Corona-Pandemie verschiebt Erholung noch weiter
ba Frankfurt
Der deutschen Wirtschaft steht ein kräftiger Nach-Corona-Aufschwung bevor – allerdings nimmt die Omikron-Variante zunächst wieder etwas Fahrt heraus und ein Gutteil des Schwungs verschiebt sich weiter nach hinten. Angesichts der zudem immer noch anhaltenden Logistikprobleme und Materialengpässe justieren die Ökonomen derzeit ihre Voraussagen entsprechend nach. Für 2022 erwarten das IfW Kiel und das Ifo-Institut weniger Wachstum als noch in den Herbstprognosen, 2023 soll es entsprechend mehr werden und in den Folgejahren soll es sich der Trendrate annähern. Und auch mit Blick auf die Inflation werden die Voraussagen an die verstetigten höheren Raten angepasst: Erst 2023 soll die Jahresteuerungsrate wieder in der Nähe des Preisziels der Europäischen Zentralbank von 2% liegen.
„Die zunächst erwartete kräftige Erholung für 2022 verschiebt sich weiter nach hinten“, sagte Ifo-Experte Timo Wollmershäuser. Das BIP werde 2023 voraussichtlich um 2,9% steigen, das ist fast doppelt so viel wie im September erwartet (siehe Tabelle). „Die ökonomischen Folgen der Pandemie sind weiter empfindlich, aber sie nehmen von Welle zu Welle ab“, sagte der Konjunkturchef und Vizepräsident des IfW Kiel, Stefan Kooths – das BIP werde erst im zweiten Quartal 2022 das Vorkrisenniveau erreichen, die gesamtwirtschaftlichen Produktionskapazitäten voraussichtlich erst im dritten Quartal 2022 wieder normal ausgelastet sein. Im Zuge der Pandemie bleibe auch die Teuerung hoch, erwartet das IfW: Die Lieferengpässe würden die Herstellungskosten erhöhen und das Konsumgüterangebot verknappen, zudem sei die Zahlungsbereitschaft der privaten Haushalte wegen der Zusatzersparnis hoch – daher wird für 2021 und 2022 eine Inflationsrate von 3,1% prognostiziert. Das Ifo-Institut mahnt zudem, dass ein höherer Mindestlohn wie von der Ampel-Koalition geplant, die Verbraucherpreise treiben könnte.
Mit Blick auf die öffentlichen Haushalte mahnt Kooths: „Da hilft kein Defizit-Boostern, sondern eine an den Kapazitäten orientierte Priorisierung der Staatsausgaben“. Trotz kräftig sprudelnder Einnahmen blieben diese im Defizit. Nach −3,8% in Relation zum BIP in diesem Jahr erwartet er −1,8% im nächsten und −1,4% im darauffolgenden Jahr. Damit liege der Schuldenstand bei 65% des BIP und über den Maastricht-Regeln.
Eckwerte der Prognosen für Deutschland | ||||||||
Ifo-Institut | IfW Kiel | |||||||
2018 | 2019 | 2020 | 20212 | 2022 | 2023 | 2022 | 2023 | |
BIP (preis-, nicht kalenderbereinigt) | 1,5 | 0,6 | –4,6 | 2,6 | 3,7 | 2,9 | 4,0 | 3,3 |
Arbeitslosenquote | 5,2 | 5,0 | 5,9 | 5,7 | 5,2 | 4,9 | 5,2 | 5,0 |
Inflationsrate | 1,8 | 1,4 | 0,5 | 3,1 | 3,3 | 1,8 | 3,1 | 2,0 |
Finanzierungssaldo des Staates1 | 1,9 | 1,5 | –4,3 | –3,8 | –2,2 | –0,5 | –1,8 | –1,4 |
1) in % des BIP; 2) Prognose des IfW Kiel |