Prognosen für die Euro-Wirtschaft wieder optimistischer
Prognosen für die Euro-Wirtschaft wieder optimistischer
Spannweiten im Konjunkturtableau werden kleiner − Außenhandel belebt sich − Aber weniger offene Stellen
Von Alexandra Baude, Frankfurt
Die Aussichten für die Euro-Konjunktur hellen sich zusehends auf: Die Stimmungsindikatoren für Mai haben zugelegt, und auch die bereits vorliegenden harten Daten schüren Konjunkturoptimismus. Dies spiegelt sich auch im aktuellen Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung und des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) wider. Zwar blieben die Medianprognosen weitestgehend unverändert, doch die Spannbreiten engen sich ein, was auf eine größere Einigkeit unter den Experten schließen lässt.
Außenhandel belebt sich
Im ersten Quartal hatten bereits der Privatkonsum und die Exporte die Wirtschaft angeschoben. Und zumindest was den Außenhandel betrifft, setzt sich die Entwicklung im April fort. Laut dem Statistikamt Eurostat legten die saisonbereinigten Ausfuhren des Euroraums um 3,1% im Monatsvergleich zu. Nachdem die Einfuhren mit 2,3% nicht ganz so kräftig ausfielen, weitete sich der saisonbereinigte Handelsbilanzüberschuss auf 19,4 Mrd. Euro aus. Ökonomen hatten 17,5 Mrd. Euro erwartet nach 17,2 Mrd. Euro im März. Im Gesamtjahr 2024 allerdings, so die Prognose der Experten, dürfte der Außenhandel eher bremsend wirken und der Privatkonsum nicht an das Vorjahresergebnis anschließen können.
Zahl der offenen Stellen unverändert
Der Rückenwind vom robusten Jobmarkt sollte allerdings anhalten, denn die Arbeitslosenquote ist im April auf das Rekordtief von 6,4% gefallen. Die Quote der offenen Stellen verharrte im ersten Quartal bei 2,9% im Quartalsvergleich. Im Vorjahr waren es aber noch 3,2%, so könnte sich die Medianprognose im Konjunkturtableau von 6,5% für dieses Jahr erklären. Auch für die EU meldet Eurostat positive Signale vom Arbeitsmarkt: So kletterte die Erwerbstätigenquote um 0,2 Prozentpunkte auf 75,7% im ersten Quartal. Vom vierten Quartal 2023 auf das erste Vierteljahr 2024 fanden 25,5% aller Arbeitslosen bzw. 3,4 Millionen Personen einen Job. Mit 3,1 Millionen schieden 23,3% aus der Erwerbsbevölkerung aus. 6,8 Millionen, das sind 51,3% der zum Jahresende arbeitslos gemeldeten Personen, blieben ohne neue Arbeitsstelle.
Zinserwartungen steigen
„Es ist denkbar, dass die gestiegenen Erwartungen mit den Signalen der EZB zusammenhängen, sich mit weiteren Zinssenkungen Zeit lassen zu wollen“, erklärt ZEW-Experte Alexander Glas die um je 0,1 Prozentpunkte höheren Erwartungen an die Zinsen in drei Monaten bzw. in einem Jahr auf 3,4 bzw. 2,8 Punkte. Mit dieser vorsichtigen Haltung folge die EZB dem Beispiel der US-Notenbank Fed, die bisher noch gar keine Zinsänderungen vorgenommen hat. Die hohe Unsicherheit unter den Befragten hinsichtlich der weiteren EZB-Zinsentscheidungen zeigt sich in den − bezogen auf den relativ kurzen Prognosehorizont − vergleichsweise hohen Spannweiten der Erwartungen von 0,9 bzw. 2,3 Prozentpunkten. Die Inflation sehen die Experten auf gutem Weg, das EZB-Ziel von 2% zu erreichen. Auf Sicht des gesamten Jahres 2024 erwarten sie eine Inflationsrate von unverändert 2,4%. 2025 sollen es dann 2,1% werden, das sind 0,1 Punkte weniger als im Mai. Die Spannweite von 0,8 Punkten deutet aber „auf eine gewisse Uneinigkeit bezüglich der Inflationsdynamik im Jahr 2025 hin“, erklärt Glas.
Mehr Zuversicht für Deutschland
Die Voraussagen für das Wirtschaftswachstum behielten die Experten für 2024 mit 0,7% und 1,5% für das kommende Jahr bei. Die Spannweiten engten sich hier um je 0,1 Prozentpunkte ein. Die Wachstumserwartungen für die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr sind etwas optimistischer geworden: Nun werden 0,2% erwartet nach zuvor 0,1%. 2025 werden weiter +1,2% prognostiziert.