Einkaufsmanagerindex

Dienstleister schwächeln minimal zu Jahresbeginn

Die Stimmung der Dienstleister im Euroraum hat sich im Januar zwar geringfügig eingetrübt, sie wachsen aber weiter. Spanien erweist sich als Stütze.

Dienstleister schwächeln minimal zu Jahresbeginn

Dienstleister im Euroraum schwächeln leicht zu Jahresbeginn

Spanien an der Spitze − Italien lässt nach

ba Frankfurt

Die Dienstleister im Euroraum starten ins neue Jahr fast so gut, wie sie das alte beendet haben. Die Stimmung hat sich minimal eingetrübt. „Es waren aber auch die Dienstleister, die maßgebend dazu beigetragen haben, dass die Eurozone im vergangenen Jahr überhaupt noch gewachsen ist“, kommentiert Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, den Rückgang des Einkaufsmanagerindex (PMI) im Januar um 0,3 auf 51,3 Punkte. Die Erstschätzung hatte noch einen Zählerstand von 51,4 ergeben. Das Barometer signalisiert mit einem Wert über 50 Punkten weiter Wachstum. Die zwar geringen, aber etwas stärkeren Anstiege bei den Neuaufträgen und der Beschäftigung ließen hoffen, „dass im Startquartal dieses Jahres etwas mehr Schwung in den Sektor kommt“. 2024 hatte fast durchgehend ein gedrosseltes Wachstumstempo gezeigt.

Der Industrie-PMI Industrie hatte zwar um 1,5 auf 46,6 Punkte zugelegt, was Ökonomen als ersten Schritt zur Stabilisierung des krisengeplagten Sektors werten. Er deutet aber weiter schrumpfende Aktivitäten an. Der von S&P Global ermittelte Composite PMI, der Dienstleister und Industrie zusammenfasst, kletterte um 0,6 auf 50,2 Punkte und damit den höchsten Stand seit fünf Monaten. Ökonomen hatten bereits erwartet, dass die Erstschätzung bestätigt wird.

Unerfreulicher Kostenanstieg

Dass die Kosten im Servicesektor wegen der überdurchschnittlichen Lohnerhöhungen der vergangenen Monate im Januar beschleunigt gestiegen sind, „sind keine guten Nachrichten für die EZB, die mit Argusaugen die Inflation im Dienstleistungssektor beobachtet, welche sich als äußerst hartnäckig erweist“. Insofern habe die EZB gut daran getan, die Zinsen Ende Januar lediglich um 25 Basispunkte zu senken, statt aggressiver vorzugehen, betont de la Rubia.

Unter den Euro-Schwergewichten bleibt Spanien mit einem Composite PMI von 54,0 Punkten unangefochten an der Spitze. Auch wenn der Service-PMI von 57,3 auf 54,9 zurückfiel, steht der Kurs weiter auf Expansion. Spanien war zum Jahresende auch das Land, das mit einem BIP-Zuwachs von 0,8% als Wachstumslokomotive fungierte. Italiens Wirtschaft, die zwei Quartale in Folge stagnierte, fällt zurück: Der Dienste PMI nähert sich mit dem Rückgang um 0,3 auf 50,4 Punkte der Expansionsschwelle und der Composite PMI deutet mit unverändert 49,7 Zählern einen eher verpatzten Jahresstart an. Für Italien und Spanien gibt es keine Erstschätzung.

Italien fällt zurück

„2024 hatten sich Deutschland und Frankreich immer wieder die rote Laterne gereicht, und Italien befand sich in der ungewöhnlichen Lage, mehr Dynamik als die beiden großen Wirtschaftspartner an den Tag zu legen“, sei nun aber zurückgefallen, sagte de la Rubia. Deutschland liegt mit einem Composite PMI von 50,5 Punkten an zweiter Stelle. Die Erstschätzung lag noch bei 50,1 Zählern. Damit hat Deutschland zwar erstmals seit sieben Monaten die Wachstumsschwelle überschritten, doch de la Rubia zweifelt, „ob das Wachstum von Dauer ist“.

Auch zum Jahresende hatte sich Deutschland als Bremsklotz der Euro-Wirtschaft erwiesen. Die deutschen Dienstleister verbuchten wie fast durchgehend im vergangenen Jahr auch zu Jahresbeginn „ein Performanceplus“. Der Dienste-PMI legte 1,0 auf 52,5 Punkte zu und rangiert damit nur knapp unter dem langjährigen Durchschnitt. „Deindustrialisierung ist nicht per se schlecht, wenn gleichzeitig neue Jobs in anderen wettbewerbsfähigen Dienstleistungsbereichen geschaffen werden. Genau das scheint derzeit zu passieren“, erklärt der Chefvolkswirt die Verschiebung von Ressourcen aus der Industrie, in der üblicherweise die Wertschöpfung sehr hoch ist, zu den Dienstleistern, deren Wertschöpfung generell niedriger eingestuft wird.

Politik belastet

In Frankreich hingegen trübte sich die Stimmung ein: Der PMI der Dienstleister gab um 1,1 auf 48,2 Punkte nach und signalisiere damit, dass 2025 ein schwieriges Jahr werde, erklärte Tariq Kamal Chaudhry, Ökonom bei der Hamburg Commercial Bank. Der Composite PMI legte letztlich um 0,1 auf 47,6 Zähler zu − die Erstschätzung lag noch bei 48,3 Punkten. Neben der politischen Unsicherheit habe die geringere Nachfrage belastet. Zudem schwinde das Vertrauen hinsichtlich der Konjunkturperspektiven.

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