Konjunktur

Euro-Industrie verlangsamt Talfahrt

Zwei Hoffnungsschimmer für die Euro-Konjunktur: Die Industrie verlangsamt die Talfahrt und die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie nie zuvor. Die Winterrezession könnte also etwas milder verlaufen als befürchtet.

Euro-Industrie verlangsamt Talfahrt

ba Frankfurt

Die Aussichten für die Euro-Wirtschaft sind zwar trübe, doch sprechen die neuesten Daten vom Arbeitsmarkt und der Einkaufsmanagerumfrage dafür, dass die erwartete Winterrezession doch etwas milder verlaufen könnte als befürchtet.

So hat sich die Stimmung in den Industrieunternehmen im Euroraum im November etwas aufgehellt. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) ist laut endgültigen Daten um 0,7 auf 47,1 Punkte geklettert. Die Erstschätzung lag aber noch bei 47,3 Zählern. Damit ist das Barometer den fünften Monat in Folge unter der neutralen Marke von 50 Punkten und signalisiert erneut Wachstumseinbußen. Allerdings, so heißt es bei S&P Global, fielen Produktion und Auftragseingang nicht mehr ganz so stark wie beim annähernden Zweijahreshoch im Oktober. Überdies habe sich der Inflationsdruck wegen der rückläufigen Nachfrage und abklingender Lieferschwierigkeiten abgeschwächt. Die Produktion sei jedoch erneut kräftig zurückgefahren worden. „Dass der Index Produktion auf einem der tiefsten Werte der letzten zehn Jahre verharrte, deutet auf einen Rückgang von etwa 4% auf Jahresbasis hin“, mahnte Chris Williamson, Chefvolkswirt bei S&P Global. „Für die arg gebeutelte Industrie scheint auch keine unmittelbare Besserung in Sicht zu sein“, erklärte er – denn der Auftragsrückgang habe sich wegen der Nachfrageflaute in besorgniserregendem Tempo fortgesetzt und schrumpfe weiter deutlich stärker als die Produktion. Die Fertigwarenlager seien daher erneut gestiegen, nachdem sie bereits in den vergangenen Monaten so kräftig gewachsen waren wie nie zuvor seit Umfragebeginn vor 25 Jahren. „Einem derartigen Lageraufbau werden unweigerlich weitere Produktionskürzungen folgen, sofern die Nachfrage nicht wieder anzieht“, warnte Williamson.

S&P Global zufolge verzeichneten die PMI sämtlicher von der Umfrage erfassten Länder – die zusammen rund 90% des Eurozone-Industriesektors ausmachen – im November Rückgänge. In Irland und den Niederlanden beschleunigte sich die Talfahrt, während es in Österreich mit unveränderter Rate bergab ging. In den übrigen Ländern hingegen verlangsamte sich der Abwärtstrend. So legte der PMI für die deutsche Indus­trie um 1,1 Punkte auf 46,2 Punkte zu, der PMI für Frankreich um 1,1 auf 48,3 Zähler. Der PMI für Italien legte um 1,9 auf 48,4 Punkte zu. Für Spaniens Industrie wird ein um 1,0 höherer PMI mit 45,7 Punkten angegeben.

Konjunktureller Rückenwind kommt derweil weiterhin vom Jobmarkt: Das Statistikamt Eurostat meldete für Oktober einen Rückgang der Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 6,5%. So gering war sie noch nie seit Bestehen des Währungsraums. Ökonomen hatten eine Stagnation erwartet. Im Vorjahr hatte die Quote noch bei 7,3% gelegen. Laut Eurostat waren im Oktober 10,872 Millionen Menschen arbeitslos – das sind 1,053 Millionen weniger als im Vorjahr. Die höchste Arbeitslosigkeit herrscht weiter in Spanien (12,5%), in Deutschland (3,0%) ist sie am geringsten.