Verbraucherpreise

Euro-Inflation steigt schwächer als befürchtet

Die Inflation in der Eurozone steigt deutlich und bleibt doch unter der symbolischen Marke von 3%. Viele Blicke sind derzeit auf die Entwicklungen in Deutschland gerichtet.

Euro-Inflation steigt schwächer als befürchtet

Euro-Inflation schwächer als befürchtet

Teuerung steigt im Dezember auf 2,9 Prozent – Deutschland bei der weiteren Entwicklung im Fokus – Kernrate sinkt

mpi Frankfurt

Die Inflation in der Eurozone steigt deutlich und bleibt doch unter der symbolischen Marke von 3%. Viele Blicke sind derzeit auf die Entwicklungen in Deutschland gerichtet. Denn die größte Volkswirtschaft der Währungsunion ist maßgeblich für das höhere Preisniveau verantwortlich. Für 2024 ist aber Entspannung in Sicht.

Die Inflation in der Eurozone bleibt trotz eines deutlichen Anstiegs unter der symbolischen Marke von 3%. Die Verbraucherpreise legten im Dezember um 0,5 Prozentpunkte auf 2,9% zu, wie Eurostat am Freitag in einer Erstschätzung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 3,0% gerechnet.

Haupttreiber der höheren Inflationsrate war der im Jahresvergleich deutlich geringere Rückgang der Energiepreise. Sanken diese im November noch um 11,5%, war es zum Jahresschluss nur noch ein Minus von 6,7%. Nach Berechnungen der Commerzbank sorgte diese Entwicklung für eine um 0,7 Prozentpunkte höhere Inflationsrate. Das bedeutet: Ohne diesen Effekt wäre die Inflation in der Eurozone leicht zurückgegangen.

Deutschland im Fokus

Die Entwicklung bei den Energiepreisen lag vor allem an Deutschland. Ein Sondereffekt durch die „Dezember-Soforthilfe“ der Bundesregierung im Jahr 2022 hatte die Inflation in Deutschland im Dezember 2023 nach europäischer Berechnungsmethode HVPI von 2,4 auf 3,8% katapultiert.

Die Kernrate der Euro-Inflation, also ohne Berücksichtigung der Energie- und Lebensmittelpreise, ging von 3,6 auf 3,4% zurück. „Dies zeigt, dass der unterliegende Preisauftrieb weiter nachgelassen hat“, sagt Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil. Dass sich dieser Trend fortsetzen dürfte, signalisieren auch die jüngsten Daten zu den Erzeugerpreisen im Euroraum, die Eurostat ebenfalls am Freitag veröffentlichte.

Erzeugerpreise sinken

Die Erzeugerpreise der Industrie sanken im November im Vergleich zum Vormonat um 0,2%. Die Preise der Hersteller gewerblicher Produkte sind ein Vorbote für die Entwicklung der Verbraucherpreise. Unternehmen geben in der Regel geänderte Produktionskosten an ihre Kunden weiter.

Einen starken Rückgang der Inflationsrate im Januar dürfte es dennoch wohl nicht geben. Abermals spielt Deutschland dabei eine wichtige Rolle. Verschiedene Maßnahmen der Bundesregierung wie ein Anheben der Mehrwertsteuer für die Gastronomie auf wieder 19% oder höhere CO₂-Preise werden den Preisdruck zum Jahresauftakt hierzulande hochhalten und sich auch stark auf die Euro-Inflation auswirken.

Entspannung in Sicht

Für den weiteren Jahresverlauf rechnen die meisten Ökonomen jedoch mit einer Entspannung bei der Inflation sowie mit einer niedrigeren Kernrate. Uneins sind sie sich, ob die Teuerung in der Eurozone bereits in diesem Jahr auf das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2,0% fällt oder nicht.

Maßgeblich dafür wird sein, wie stark die Lohnerhöhungen 2024 ausfallen und ob die Energiepreise im Zuge des Nahost-Konflikts steigen werden oder nicht. Beides ist derzeit schwer abschätzbar. „Ein ebenso nicht zu unterschätzendes Inflationsrisiko ist der starke Anstieg der globalen Frachtkosten von zuletzt über 130% seit Mitte November 2023“, sagt DZ-Bank-Ökonom Matthias Schupeta. Sollte sich die Zunahme als anhaltend erweisen, werde dies den Preisdruck im zweiten Halbjahr „spürbar“ verstärken. Für eine Entwarnung bei der Inflation ist es für Schupeta daher zu früh.

Auch Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, mahnt mit Blick auf die zwar sinkende, aber immer noch hohe Kerninflation. „Erwartungen an rasch sinkende EZB-Leitzinsen sind voreilig“, sagt er. „Die EZB wird weiter geduldig sein, statt den Inflationssieg zu früh zu erklären.“

Hoffnungen auf Zinssenkungen

An den Finanzmärkten ist eine erste Zinssenkung der EZB spätestens im April bereits seit längerem fest in den Kursen eingepreist. Der EZB-Rat hat diese Spekulationen in der Vergangenheit immer wieder zurückgewiesen, teils in einem sehr deutlichen Tonfall.

Kommentar Seite 2
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.