Dienstleister besonders gut drauf
Die Wirtschaftsstimmung im Euroraum hat sich zu Jahresbeginn unerwartet deutlich aufgehellt. Insbesondere wegen der besser gelaunten Dienstleister kletterte der Economic Sentiment Indicator (ESI) im Januar um 2,8 auf 99,9 Punkte (siehe Grafik). Der Indikator nähert sich damit dem langfristigen Durchschnitt, der laut EU-Kommission bei 100 Zählern liegt. Ökonomen hatten zwar den vierten Anstieg in Folge erwartet – aber nur mit einem Wert von 97,0 Zählern gerechnet. Der ESI signalisiert somit, dass die Euro-Wirtschaft im ersten Quartal um die Nulllinie herum pendeln dürfte. Die ersten Länderdaten würden dafür sprechen: Während die deutsche Wirtschaft im Schlussquartal um 0,2% geschrumpft ist, ist die spanische um 0,2% gewachsen.
Für Zuversicht sorgen dürfte, dass sowohl die Beschäftigungsaussichten gestiegen sind als auch der Preisdruck leicht nachgelassen hat. So ist der Indikator der Beschäftigungserwartungen (EEI) um 2,7 auf 110,1 Punkte und damit deutlich über seinen langfristigen Durchschnitt von 100 Punkten gestiegen. Die Verkaufspreiserwartungen gingen laut EU-Kommission in der Industrie, im Einzelhandel und im Baugewerbe zurück, während sie im Dienstleistungssektor leicht anstiegen.
Den stärksten positiven Impuls lieferten im Januar die Dienstleister – der entsprechende Index legte um 3,0 Punkte zu. Aber auch in der Industrie und bei den Einzelhändlern (je 1,9 Punkte) stieg die Stimmung, ebenso wie bei den Verbrauchern (1,2 Punkte). Allein in der Baubranche fiel das Vertrauen – hier machen sich nicht nur die hohe Inflation sowie der Personal- und Materialmangel bemerkbar. Die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) sorgen für steigende Hypothekenzinsen. Und für die nächste Zinssitzung an diesem Donnerstag erwarten Experten, dass die EZB einen weiteren Schritt von 50 Basispunkten nachlegt.
In der Quartalsumfrage unter den Dienstleistern und in der Industrie zeigt sich laut EU-Kommission, dass die Kapazitätsauslastung im Euroraum jeweils weiter über dem langjährigen Durchschnitt liegt. Für die Industrie wird im Vergleich zur vorherigen Umfrage ein Rückgang um 0,1 Prozentpunkte auf 81,3% gemeldet, der Schnitt liegt bei 80,7%. Im Dienstleistungssektor sank die Kapazitätsauslastung um 0,5 Punkte auf 90,2%. das langjährige Mittel liegt hier bei 88,8%. In der Industrie verbesserten sich sowohl die Exporterwartungen als auch die Einschätzung der Wettbewerbsposition auf Nicht-EU-Märkten. Die Auftragseingänge gingen erneut zurück, doch zeige der Auftragsbestand noch ein hohes Niveau, hieß es weiter. Material- und Personalmangel gilt als weniger großes Problem als zuvor.
Mit Blick auf die Länder war die Stimmungsaufhellung breit basiert – mit Spanien und Italien liegen die Barometer von fünf Euro-Schwergewichten über dem langjährigen Schnitt: Der ESI stieg in Frankreich (+4,4 Punkte), Spanien (+2,7 Punkte), Deutschland (+2,5 Punkte) und Italien (+1,7 Punkte) deutlich. Für die Niederlande weisen die Brüsseler ein Plus von 0,5 Punkten aus.