Deutsche Wirtschaft

Erholung lässt noch länger auf sich warten

Die Bundesbank erwartet, dass die Konjunkturflaute noch länger dauern wird. Vor allem die Industrie kommt nicht in Schwung. Und die Verbraucher bleiben trotz Reallohnerhöhungen zögerlich. Zudem wird die Inflation bis ins nächste Jahr hinein wieder etwas anziehen.

Erholung lässt noch länger auf sich warten

Erholung lässt noch länger auf sich warten

Bundesbank: Konjunkturflaute auch im vierten Quartal − Auftragsbestand sinkt

ba Frankfurt

Die Konjunkturflaute der deutschen Wirtschaft wird nach Ansicht der Bundesbank wohl auch im vierten Quartal anhalten. Aus der unerwarteten Zunahme des Bruttoinlandprodukts (BIP) im Sommer von 0,2% lasse sich „schwerlich eine verbesserte konjunkturelle Grunddynamik ableiten“, sodass die Ökonomen im Monatsbericht November Ökonomen von einer Stagnation zum Jahresende ausgehen.

Während Industrie und Bau die Wirtschaftsleistung weiter dämpfen dürften, könnte der private Konsum durchaus erneut etwas expandieren. Zwar seien die Verbraucher weiter verunsichert, doch böten die kräftig gestiegenen Löhne noch weiteren Spielraum für zusätzliche Konsumausgaben. Positive Impulse werden auch von den Dienstleistern erwartet. Der Arbeitsmarkt, so heißt es zudem, dürfte sich mit moderat sinkender Beschäftigung und leicht steigender Arbeitslosigkeit weiter abkühlen.

„Industrie kommt nicht in Schwung“

„Die Industrie kommt wohl auch im vierten Quartal nicht in Schwung“, fürchtet die Bundesbank. Die Nachfrage nach Industrieerzeugnissen sei in der Tendenz weiter schwach, auch wenn sich eine beginnende Erholung der Auslandsnachfrage andeute. Allerdings klagten im Oktober wieder mehr Unternehmen über mangelnde Neuaufträge. Die Exporterwartungen verschlechterten sich ebenso wie die kurzfristigen Produktionspläne. Einen ersten Hinweis auf einen verhaltenen Einstieg in das vierte Quartal gibt der Bundesbank zufolge die Stückzahl produzierter Personenkraftwagen, die im Oktober das Mittel des Vorquartals etwas unterschritt. Die Kapazitätsauslastung, die seit Oktober 2022 rückläufig ist, sank im Sommer erneut und liegt mittlerweile „ganz erheblich unter ihrem langfristigen Durchschnitt“. Hier, so schreibt die Bundesbank, „schlägt sich der anhaltende Nachfragemangel eindrucksvoll nieder.“

Auftragsbestand steigt

Dieser zeigt sich auch im Auftragsbestand im verarbeitenden Gewerbe − der zwar im September preis-, saison- und kalenderbereinigt um 1,6% zum Vormonat gestiegen ist. Doch für den Jahresvergleich weist das Statistische Bundesamt (Destatis) einen Rückgang um kalenderbereinigt 2,6% aus. Insbesondere der Anstieg von 3,0% gegenüber August im sonstigen Fahrzeugbau, zu dem Flugzeuge, Schiffe, Züge und Militärfahrzeuge zählen, wirkte sich dabei positiv aus. Ebenso das Plus von 1,2% im Bereich Herstellung von elektrischen Ausrüstungen. „In den weiteren Branchen des verarbeitenden Gewerbes waren die Veränderungen des Auftragsbestands zum Vormonat gering“, erklärten die Statistiker zudem. Die offenen Inlandsaufträge legten 1,5% zu, der Bestand an Auslandsaufträgen um 1,4%. Die Reichweite des Auftragsbestands blieb mit 7,3 Monaten im Vergleich zum August unverändert.

Höhere Inflationsrate zu erwarten

Bei den Verbraucherpreisen ist nach Einschätzung der Bundesbank „vorübergehend mit einer noch etwas höheren Inflationsrate zu rechnen.“ Dämpfenden Basiseffekte würden entfallen, während zu Beginn des neuen Jahres Sondereffekte preiserhöhend wirkten. „Dazu zählen die Preisanhebung beim Deutschlandticket und wohl auch kräftige Anhebungen der Tarife für private Krankenversicherungen.“ Zudem halte das deutliche Lohnwachstum aus dem Jahr 2024 die Teuerung bei Dienstleistungen hoch.

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