Einkaufsmanagerindex legt unerwartet zu
Einkaufsmanagerindex
legt unerwartet zu
Dienstleister kompensieren schlechte Stimmung der Industrie
ba Frankfurt
Die Dienstleister sorgen im Euroraum für ein nahezu versöhnliches Jahresende: Deren Geschäfte haben so stark zugelegt, dass sich die Unternehmensstimmung im Euroraum überraschend kräftig aufgehellt hat. Der Industrie und Dienstleister zusammenfassende Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite kletterte im Dezember um 1,2 auf 49,5 Punkte, wie S&P Global mitteilte. Ökonomen hatten hingegen mit einer weiteren Eintrübung auf 48,2 Zähler gerechnet. Das Stimmungsbarometer liegt damit nur noch knapp unterhalb der Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird. Damit dürfte zum Jahresende das im Sommer gezeigte Tempo nicht gehalten werden können.
Dienstleister-Index überspringt Wachstumsschwelle
Während das Barometer der schwächelnden Industrie bei 45,2 Punkten stagnierte, übersprang der Index der Dienstleister mit 1,9 auf 51,4 Punkte die Expansionsschwelle. Das Expansionstempo sei „nicht überbordend, aber dennoch spürbar“, urteilt Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, die die Umfrage sponsert. Für die Gesamtwirtschaft sei der Rebound der Dienstleister eine gute Nachricht, die Lage im verarbeitenden Gewerbe aber bleibe miserabel. Dass der globale Industrie-PMI derweil wieder die Expansionsschwelle erreicht hat, sei „eines der wenigen Hoffnungszeichen dafür, dass es in den nächsten Monaten nicht mehr ungebremst weiter nach unten geht“.
Erholung breit basiert
Auf Länderebene ist die Erholung breit basiert. Frankreichs Dienstleister haben den Composite PMI beflügelt, der um 1,8 auf 46,7 Punkte gestiegen ist. Ökonomen führen den Rückgang des Industrieindex auf den tiefsten Stand seit mehr als 4 Jahren auf das Scheitern der Haushaltsverhandlungen und den darauf folgenden Rücktritt der Regierung zurück. „Das Downgrade von Moody’s auf französische Staatsanleihen (von „Aa2“ auf „Aa3“) ist in dieser Hinsicht ein weiterer Schlag ins Gesicht“, schreibt Bantleon-Chefvolkswirt Daniel Hartmann. Die Umfrage war allerdings abgeschlossen, bevor François Bayrou zum neuen Premierminister ernannt wurde.
Der deutsche PMI Composite kletterte um 0,6 auf 47,8 Punkte, ebenfalls angetrieben von den Dienstleistern, die wie ihr europäisches Pendant die Wachstumsschwelle überschritten. Der Industrieindex hingegen verschlechterte sich erneut auf niedrigem Niveau. In den anderen von der Umfrage erfassten Ländern – insbesondere Italien und Spanien – dürften die PMI ordentlich zugelegt haben.
Hoffnung auf kommende Regierungen
„Die beiden großen Euroländer Deutschland und Frankreich sind derzeit politisch in unsicherem Fahrwasser“, urteilt auch de la Rubia. „Dies verhindert, kurzfristig notwendige Reformen durchzuführen, um das Wachstum wieder anzukurbeln und trägt zu der anhaltenden Wachstumsschwäche in beiden Ländern bei.“ Wenn es künftigen Regierungen gelinge, einen klaren Kurs zu fahren, könnte es im kommenden Jahr noch positive Überraschungen geben. „Die Unternehmen in der Eurozone sind tatsächlich etwas zuversichtlicher als im November, dass die Geschäftstätigkeit in Jahresfrist höher ausfallen wird als heute“, erklärt de la Rubia.
Ifo-Umfrage zeigt Pessimismus für 2025
Eine Ifo-Umfrage zeigt allerdings, dass die deutschen Unternehmen doch recht pessimistisch aufs neue Jahr blicken: 12,6% erwarten bessere Geschäfte im nächsten Jahr, aber 31,3% rechnen laut Ifo damit, dass sich ihre wirtschaftliche Lage im Jahr 2025 verschlechtert. Mit 56,1% erwartet die Mehrheit, dass ihre wirtschaftliche Lage unverändert bleibt. „Die Unternehmen sehen im Moment keine Hinweise für einen wirtschaftlichen Aufschwung. Vor dem Hintergrund, dass die Wirtschaft 2024 schon schlecht gelaufen ist, sind diese Zahlen bedenklich“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen.