Deutsche Wirtschaft steuert schweren Zeiten entgegen
Deutsche Wirtschaft steuert schweren Zeiten entgegen
Trübe Aussichten für Arbeitsmarkt – Kiel Economics erwartet tiefe Rezession
ast/mpi Frankfurt
Der demografische Wandel und die schwache Konjunktur setzen dem deutschen Arbeitsmarkt zu. Zwar konnte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag ein Allzeithoch bei der Erwerbstätigkeit vermelden. Doch erwarten Experten, dass die Zahl der Erwerbstätigen schon bald deutlich schrumpfen wird. Bereits in diesem Jahr verlassen die ersten Berufstätigen der Generation „Babyboomer“ den Arbeitsmarkt. Dies dürfte den bestehenden Fachkräftemangel der deutschen Wirtschaft verschärfen.
Sorge bereitet der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zudem eine andere Entwicklung am Arbeitsmarkt. Wie aus den Destatis-Daten vom Dienstag ebenfalls hervorgeht, ist die Zahl der Selbständigen in Deutschland weiter gesunken. Sie schrumpfte 2023 um 0,8% auf 3,9 Millionen. „Der Negativtrend bei den Gründungen ist eine ernst zu nehmende Herausforderung für unsere Wirtschaft“, sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks der Nachrichtenagentur Reuters. Bereit seit zwölf Jahren geht die Zahl der Selbständigen zurück.
Kiel Economics erwartet schwere Rezession in Deutschland
Doch nicht nur langfristige Entwicklungen wie der demografische Wandel und die maue Gründertätigkeit deuten darauf hin, dass der deutschen Wirtschaft schwere Zeiten bevorstehen. Auch die jüngsten Konjunkturindikatoren fallen negativ aus. Die Produktion wurde etwas stärker gedrosselt als noch im November. Der Stellenabbau in der Industrie fällt so kräftig aus wie seit Oktober 2020 nicht mehr. Und die Einkaufsmanager-Umfrage des Finanzdienstleisters S&P Global signalisiert zudem, dass sich der Schrumpfungskurs der Industrie fortsetzen wird. „Das verarbeitende Gewerbe in Deutschland beendete 2023 tief in der Schrumpfungszone, obgleich es Anzeichen gibt, dass der absolute Tiefpunkt bereits durchschritten wurde“, hieß es bei S&P. Denn ausgehend von niedrigem Niveau legte die Laune in den Industriebetrieben etwas zu.
Weniger optimistisch zeigen sich die Volkswirte von Kiel Economics. Sie erwarten für Deutschland eine schwere Rezession. Laut ihrer am Dienstag veröffentlichten Prognose schrumpft das Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt 2024 um 1,1% und 2025 um 1,0%. Damit sind sie deutlich pessimistischer als andere Wirtschaftsforschungsinstitute. Die Zinserhöhungen der EZB werden laut Kiel Economics die deutsche Konjunktur stärker bremsen als von vielen Ökonomen vorhergesagt. Zudem rechnen sie mit deutlich mehr Arbeitslosen bis 2025. Eine positive Nachricht haben die Volkswirte aber auch: Eine Lohn-Preis-Spirale tritt nach den Berechnungen nicht ein.