EZB

Der Inflations­druck im Euro­raum bleibt hoch

Der Inflationsdruck in der Eurozone bleibt sehr hoch und könnte sich zumindest kurzfristig sogar noch weiter verschärfen. Für die EZB wird die Lage immer ungemütlicher – und komplizierter.

Der Inflations­druck im Euro­raum bleibt hoch

ms Frankfurt

Der Inflationsdruck in der Eurozone bleibt weiter sehr hoch und könnte sich zumindest kurzfristig sogar noch verstärken. In der zweitgrößten Euro-Volkswirtschaft Frankreich übertraf die Teuerungsrate im Februar mit 4,1% erneut die Erwartungen. Das Gleiche gilt für das Plus von 26,9% bei den deutschen Importpreisen im Januar. Das Ifo-Institut meldete am Freitag zudem, dass so viele deutsche Unternehmen wie nie ihre Preise erhöhen wollen. Hinzu kommt die Sorge, dass die militärische Eskalation in der Ukraine die Inflation weiter anheizt.

Mit den neuen Daten und Aussichten steigt der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) gegenzusteuern. Die Euro-Hüter hatten nach langem Zögern erst Anfang Februar einen besorgteren Ton zur Inflation angeschlagen und eine raschere Normalisierung ihrer ultraexpansiven Geldpolitik avisiert. Der Krieg in der Ukraine erschwert aber nun die Lage zusätzlich: Einerseits drohen negative Folgen für die Wirtschaft. Andererseits könnte die Inflation in Folge weiter steigender Energiepreise noch stärker anziehen. Im Januar lag sie auf dem Rekordniveau von 5,1%.

Am Freitag nun meldete das französische Statistikamt Insee, dass sich der Preisauftrieb im Land im Februar überraschend deutlich verstärkt hat. Die nach EU-Standards errechnete Inflationsrate (HVPI) stieg im Februar auf 4,1% – nach 3,3% im Januar. Experten hatten zwar mit einer stärkeren Inflation gerechnet, waren aber im Schnitt nur von einer Rate von 3,7% ausgegangen. Die Überraschung nährte Spekulationen, dass auch die Euro-Inflation im Februar erneut zugelegt hat. Am Mittwoch gibt es dazu eine erste Schätzung. Volkswirte erwarten im Mittel eine Rate von 5,3%. Die BayernLB prognostiziert aber sogar eine deutlich höhere Teuerung von 5,6%.

Vor allem auch in Deutschland als größter Euro-Volkswirtschaft ist der Preisdruck weiter sehr hoch. Erste Februar-Daten gibt es da am Dienstag, und auch hierzulande könnte es weiter nach oben gehen. Der Druck auf den vorgelagerten Stufen ist so stark wie lange nicht. Das Plus von 26,9% bei den Einfuhrpreisen bedeutet den stärksten Anstieg seit Oktober 1974, also zur Zeit der ersten Ölpreiskrise. Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 23,7% gerechnet. Die erhöhten Kosten bei den Einfuhren dürften auch die Verbraucherpreise weiter befeuern.

Dazu passt, dass so viele Unternehmen wie noch nie in den kommenden drei Monaten ihre Preise erhöhen wollen, wie eine am Freitag veröffentlichte Umfrage des Münchner Ifo-Instituts ergab. Das dabei ermittelte Barometer kletterte auf den Höchstwert von 47,1 Punkten – nach 46,1 im Januar und 44,7 im Dezember. „Eine Fünf vor dem Komma der Inflationsrate im Gesamtjahr 2022 wird gerade wahrscheinlicher als eine Drei“, so das Ifo. Bereits 2021 waren die Verbraucherpreise mit 3,1% so kräftig gestiegen wie seit 1993 nicht mehr. Die Inflation wird dabei auch immer mehr zum Konjunkturrisiko, weil sie die Kaufkraft der Verbraucher schmälert und damit den privaten Konsum belastet.

5 bis 6 Prozent Inflation

Verstärkt werden die Inflations- und Konjunktursorgen nun auch noch durch die dramatischen Entwicklungen in der Ukraine. „Mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine drohen die Kosten für Gas und Öl weiter zu steigen und damit viele weitere Preise für die Verbraucher“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Timo Wollmershäuser. Der Ölpreis kletterte am Donnerstag wegen des Krieges erstmals seit 2014 wieder über die Marke von 100 Dollar je Fass. Russland ist Deutschlands wichtigster Energielieferant. Das IW hatte am Donnerstag schon vorgerechnet, dass ein weiterer Anstieg des Gaspreises um 50% die deutsche Inflation 2022 auf 6,1% treiben könnte.

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