBOC) hatte im Herbst eine breite Zinssenkungsrunde veranlasst und auch Mindestreservequoten gesenkt. Damit gelang es, Chinas Aktienmärkte wieder in Schwung zu bringen. Im Zuge der Dollar-Hausse sowie des erheblichen Renditegefälles zwischen chinesischen und amerikanischen Staatsbonds stehen nun Wechselkursstabilisierung und Kapitalabwanderungsgefahren im Vordergrund. Die Zentralbank bekennt sich zwar zu einer offensiveren Geldpolitik, muss sich aber in Rücksicht auf den Yuan vorerst zurückhalten.
Bescheideneres Inflationsziel
Eine monetäre Einwirkung auf Chinas Deflationsproblematik ist damit nicht zu erwarten. In den beiden vergangenen Jahren stiegen die Verbraucherpreise nur jeweils um 0,2%, was weit entfernt vom Inflationsziel ist, das bei 3% lag. Für 2025 wird die Zielmarke erstmals auf 2% gesenkt. Dies hat eher symbolischen Charakter, denn auch im laufenden Jahr dürfte Chinas Inflationsrate nicht über 0,5% hinauskommen.
China stellt die Weichen für forschere Stimuli
Volkskongress bekräftigt Fokus auf Konsumanregung – Wachstumsziel erneut bei 5 Prozent – Handelskonflikt trübt Konjunkturperspektiven
China will mit beherzteren fiskalischen Impulsen und gesteigerten Konsumförderungsmaßnahmen konjunkturelle Herausforderungen angehen. Sie werden durch den Handelskonflikt mit den USA noch verschärft. Es gilt, das für 2025 erneut bei 5% fixierte Wachstumsziel durch Ankurbelung der Binnennachfrage zu gewährleisten.