Euro-Industrie bläst weiter Trübsal
Euro-Industrie bläst weiter Trübsal
Arbeitslosenquote steigt überraschend – Weniger Wachstum erwartet
ba Frankfurt
Die Industrieunternehmen im Euroraum sind im Juli überraschend unverändert schlechter Laune. Der von S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex (PMI) stagnierte endgültigen Daten zufolge im Monatsvergleich bei 45,8 Zählern. Ökonomen hatten erwartet, dass die Erstschätzung – ein weiterer Rückgang um 0,2 auf 45,6 Zähler – bestätigt wird. Mit einem Wert unter der neutralen 50-Punkte-Marke signalisiert das Frühbarometer eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage.
Nachdem es zu Jahresbeginn noch ausgesehen hatte, als würde die Industrie den tiefen Produktionseinbruch der vorangegangenen Monate allmählich hinter sich lassen, sei nun „der mehr oder weniger einhellige Konsens, in der zweiten Jahreshälfte werde die Erholung in der Eurozone etwas an Fahrt gewinnen, hart auf die Probe gestellt“ worden, kommentierte Cyrus de la Rubia, Chefökonom vom S&P-Partner Hamburg Commercial Bank. Laut S&P sanken die Auftragseingänge noch stärker als im Juni, sodass sich die Rückgänge bei Produktion und Beschäftigung beschleunigten. Die Einkaufsmenge wurde abermals reduziert und die Lager erneut abgebaut.
Zu der schwachen Nachfragesituation hätten sich seit Juni auch noch steigende Einkaufspreise dazu gesellt, die offensichtlich nicht an die Kunden weitergereicht werden können. Für die Firmen bedeute diese Konstellation, dass die Gewinnmargen sinken. „Sollte sich hier ein Trend etablieren, verheißt dies nichts Gutes für die Investitionstätigkeit und das künftige Wachstum, weil in solchen Zeiten am ehesten der Sparstift angesetzt wird“, mahnte de la Rubia. Die Unternehmen schienen auch nicht viel Hoffnung zu haben, dass sich die Lage in nächster Zeit verbessere: „Vielmehr haben sie im Juli ihre Belegschaften noch mal deutlicher reduziert als zuvor.“
Arbeitslosigkeit steigt überraschend
Aber nicht nur die Industrie hat Jobs gestrichen – im Juni ist die Arbeitslosigkeit im gemeinsamen Währungsraum gestiegen. 11,122 Millionen Personen waren laut Statistikamt Eurostat arbeitslos gemeldet, das sind 41.000 mehr als im Mai und 81.000 mehr als im Vorjahr. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote stieg nach dem Rekordtief im Mai überraschend um 0,1 Prozentpunkte auf 6,5%. Ökonomen hatten eine unveränderte Quote erwartet. Die Jugendarbeitslosenquote hingegen sank um 0,1 Prozentpunkte auf 14,1%. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in den 27 Ländern der EU, auch wenn hier die Arbeitslosenquote unverändert bei 6,0% blieb. Die 13,258 Millionen Arbeitslosen bedeuten einen Anstieg um 52.000 zum Vormonat bzw. 188.000 zum Vorjahr.
Die höchste Arbeitslosenquote wies auch im Juni Spanien mit 11,5% aus, gefolgt von Griechenland mit 9,6%. Die niedrigsten Werte melden Malta und Slowenien mit je 3,1%. In Deutschland verharrte die für internationale Zwecke berechnete Arbeitslosenquote bei 3,4%. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) weist hingegen für Deutschland im Juli eine im Vergleich zum Juni unveränderte Arbeitslosenquote von 6,0% aus.
Wachstumsprognose reduziert
Für Chefvolkswirt de la Rubia allerdings ist mit Blick auf die PMI der einzelnen Länder die größte Schwäche in Deutschland, aber auch in Österreich auszumachen. Von Wachstum könne nur in Griechenland und Spanien noch die Rede sein – aber auch dort gab es deutliche Schwungverluste. Da hierzulande das verarbeitende Gewerbe einen Anteil von 22,6% an der Bruttowertschöpfung hat, schraubt de la Rubia die Wachstumsprognose von 0,5% auf 0,2% nach unten.