Deutscher Außenhandel schwächer als erwartet
Deutscher Außenhandel schwächer als erwartet
Exporte fallen um 2,5 Prozent – Handelsbilanzüberschuss sinkt – USA und China zeigen weniger Interesse
ba Frankfurt
Die schwächelnde Weltkonjunktur hat im September den deutschen Außenhandel abermals spürbar gebremst. Ökonomen rechnen nicht so bald damit, dass der Außenhandel wieder zur zuverlässigen Wachstumsstütze wird. Denn auch die wichtigsten Handelspartner Deutschlands – China und die USA – schwächeln. Im dritten Quartal war die hiesige Wirtschaft um 0,1% geschrumpft. Auch im vierten Quartal wird es wohl ein erneutes Minus geben. Damit wäre die Definition einer technischen Rezession, nämlich zwei Minusquartale in Folge, erfüllt.
Die Exporte von Waren "Made in Germany" fielen laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) im Monatsvergleich kalender- und saisonbereinigt um 2,5% auf 126,5 Mrd. Euro. Ökonomen hatten zwar den erneuten Rückgang erwartet, doch nur ein Minus von 1,1% prognostiziert. Allerdings war die Entwicklung im August nicht so schwach ausgefallen wie zunächst erwartet. Die Wiesbadener Statistiker melden für August nun ein Exportwachstum von 0,1%, zuvor waren es –1,2%.
Handelsbilanzüberschuss geht zurück
Auch bei den Importen wurden die Prognostiker auf dem falschen Fuß erwischt. Dem erwarteten Wachstum von 0,5% stand ein Rückgang um 1,7% auf 110,0 Mrd. Euro gegenüber. Die Außenhandelsbilanz schloss entsprechend mit einem Überschuss von 16,5 Mrd. Euro ab, im August waren es noch 17,7 Mrd. Euro. Allerdings dürfe man "nicht vergessen, dass es sich hierbei um nominale Werte handelt, die nicht um die hohe Inflation bereinigt sind", betont ING-Chefökonom Carsten Bzreski. Der Rückgang des Überschusses in der Handelsbilanz bewege sich bislang in überschaubaren Dimensionen, analysiert LBBW-Experte Niklasch. "Nach wie vor erzielt die deutsche Wirtschaft Monat für Monat hohe Überschüsse, das sollte für die nahe Zukunft Vertrauen schaffen."
Besserung erst 2024 erwartet
Allerdings sehen die Exporteure laut einer DIHK-Umfrage für die kommenden Monate noch keine Besserung. Ein Drittel rechnet mit sinkenden Ausfuhren, berichtet DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. "Die Nachfrageschwäche aus dem Ausland angesichts der abgekühlten Weltkonjunktur gepaart mit einer enormen Kosten- und Bürokratiebelastung hierzulande liegt wie Blei auf dem Auslandsgeschäft", sagte Treier. "Zudem erhöhen die geopolitischen Konfliktherde weiter die Unsicherheit, allen voran der Ukraine-Krieg und der Nahost-Konflikt", ergänzte Dirk Jandura, Präsident des Außenhandelsverbandes BGA. Das sorge für Zurückhaltung bei Kauf- und Investitionsentscheidungen. Bislang enthalten die Außenhandelszahlen noch keine wirtschaftlichen Auswirkungen des Terrorangriffs der Hamas auf Israel.
Hauptabnehmer deutscher Waren waren auch im September die USA. Allerdings nahmen die Exporte dorthin um 4,0% auf 12,8 Mrd. Euro ab. Die Exporte nach China sanken um 7,3% auf 7,7 Mrd. Euro. "Dies zeigt schon, dass es in der Volksrepublik wirtschaftlich nicht mehr rund läuft", sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Bei den Ausfuhren in die EU – die mit 69,8 Mrd. Euro um 2,1% unter dem Niveau von August lagen – ging vor allem der Export in die Länder des gemeinsamen Währungsraums zurück, und zwar um 2,4%. Richtung Großbritannien gab es ein Plus von 2,3%.
Minus bei Aufträgen und Produktion erwartet
Mit Blick auf die kommenden Monate erinnert VP-Chefökonom Gitzel an das Daten-Dreigestirn aus Auftragseingängen, Industrieproduktion und Exporten. "Erst wenn die Auftragsbücher wachsen, kann dies mit einiger zeitlicher Verzögerung in einer höheren Industrieproduktion und schließlich in wachsenden Exporten münden. Doch genau am Anfang der Kette, also bei den Auftragseingängen haperte es", erklärt Gitzel. Zuletzt stabilisierten sich die Neubestellungen, doch dürfte es im September wieder einen Rückschritt gegeben haben. Ökonomen rechnen mit einem Minus von 1,5% zum Vormonat. Und auch die Produktion dürfte im September rückläufig gewesen sein. Die Gesamtfertigung dürfte nach Expertenschätzung um 0,4% gesunken sein. Destatis berichtet über die Entwicklung am Montag bzw. Dienstag.