Erwerbstätigkeit erklimmt Rekordhoch
ast Frankfurt
Deutschland zählt so viele Erwerbstätige wie nie zuvor. Trotz Konjunkturflaute im Schlussquartal ist ihre Zahl im vierten Quartal auf ein neues Hoch geklettert. Von Oktober bis Dezember nahm die Zahl um 107000 Personen zu, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mitteilte. Das entspricht einem Plus von 0,2% zum Vorquartal. Demzufolge waren 45,9 Millionen Personen erwerbstätig.
Trotz des schrumpfenden Bruttoinlandsprodukts (BIP) zeigt sich die Erwerbstätigkeit damit stabil. Das BIP war im Schlussquartal um 0,2% geschrumpft. Als Hauptgrund wird das zurückhaltende Konsumverhalten der Verbraucher angesichts sinkender Reallöhne infolge der zu hohen Verbraucherpreise genannt. Den Wiesbadener Statistikern zufolge hat sich der Anstieg der Erwerbstätigkeit noch einmal beschleunigt. Im dritten Quartal war der Zuwachs mit 38000 Personen bzw. 0,1%, etwas schwächer ausgefallen. Ohne Bereinigung um saisonale Verzerrungen erhöhte sich die Zahl der Erwerbstätigen am Jahresende sogar um 258000 oder 0,6%. Ein Anstieg im letzten Quartal ist zwar üblich. „Der Zuwachs fiel im Jahr 2022 jedoch höher aus als im Durchschnitt der drei Vorkrisenjahre 2017 bis 2019“, betonten die Statistiker. Dieser liegt bei 217000 Personen oder 0,5%.
Dienstleister überzeugen
Zum Beschäftigungsanstieg trugen erneut überwiegend die Dienstleistungsbereiche bei. Gegenüber dem Vorjahresquartal erhöhte sich die Erwerbstätigenzahl um 443000. „Den größten absoluten Beschäftigungsgewinn verzeichnete erneut der Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit“, meldete Destatis. Hier wurde ein Plus von 142000 Personen registriert. Auch in Handel, Verkehr und Gastgewerbe nahm die Erwerbstätigkeit deutlich zu mit 121000 Personen, gefolgt von den Unternehmensdienstleistern mit 108000 Personen, zu denen auch die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften gehört. Im Bereich Information und Kommunikation betrug der Beschäftigungszuwachs 69000 oder 4,7%. In der Finanz- und Versicherungsbranche setzte sich hingegen der bereits seit Jahren bestehende Abwärtstrend fort: Hier gab es einen Rückgang um 12000 Erwerbstätige. Die Industrie meldete ein Plus von 35000 Personen oder 0,4%.
Die Zahl der Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger sank um 37000 Personen auf 3,9 Millionen, die der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stieg hingegen um 529000 auf 42,0 Millionen. Statistiker rechnen mit neuen Rekordständen bis 2024. Danach dürfte die Erwerbstätigenzahl aufgrund des demografischen Wandels jedoch sinken.
Gleichzeitig sank jedoch die Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen. Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge nahmen diese um 1,5% auf 335,9 Stunden pro Quartal ab. Grund hierfür dürfte auch der erhöhte Krankenstand gewesen sein.